Das steckt hinter dem sozialen Netzwerk „Sarahah“

Sarahah ist ein soziales Netzwerk, in dem Menschen anonym anderen Menschen sagen können, was sie von ihnen denken. Zumindest die Macher glauben, dass das gut gehen kann.

Mobbing gab es schon immer. Früher konnten sich die Opfer aber sicher sein, dass sie zumindest in der Sicherheit ihres eigenen Zuhauses nicht von Mitschülern oder Kollegen angegangen werden konnten. Mit dem Internet hat sich das geändert. Bei Messaging-Diensten wie „WhatsApp“ oder in sozialen Medien wie auf „Facebook“ oder bei „Twitter“ geht es heute im schlimmsten Fall auch online immer weiter. Aus gutem Grund gibt es Initiativen wie den „Safer Internet Day“, an dem Experten oder auch Prominente über die Gefahren und die Ausmasse von Cybermobbing aufklären wollen.

Mit „Sarahah“ gibt es nun eine App für iOS und Android, die leider wie dafür gemacht ist, dass Nutzer sich beschimpfen. Während auf anderen Plattformen wenigstens noch ein Nickname Hinweise darauf gibt, wer einen bösen Kommentar hinterlassen hat, können User von „Sarahah“ komplett anonym Nachrichten an andere Nutzer schicken.

Was ist „Sarahah“ genau?

Das neue „WhatsApp“? Nein, das ist „Sarahah“ nicht – und will es auch nicht sein. Im Gespräch mit „India Today“ erklärt App-Macher ZainAlabdin Tawfiq, dass es sich nicht um eine „allgemeine Kommunikationsplattform“ handelt, sondern um „eine Plattform für konstruktives Feedback“. Eigentlich war die App ursprünglich dafür gedacht, in einem Geschäftsumfeld anonyme Anmerkungen geben zu können, beispielsweise gegenüber dem höheren Management innerhalb einer Firma. Aber warum das Potenzial einschränken?

Wer die App herunterlädt und ein Konto erstellt, der erhält nur die an ihn gesandten Nachrichten. Kein anderer Nutzer kann diese einsehen, es ist derzeit nicht einmal möglich zu antworten. Jeder, der den Namen des Users kennt, kann ihm jedoch schreiben – und muss dazu nicht einmal selbst die App besitzen. Einfach die entsprechende Website unter „benutzername.sarahah.com“ ansurfen und dort mal richtig vom Leder ziehen – das dürften zumindest einige sich denken, die sich im Mantel der Anonymität sicher fühlen.

Wie gehen die Macher gegen Missbrauch vor?

Laut der britischen „BBC“ konnte sich „Sarahah“ nach der Einführung im Westen die Top-Platzierung im App Store in mehr als 30 Ländern sichern. Über 300 Millionen Nachrichten wurden demnach bereits abgesetzt. Die Nutzungsbedingungen sind allerdings vage, wenn es um Mobbing geht. Nutzer sollten sich „ethisch verhalten“ und von „Beleidigungen und Missbrauch absehen“. Man behalte sich das Recht vor, jeden Nutzer oder jegliche Nachricht zu sperren, aber viel mehr ist auf der Website nicht darüber zu finden.

Im Gespräch mit den Briten erklärt Tawfiq, dass dies ein Punkt sei, mit dem alle sozialen Netzwerke zu kämpfen haben und bei „Sarahah“ schon ein einziges Vergehen, „ein Fall zu viel“ sei. Man habe zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen, Details wolle er aber nicht geben, um die Möglichkeit des Missbrauchs nicht zu erleichtern.

Apple hat die Gefahren erkannt und gibt im App Store an, dass das „Mindestalter zum Laden dieses Programms“ 17 Jahre beträgt – wohl um zumindest Kinder vor Cybermobbing zu schützen. Ob die Vorkehrungen der Macher ausreichend sind, ist ohnehin fraglich. Umso wichtiger ist es also, seine Kinder auf die Gefahren hinzuweisen und gerade jüngeren Menschen klar zu machen, dass Mobbing alles andere als cool ist.

„Viele verstehen – glaube ich – nicht, was sie mit Mobbing anrichten können“, erklärte YouTube-Star Dagi Bee (22) im vergangenen Jahr. „Ich habe unter meinen Bildern und Videos viele nette Kommentare, aber mittlerweile auch viele negative. Durch die Anonymität im Internet ist es natürlich einfach, jemanden zu beleidigen, weil es keine Konsequenzen gibt“, erzählt sie weiter. Aber wie mit einer Mobbing-Situation umgehen? „Ich gebe immer als Tipp, die entsprechenden Personen zu blockieren und sich das nicht zu Herzen zu nehmen“, so Dagi Bee. „Positives erleben, Zeit mit Freunden und der Familie verbringen. Wenn man in der Schule gemobbt wird, sollte man sich Hilfe holen – vom Lehrer, anderen Mitschülern oder den Eltern. Zusammen ist man stark!“

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