Interview mit Aldo Magada, CEO Zenith: «Alles hat mit Emotionen zu tun»

Quelle: Beni Bitzi

Bereits zum 13. Mal fand im Januar in St. Moritz der internationale WinterRAID statt. Das 4-tägige Oldtimer-Rennen führte über das italienische Bormio nach Cortina d’Ampezzo und über die östlichen Dolomiten zurück ins Engadin. Zum ersten Mal nahm die Schweizer Luxusuhrenmanufaktur Zenith als Sponsor an der spektakulären Rallye teil. Im Interview mit dem TREND MAGAZIN verrät uns CEO Aldo Magada, was Zenith-Uhren und Oldtimers gemeinsam haben.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1865 begleitet die Uhrenmanufaktur Zenith aus Le Locle im Kanton Neuenburg mutige Menschen und Abenteuer im weitesten Sinne des Wortes. Die heutigen Zenith-Sterne stürzen sich wie Felix Baumgartner tollkühn aus der Stratosphäre zur Erde, steuern wie die Segelmannschaft von Spindrift racing einen gigantischen Renn-Trimaran über die Weltmeere oder reissen ein zehntausendköpfiges Publikum von den Sitzen, wie die Rolling Stones.

03_2040_4061_69_C496Getreu nach ihrer Markenphilosophie „Legends are forever“, schickte Zenith als offizieller Partner und Sponsor vom diesjährigen WinterRAID den Oldtimer Jaguar MK1 1959 mit den beiden Piloten Daniel Spadini und Dominique Vananty ins Rennen. Im Gegensatz zu ihren Mitstreitern, hatten die beiden Zenith-Fahrer jedoch weder eine Karte noch ein GPS als Navigationshilfe zur Hand. Benutzen durften sie lediglich das offizielle Roadbook des Veranstalters und die von Zenith zur Zeitmessung zur Verfügung gestellte mechanische Uhr „El Primero Chronomaster 1969“.

Das legendäre Hochfrequenzkaliber „El Primero“ wurde im Jahr 1969 als das erstes integriertes Chronographenwerk mit automatischem Aufzug vorgestellt und enthält bis heute mit 36’000 Halbschwingungen pro Stunde das präziseste in Serie produzierte Uhrenwerk. Zur genauen Messung der Zehntelsekunde schlägt es mit einer Frequenz von 10 Halbschwingungen pro Sekunde und ist damit das einzige Uhrwerk, das eine Zehntelsekunde messen und anzeigen kann. Dank dieser Präzision wurden die „El Primero“ Chronographen über die letzten 45 Jahre zu einer wahren Legende und brachten auch den Zenith-Fahrern die optimalsten Voraussetzungen, um die vorgeschriebene Zeit, die es pro Etappe auf 1/10 Sekunde einzuhalten galt, stets perfekt im Auge behalten zu können.

Was bedeutet es für dich, an der Spitze eines Unternehmens wie Zenith zu stehen?
Aldo Magada, CEO: Ich würde sagen, dass ich den besten Job in der Uhrenindustrie habe. Ich besitze mehr als 35 Jahre Erfahrung mit grossen Brands und trotzdem ist bei Zenith vieles anders. Zum einen, weil Zenith eine Manufaktur ist. Das gibt mir die Möglichkeit, mich auch in der Entwicklung und der Produktion einzubringen. Ausserdem produzieren wir den besten und präzisesten Chronographen der Welt. Das macht mich natürlich auch stolz.

Was ist das Besondere an dem Unternehmen?
Zenith ist äusserst kreativ – in vielen Belangen. Heute behauptet jeder von sich, eine Uhren-Manufaktur zu sein. Auch wenn er nur ein oder zwei Modelle herstellt. Zenith hingegen produziert über 600 verschiedene Uhrwerke, auch wenn diese hauptsächlich auf den beiden Legenden „Elite“ und „El Primero“ basieren. Wenn mich heute jemand fragt, wie lange die Entwicklung einer unserer Uhren in Anspruch genommen hat, antworte ich immer: mehr als 150 Jahre. Denn so lange gibt es das Unternehmen bereits und all diese Erfahrungen aus den vergangenen Jahren sind in den heutigen Zenith-Uhrwerken verarbeitet.

Was schätzt du am meisten an deiner Arbeit?
Dass wir ein sehr menschliches Unternehmen sind mit einer flachen und überschaubaren Organisation. In Le Locle sind wir derzeit 240 Mitarbeiter. Klar kenne ich nicht alle Namen auswendig, aber ich weiss, wer für was zuständig ist. Ausserdem wird Teamarbeit bei uns ganz gross geschrieben. Ein weiterer Punkt, den ich sehr schätze, ist, dass ich bei einem Schweizer Unternehmen tätig bin, das noch sehr viel Potential hat. Das ist für mich nicht nur eine Herausforderung, sondern auch ein Abenteuer.

Welches Potential meinst du?
Mit Potential meine ich, dass die Leute den Brand noch nicht gut genug kennen, obwohl das viele behaupten. Das kommt daher, dass Zenith ein relativ häufiger Name ist und es auch andere Institutionen gibt, die sich so nennen. Deshalb verwechseln die Leute das oft. Wenn du dann gezielt nach den Zenith Uhren fragst, dann kennen es die meisten nicht mehr. Deshalb besteht für mich die grosse Herausforderung darin, dass der Brand und die Geschichte unserer Manufaktur noch besser bekannt werden.

Es geht also schlussendlich auch darum, mehr Umsatz zu generieren?
Nein, es geht nicht in erster Linie darum. Klar, Umsatz ist wichtig, denn auch wir müssen uns finanzieren. Aber wir möchten die Werte, die Philosophie und die Geschichte von Zenith erzählen, damit die Leute wissen, was unsere Uhren ausmacht. Ich nehme das Beispiel von Ferrari: Die Leute kaufen sich Anhänger, Kappen und T-Shirts von Ferrari, weil sie den Brand gut finden und sich damit identifizieren. Die wenigstens von ihnen werden sich aber jemals einen richtigen Ferrari leisten können.

Was hat deine Zenith-Uhr für dich für eine Bedeutung?
Man muss heute niemandem mehr erklären, dass eine Uhr die Zeit vorgibt. Ich aber denke, dass die Uhrzeit etwas viel kostbareres ist, als einfach eine reine Information. Sie hat mit Emotionen zu tun, denn wir reisen in der Zeit gedanklich hin und her. Ich schaue auf meine Uhr und weiss, welche Uhrzeit wir jetzt in diesem Moment haben. Ich kann mir dabei aber auch vorstellen, wo wir in zwei Stunden sein werden oder mich daran erinnern, wo ich vor vier Stunden war. Ich kann sie auch bei einem besonderen Ereignis tragen, an das ich mich später beim Blick auf das Zifferblatt wieder erinnere und das mit emotional berührt. Die Uhr ist also mein treuster Begleiter. Und genau das ist auch unsere Unternehmensphilosophie: Zenith ist der beste Begleiter für alle, die in ihrem Leben aktiv sind. Und zwar in den unterschiedlichsten Bereichen. Das können auch Extremsportler sein, wie Felix Baumgartner, der aus der Stratosphäre sprang, oder Gandhi, der eher spirituell unterwegs war. Beide benutzten eine Zenith-Uhr, aber für verschiedene Zwecke und in unterschiedlichen Lebenssituationen. Und genau darum geht es.

Würdest du sagen, Zenith gehört zu einem der traditionellsten Schweizer Unternehmen?
Zenith ist auf keinen Fall traditionell. Zenith ist klassisch und zeitlos. Tradition bedeutet, sein Erbe anzutreten und sich dann nur darauf zu konzentrieren, dieses auszubauen. Zeitlos ist etwas, das zwar klassisch ist, aber einem die Möglichkeit gibt, sich immer wieder neu zu erfinden. Und das sind wir.

Warum tretet ihr gerade beim WinterRAID als Sponsor auf?
Das hat verschiedene Gründe. Zum einen ist es mit Sicherheit der geschichtliche Hintergrund, den Zenith und dieses Rennen verbindet. Oldtimer sind aus mechanischer Sicht schon fast ein bisschen verrückt und wie unsere Uhren komplett analog. Trotzdem muss man sehr feinfühlig und sensibel sein, um diese Autos präzise zu fahren. Dann spielte aber auch die Ästhetik eine wichtige Rolle. Ich zum Beispiel bin der Meinung, dass der von uns gesponserte Jaguar MK1 1959 auch nach über 50 Jahren noch zu den schönsten Sportwagen gehört. Das hat jetzt aber nichts mit einer melancholischen Nostalgie zu tun, sondern wir wollen damit lediglich zeigen, dass gewisse Werte auch heute noch zählen.

Was ist das Ziel beim Sponsoring von solchen Events?
Der Spassfaktor. Das ist mitunter auch ein Grund, warum wir diese Art von Anlässe unterstützen. Die Leute geniessen und erleben einen spektakulären Event und behalten diesen in guter Erinnerung. Die positive Erfahrung ist daher viel wichtiger, als das reine Produkt dahinter.

Es geht euch dabei also vor allem um Emotionen, richtig?
Ja, absolut! Bei allem was wir tun, geht es immer um Emotionen.

Besitzt du privat ebenfalls einen Oldtimer?
Nein, ich fahre lieber die Oldtimer von anderen, das ist viel kostengünstiger (lacht).

Mein Eindruck ist, dass eure Uhren eher etwas für Männer sind, richtig?
Zum einen hast du recht, aber andererseits liegst du damit völlig falsch. Ja, 80 Prozent unserer Kunden sind männlich, das stimmt schon. Aber wir haben durchaus auch weibliche Kundinnen. Die Sache ist ein bisschen so, dass die Uhrenindustrie eine sehr konservative Branche aus dem 19. Jahrhundert ist: die grossen Uhren sind für die Männer, die kleine Uhren für die Frauen. Punkt. Das hat sich aber mittlerweile massiv geändert. Heute haben die Frauen ihre ganz eigenen Wünsche und Vorstellungen. Aber die sind oft auch sehr unterschiedlich. Es ist nicht mehr nur schwarz oder weiss. Wenn sich zum Beispiel eine Frau für eine sportliche Uhr interessiert und sie sieht in der Kollektion für Männer eine, die ihr gefällt, dann kauft sie diese. Heute interessiert das niemanden mehr.

Und womit hatte ich dann recht?
Du hast recht, weil wir in der Tat noch kein grosses Sortiment für Frauen führen. Wir arbeiten aber zur Zeit an einem neuen Modell, das wir 2017 auf den Markt bringen werden. Zenith wird sich aber nie zu einem typischen Brand für Frauen entwickeln, aber wir werden auf jeden Fall das Sortiment erweitern.



WinterRAID St. Moritz 2016
Beim jährlichen WinterRAID handelt es sich um ein traditionelles Oldtimerrennen, wobei nicht die Geschwindigkeit, sondern das Einhalten einer vorgeschriebenen Durchschnittsgeschwindigkeit entscheidend ist. Die anspruchsvolle Route führt die knapp 50 Teilnehmer über unzählige Pässe und stellt hohe Anforderungen an Mensch und Maschine. Dabei gilt es etliche steile Bergstrecken, Sonderprüfungen und Etappenziele zu meistern. Für mutige Oldtimer-Piloten ist dieser 4-tägige Fahrspass durch die märchenhafte Winterlandschaft ein wahrer Traum. Um die anspruchsvolle Aufgabe meistern zu können, sind viele Co-Piloten mit Karten, GPS und Zeitstoppuhren ausgerüstet. Für jede 1/10 Sekunde Abweichung gibt es Strafpunkte. Beim Eintreffen in St. Moritz werden die Rallye-Helden von den Zuschauern empfangen und gefeiert. Die Siegertrophäe erhält das Team mit den wenigsten Strafpunkten.


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