Madeline Juno veröffentlicht Ende Februar ihr zweites Album „Salvation“

Quelle: Universal Music

Madeline Juno ist eine Geschichtenerzählerin. Und obwohl sie jung ist und hinreissend schön, sind ihre Geschichten weit davon entfernt, gefällig zu sein. Sie sind vieldeutig und melancholisch. Sie erzählen von schlaflosen Nächten, verpasster Jugend und rastlosem Zweifel; sie sind heillos verliebt und hemmungslos aufrichtig. Madeline erzählt ihre Geschichten in Popmusik ohne falsche Eitelkeiten und auf die einzig glaubwürdige Art: Sie erzählt von sich.

Madelines Jugend hat sich in einer Zwischenwelt abgespielt. Vielleicht hat die Tatsache, dass ihre Eltern Musiker sind, ihre grosse Familie im eigenen Haus probte und beinahe jedes Wochenende auf Tour war, dazu geführt, dass Madeline auf ihrem eigenen Weg zur Musik ungestört sein musste. Oder es lag daran, dass es im Baden-Württembergischen Offenburg Ende der 2000er keinerlei Musikszene oder Bandkultur gab. Ihre Karriere begann jedenfalls allein; im Bandkeller, den sie mit 11 auf eigenen Wunsch als Kinderzimmer bezog, und mit 13 auf YouTube mit Songs, von denen sie lange Zeit niemandem erzählte.

Ȇberall standen Instrumente und ich habe Tag und Nacht versucht, das verdammte F hinzukriegen. Es war
schaurig-schön. Mein erster Song handelte dann auch von den Schatten, die mir Angst machten
und gegen die ich mit Schwertern kämpft
e.«

Ihre Uploads bestanden fast ausschliesslich aus Songs mit englischen Texten. Weil sie es tatsächlich kann – aber ihr Faible hat auch mit ihrer Zielstrebigkeit zu tun: „Ich entdeckte die Show von Ellen DeGeneres und stellte mir vor, ich wäre in ihrer Sendung und würde nach meiner Musik gefragt. Für mich war es logisch: Wenn das mein Traum war, warum sollte ich es mir schwer machen und nicht auf Englisch schreiben?“ Zunächst aber klopfte ein Produzententeam aus Hamburg an. Nachdem Madeline ihre Mutter überzeugt hatte, antworten zu dürfen, war die Zusammenarbeit noch vor ihrem 15. Geburtstag besiegelt. Die Welt, in die sie sich jetzt zurückzog war plötzlich professionell und umso mehr ihr Geheimnis. Bewusst verpasste sie Clubs, Drinks, Schwärmereien und verbrachte jede Minute im Studio, um an ihrem Album zu arbeiten.

»Ich fühlte mich verloren – war anwesend, aber nicht wirklich da. Aber ich hatte das sichere
Gefühl, dass ich dieses Album herausbringen würde und damit beweisen, dass man seinen
Traum leben kann. Darauf habe ich mich konzentriert.«

Als sie mit 18 ihr Abitur bestand, war der Weg frei für „The Unknown“. Ihr Debütalbum, das so weltbewegend für sie war, dass der Schriftzug heute auf ihrem Unterarm verewigt ist. „Es kannte ja fast niemand meine Songs – das Album war das Unbekannte, in das ich meine Fans mitnehmen wollte.“ Zum ersten Mal öffnete Maddy offiziell die Welt, in der sie so lange allein gelebt hatte. Den Keller in ihrem Herzen; den Teil von ihr, den kaum jemand kannte. „The Unknown“ wurde ein Erfolg. Für sie persönlich – und mit Songs wie „Error“, der als Titelsong des Kinohits „Fack ju Goethe“ ausgewählt wurde und dessen Clip weit über zwei Millionen Mal geklickt wurde. Was für eine Last muss mit dem Release von „The Unknown“ von ihr abgefallen sein, denn das Sich-Öffnen ist eigentlich eine ihrer grössten Triebfedern.

»Die Menschen sollen wissen, wer ich bin. Ich möchte, dass die Zuhörer spüren, dass sie nicht
alleine sind, wenn sie zweifeln – weil ich fühle wie sie.«

Eine Befreiung, die ihr neues Album „Salvation“ erst möglich gemacht hat. Die Befreiung aus der verpassten Jugend, die die heute 20-Jährige in „Youth“ verarbeitet – und die titelgebende Erlösung aus selbstauferlegten Zwängen. „Früher hatte ich Angst, zu poppig zu klingen, diesmal war ich viel freier: Ich habe im Studio verrückte Sachen ausprobiert und mir alles erlaubt. Soundtechnisch aus der Melancholie auszubrechen zum Beispiel, und mich nicht nur darüber zu definieren.“ Geholfen hat ihr eine neue Welt, in die Maddy sich selbst begeben hat: Zum ersten Mal liess sie andere Musiker an ihren intimen Geschichten und am Entstehungsprozess der Songs teilhaben. „Mit anderen zu arbeiten war eine Erlösung. Vorher dachte ich, dass ich quasi nur weinend am Klavier schreiben kann und darf. Als ich die richtigen Menschen in meine Musik liess, habe ich viel dazugelernt. Ich bin erwachsener geworden, selbstsicherer.“ „Salvation“ ist der Aufbruch aus einer limitierten Klangwelt und einer eingeengten Selbstwahrnehmung.

»Ich verändere mich jeden Tag und will mir selbst gar nicht mehr vorgeben, wie ich zu sein habe. Zu Polarisieren finde ich jetzt eher spannend und kann genau deshalb auf meinem neuen Album mehr ich selbst sein als jemals zuvor.«

Ihre Fans werden bestätigen, dass Maddy auf „Salvation“ trotz aller Veränderung genauso aufrichtig ist, wie sie es auch auf ihrem Debüt war. Warum sonst ist die erste offizielle Single ein Song namens „Stupid Girl“, womit sie sich tatsächlich selbst meint? „Stupid Girl“ ist ein zunächst vermeintlich eindeutiger Pop-Track, der erst auf den zweiten Blick seinen doppelten Boden aus Zweifel und Unsicherheit freigibt und damit die grosse Schwester von „Cliché“ ist. Maddy bringt das Glatteis auf den Punkt, das man betritt, wenn man seine Gefühle auf dem Silbertablett serviert: Now every little thread is like a lifeline, and I’m tearing at the seams. But then again I know I’d still get wasted on a cheap wine so you’d take advantage of me.

»Wenn ich verliebt bin, bin ich 300% verliebt. Ich schaue dann in die Zukunft und bekomme Angst
vor all diesen Dingen, die ich sagen oder tun möchte.«

Auch „Toes“ ist eine frappierend freimütige Reflektion, in der sich der Zuhörer unmittelbar wiedererkennt. Beim Schreiben des Songs fühlte Maddy sich wie die Tänzerin auf einer Schmuckschatulle, die sich hilflos um sich selbst dreht: I’ll hold my breath. Will you build a home in my chest? I’ll hold my breath. God, I hope I’m acing your tests. I confess. Keep me on my toes. Die einzige offensichtliche Ballade auf „Salvation“ ist „Please Don’t Have Somebody Else“ und geht uns durch die zärtliche, wehmütige Akkordprogression nah, die die eine allumfassende Frage untermalt: Maybe you’d be someone that I’m good at? Während das elektronisch verdichtete „Yellow Car“ uns mit unbeschwert mitreissendem Chorus und dem unverblümten Everytime I see a yellow car, I’m really missing you in Sicherheit wiegt, ist „You Know What“ nicht ganz so leicht zu deuten. Die durchdachte Komposition mag mit Akustikarrangement und 80er-Anmutung leichtfüssig daherkommen, aber wer gut zuhört, entdeckt eine erstaunliche Portion Fatalismus und vielsagende Metaphern wie Guess you’re Enoch and I’m Annabel – die Protagonisten aus einem ihrer beiden Lieblingsfilme. Vom anderen stammt übrigens die Inspiration für Maddys Künstlernamen: „Juno“.

»Ich kann heute noch besser ausdrücken, was und wie ich es will. Ich bin meinem Team sehr
dankbar, dass sie mich haben ‚Chef’ sein lassen. Ich konnte frei entscheiden und ‚Salvation’ genauso
produzieren, wie ich es mir erträumt habe.«

Nach einem Jahr Produktionszeit erscheint „Salvation“ Anfang 2016 mit dreizehn Tracks, die 100% Madeline Juno sind. Noch ein paar Prozent mehr bekommen die Fans, die sich sehnlichst zwei ihrer raren deutschen Songs auf CD gewünscht haben: Auf der Deluxe-Edition von „Salvation“ werden neben drei englischen Bonustracks auch „Herzchen“ und „Küss die kalten Jungs“ sein – quasi Klassiker von Maddy. »An ‚Herzchen’ mag ich, dass es wirklich lustig ist – das haben wir live oft als Zugabe gespielt. Und auf den Text von ‚Küss die kalten Jungs’ bin ich auch heute noch richtig stolz.« Zu Recht. Das tätowierte Mädchen mit der Gitarre ist zu einer selbstbewussten Musikerin gereift, die jetzt ihre neuen Geschichten freilässt, damit auch sie flügge werden. Geschichten, die sie eines Tages sicher auch Ellen DeGeneres erzählen wird.

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