„Detroit: Become Human“: Wovon träumen eigentlich Androiden?

Wie verändert sich eine Gesellschaft, wenn Androiden nicht mehr reine Zukunftsvision sind, sondern ganz normale Realität? Eine Frage, die auch „Detroit: Become Human“ aufwirft.

Heutzutage sind die meisten Roboter noch nicht viel mehr als ein Spielzeug oder ein simples Arbeitswerkzeug. Doch was passiert mit einer Gesellschaft und im Weiteren auch mit der Menschheit an sich, wenn humanoide Roboter, also Androiden, eine ganz normale Alltagserscheinung werden? Dies ist nur eine der Fragen, die beim Spieler aufgeworfen wird, wenn er sich „Detroit: Become Human“ widmet, dem neuesten Game des französischen Entwicklerstudios Quantic Dream unter der Leitung von David Cage (48).

Was, wenn nicht mehr die Ausländer schuld sind?

Was, wenn es plötzlich nicht mehr die bösen Ausländer sind, die dem Arbeiter seinen Posten strittig machen, sondern die Androiden? Was, wenn die Blechbüchsen sich einem Befehl ihres Herren und Gebieters widersetzen und nicht ihrer Programmierung folgen wollen? Was, wenn die künstlichen Menschenabbilder Gefühle entwickeln? Moment, können Androiden Gefühle entwickeln? Was macht Androiden eigentlich zu Maschinen und nicht zu Menschen? Was unterscheidet die Krone der Schöpfung von ihrer eigenen Kreation? Dies und noch vieles mehr könnte sich ein Spieler fragen, der die Geschichte um die drei Androiden Kara, Connor und Markus verfolgt.

Wie schon bei den Vorgängern „Fahrenheit“, „Heavy Rain“ und „Beyond: Two Souls“ konzentriert sich das Entwicklerstudio ganz auf die Geschichte des Spiels und auf vom Spieler zu treffende Entscheidungen. Klassische Gameplay-Elemente sind rar gesät. Alles dreht sich darum, die Charaktere und die Story wahrzunehmen – und nicht etwa um eine Highscore-Jagd oder darum, den hundertsten Gegner vom Bildschirm zu fegen. Wie schon zuvor ist das ganze eher mit einem guten Film zu vergleichen, der interaktive Elemente besitzt – und bei dem der Spieler den Fortgang durch seine Entscheidungen bestimmt. Fordernd ist das ganze definitiv nicht, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne.

„Grey’s Anatomy“-Star wird zum Androiden

Die Geschichte regt dabei nicht nur zum Nachdenken an. Dank herausragender Grafik, glaubwürdigen Figuren und spannenden Wendungen dürfte das am Freitag exklusiv für PS4 erscheinende „Detroit: Become Human“ jeden in seinen Bann ziehen, der mit dem düsteren Setting mit zahlreichen dystopischen Elementen auch nur im Geringsten etwas anfangen kann. Dabei hilft auch der Wiedererkennungswert einiger Charaktere. Während bei „Beyond: Two Souls“ noch Ellen Page (31, „Juno“) und Willem Dafoe (62, „Platoon“) als Vorlagen für die imposanten Hauptcharaktere dienten, erkennen Film- und Serienfans bei „Detroit“ unter anderem Minka Kelly (37, „Friday Night Lights“), Lance Henriksen (78, „Millennium“), Clancy Brown (59, „Hail, Caesar“) und „Grey’s Anatomy“-Star Jesse Williams (36) wieder.

Das Spielerlebnis dürfte so manchen unter anderem auch an den Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ von Philip K. Dick (1928 – 1982) erinnern. Aber auch wenn beispielsweise „Blade Runner“ auf eben diesem Roman basiert, so bekommen Spieler doch eine ganz andere Welt zu sehen. Das Detroit des Jahres 2038 zeichnet ein vermeintlich realistischeres Bild, bietet aber auch gewisse Parallelen zum Cyberpunk und liefert vor allem ähnliche Denkanstösse wie eben ein „Blade Runner“ oder dessen Romanvorlage.

Da Spieler unterschiedliche Entscheidungen fällen können, ist es nicht möglich die Story in all ihren Facetten beim ersten Mal Durchspielen zu erleben. Dafür ist es möglich, einzelne Szenen zu wiederholen. Dadurch kann die Spielzeit auch stark variieren. Alles zwischen zehn und 30 Stunden dürfte realistisch sein. Was schliesslich bleibt, ist ein interaktives Drama, das den meisten Freunden von gut ausgearbeiteten Sci-Fi-Geschichten sehr gut gefallen dürfte – wenn sie denn die nötige Geduld mitbringen.

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