Kunst muss nicht immer teuer sein

Kunst muss nicht immer teuer sein

Quelle: Alessandro Della Bella

Im aufstrebenden Zürcher Quartier Kalkbreite haben zwei junge Zürcher im vergangenen Oktober eine Galerie eröffnet. Ihr Ziel ist es, Kunst zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Das trend magazin hat sich mit den beiden Galeristen Caroline Rampone und Jarbas Schlub über ihr einzigartiges Konzept unterhalten.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, in Zürich eine Galerie zu eröffnen, die Bilder in einer 155er Auflage anbietet?

Jarbas: Ich habe bemerkt, dass vielen Menschen die Galeriewelt fremd ist. Man hat Hemmungen, in eine Galerie zu gehen, da man glaubt, die Bilder dort nur sehr teuer erwerben zu können. So kamen wir auf die Idee, eine Galerie zu eröffnen, in welcher Bilder in höheren Auflagen, dafür zu erschwinglichen Preisen angeboten werden. Gleichzeitig bieten wir aber höchste Qualität in der Produktion mit ausgewählten Schweizer Produzenten.

Und solche Galerien gibt es nicht schon in Zürich? Seid ihr mit dem Konzept einzigartig?

Caroline: Es gibt viele Galerien, aber nicht in diesem Spektrum, in dem wir uns bewegen. Wir sind vielleicht die einzige Schweizer Editionsgalerie, die im kleinen Rahmen Fotografien und Illustrationen als fertiges Kunstwerk verkauft. Es gibt internationale Galerien, die einen ähnlichen Ansatz haben, aber diese sind viel grösser organisiert.

Was bedeutet Kunst für euch?

Jarbas: Kunst ist ein weiter Begriff, sehr individuell und für jeden etwas Anderes. Aus Sicht der edition155 weckt Kunst Emotionen. Sie soll Freude bereiten, und man soll sie auch verstehen. Genauso wie sich viele Fotografen auch nicht als Künstler verstehen, sondern als eine Art Handwerker, die etwas erschaffen.

Caroline: Kunst hat viele Gesichter. Sie soll mich ansprechen, emotional berühren und inspirieren.

Ihr arbeitet aber nicht nur mit Fotografen, sondern auch mit anderen Künstlern zusammen?

Jarbas: Wir arbeiten vor allem mit Fotografen zusammen, haben aber nebst der Fotografie auch weitere digitale Kunst sowie Illustrationen im Portfolio. Wir glauben, dass dies ein interessanter Mix ist und werden unser Portfolio auf diesem Konzept basierend ständig erweitern.

Ihr habt beide nicht Kunst studiert – wie also seid ihr auf den Kunstmarkt gekommen?

Jarbas: Ich habe Wirtschaft studiert, meine Lizentiatsarbeit dabei aber dem Kunstmarkt gewidmet. Im Rahmen meiner Arbeit habe ich das Verhältnis von Kunst und Investment untersucht und mir dabei ein fundiertes Know-how angeeignet. Zudem habe ich neben dem Studium in einer Galerie gearbeitet. Meine Affinität und Leidenschaft zu Kunst besteht schon länger. Und ja, wir hatten Glück, das perfekte Ladenlokal zu finden. Auf diese Weise ist die Idee der Galerie gereift – von der Praxiserfahrung während dem Studium, über die Lizarbeit bis hin zum idealen Raum.

Ihr habt die gesamte Inneneinrichtung der Galerie selbst hergestellt. Warum habt ihr euch dafür so viel Zeit genommen und nicht einfach fertige Möbel gekauft?

Jarbas: Erstens haben wir sehr viel Freude daran, etwas selber zu erschaffen. Zweitens sollen unsere Besucher reinkommen und spüren, dass hier selber gearbeitet wurde und dass kein Mainstream herrscht.

Caroline: Zudem wollten wir, dass sich die Möbel gut integrieren und schon fast im Raum verschwinden. Nur so können die Bilder richtig wirken. Darum stehen bewusst auch keine Designermöbel im Raum, welche zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden.

Galerie

Wer kommt denn vor allem zu euch, um Bilder zu kaufen?

Caroline: Wir sprechen eine breite Zielgruppe an – Interessierte ganz verschiedenen Alters und Berufsgruppen haben den Weg zu uns schon gefunden. Viele entdecken uns, wenn sie mit dem Auto oder dem Tram vorbei fahren. Darunter sind Leute, die bereits Kunst besitzen, aber auch solche, die auf der Suche sind nach einem neuen Bild oder sich einfach inspirieren lassen möchten.

Was für Bilder gefallen euch persönlich?

Caroline: Mir gefällt zum Beispiel das Spiel mit Kontrasten, Landschaftsbilder in dezenten Farben mit Weite und einem knalligen Eyecatcher, sowie auch urbane Bilder und Architekturfotografie. Sehr gut gefallen mir auch die zeichnerisch anmutenden Durchschnittsbilder zum Thema Fashion von Pascal Marchev.

Jarbas: Detailaufnahmen, wo ich mich lange Zeit darin verweilen kann wie zum Beispiel Della Bella’s Dämmerungsaufnahmen von Zürich. Tief verschneite Landschaften wecken in mir grosse Sehnsucht nach den Bergen, da ich länger keine Zeit mehr hatte aufs Snowboard zu stehen.

Ihr seid nicht nur geschäftlich, sondern auch privat ein Paar. Wie ist es, den Berufs- sowie auch Privatalltag gemeinsam zu verbringen? Gibt das nicht ab und zu Probleme?

Caroline: Es ist sicherlich eine Herausforderung, welcher wir uns aber schon länger erfolgreich stellen. Wir ergänzen uns perfekt. Jarbas’ Schwächen sind meine Stärken und umgekehrt. Selbstverständlich gibt es öfters Diskussionen, diese sind aber meistens konstruktiv und bringen uns einen Schritt weiter.

Jarbas: Privat muss man schauen, dass die Galerie nicht das Dauerthema ist. Aber natürlich vermischt sich Privates und Geschäftliches stark. Die guten Einfälle und Ideen kommen oft nicht zu Bürozeiten.

Und was sind eure nächsten Pläne?

Caroline: Demnächst gibt es einen Online-Shop der Galerie, um einem breiteren Publikum Zugang zu unseren Bildern zu ermöglichen. Auch kann online unser ganzes Portfolio angesehen werden, während in der Galerie immer nur eine Auswahl der Bilder ausgestellt ist. Zudem ist seit kurzem im Bäderquartier Baden ein grosses Schaufenster mit unseren Bildern zu sehen.

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