15 Jahre Facebook: Fake News, Phishing-Angriffe und andere Gefahren

Vor mittlerweile 15 Jahren brachte Mark Zuckerberg gemeinsam mit ein paar Studienkollegen Facebook an den Start. Heute nutzen Milliarden das Netzwerk.

Ist Facebook ein Fluch oder ein Segen? Diese Frage haben sich wohl Millionen Nutzer schon einmal gestellt, seit es das Social-Media-Netzwerk gibt. 15 Jahre ist es mittlerweile her, dass Mark Zuckerberg am 4. Februar 2004 gemeinsam mit Studienkollegen am Harvard College den Service offiziell an den Start gebracht hat. In dieser Zeit haben sich dank Facebook alte Freunde wiedergefunden, Familien wurden vereint und manch User fand vielleicht sogar seine grosse Liebe. Doch das Netzwerk sorgte auch immer wieder für Skandale und Kontroversen.

Zwischen Fake News und Cambridge Analytica

Immer wieder berichten Nutzer von Betrügern, die Facebook nutzen, um ihre Opfer zu finden. In Sachen Datenschutz steht das Netzwerk nicht erst seit dem grossen Cambridge-Analytica-Skandal im vergangenen Jahr in der Kritik. Und dann wären da ja auch noch die Fake News. Doch die User gehen Facebook deswegen noch lange nicht aus – ganz im Gegenteil sogar. Erst kürzlich konnte die Social-Media-Plattform verkünden, dass 2,32 Milliarden Menschen (Stand 31. Dezember 2018) mindestens einmal monatlich das Netzwerk nutzen. 1,52 Milliarden User sollen täglich Facebook besuchen. Beides entspricht laut Firmenangaben einem Anstieg von rund 9 Prozent im Gegensatz zum Vorjahr.

Die Redaktion hat bei Kommunikationsexperte Andre Wolf („Die Fake-Jäger“) nachgefragt, worauf Facebook-Nutzer besonders achten sollten. Wolf ist Pressesprecher bei Mimikama, einem Verein, der seit 2011 Internetmissbrauch bekämpft und Nutzer unter anderem über mögliche Betrugsmaschen oder auch Falschmeldungen aufklären möchte.

Gibt es betrügerische, beziehungsweise grenzwertige Maschen, die bei Facebook besonders verbreitet sind?

Wolf: Besonders häufig vertreten sind auf Facebook „Fake-Gewinnspiele“. Diese zeigen sich in Form eines Drei-Schritt-Ablaufes, bei dem zumindest die ersten beiden Schritte in vielen Fällen eine Form des Betrugs darstellen. Den ersten Schritt stellt der Köder dar. Dieser Köder taucht zumeist in Form einer Statusmeldung auf Facebook, einer WhatsApp-Nachricht oder in seltenen Fällen auch als Instagram-Meldung auf. Diese Köder sind in ihrer Art alle identisch: Sie vermitteln die Aussicht auf einen Gewinn, den man im Grunde schon in der Tasche hat. Sie verleiten mit der Leichtigkeit der Teilnahme zum Mitmachen und locken auf eine Webseite. Man kennt diese Köder meist als „Wir verlosen ein Auto/E-Bike/Smartphone. Bitte like, kommentiere und teile diesen Beitrag, um zu gewinnen“.

Daraufhin wird man in Schritt zwei geleitet, wir nennen diesen Schritt zwei auch die Brücke. Die Brücke zeigt sich in Form eines Fake-Gewinnspiels, in dieser Brücke wird einem zumeist der Gewinn direkt versprochen, es wird getäuscht und mit gefälschten Elementen gearbeitet. Diese Brücke ist letztendlich auch eine illegale Komponente, da die gegebenen Versprechen nicht eingehalten werden und der Aufbau sowie die Darstellung sich geschützter grafischer Elemente bedient.

Das ist die häufigste Masche, die man auf Facebook antrifft. Daneben gibt es natürlich saisonal massenhaft auftretende Kettenbriefe, eine Menge tendenziös gestalteter Inhalte mit politischer Intention, sowie Bilder oder Videos, die in einen falschen Kontext gesetzt und missbräuchlich verwendet werden.

Gibt es aktuell besonders „gut gemachte“ oder „gefährliche“ Inhalte, bei denen Nutzer verstärkt aufpassen sollten?

Wolf: Für gefährlich und manipulativ halte ich speziell die tendenziöse und einseitige Darstellung von Inhalten. Häufig werden reale Vorfälle zum Anlass genommen, um sie verzerrt auf Social Media in Umlauf zu bringen. Bei diesen tendenziösen Inhalten ist es meist ein grösserer Aufwand, diese zu erklären und auch die Hintergründe des realen Vorfalls zu verstehen. Eine tendenziöse Darstellung bedeutet immer eine einfache, jedoch nicht immer realitätsnahe Erklärung.

Neben den inhaltlichen Gefahren gibt es natürlich auch technische Fallstricke, bei denen Nutzerinnen und Nutzer auf Facebook immer wieder ihre Zugangsdaten an Betrüger verlieren. Es gibt in regelmässigen Abständen immer sehr weit verbreitete Phishing-Angriffe, bei denen Nutzerinnen und Nutzer über einen Vorwand („Bist du das in diesem Video?“) auf eine gefälschte Login-Seite gelockt werden, die sich als ein Facebook-Login ausgibt. Unzählige Menschen fallen in diesen Momenten darauf herein, ohne überhaupt zu bemerken, dass sie unbewusst ihre Zugangsdaten an Betrüger weitergereicht haben. Am Ende steht dann immer die Behauptung, man sei gehackt worden, was jedoch nicht stimmt. Man ist selbst dafür verantwortlich gewesen.

Lässt sich feststellen, ob es auf einer der bekannten Social-Media-Plattformen womöglich besonders viele Betrugsfälle gibt?

Wolf: Wir haben hier als Indikator lediglich unsere Nutzeranfragen, die jedoch ein recht durchgehendes Bild aufweisen. Es ist primär Facebook, wo viele Menschen auf grenzwertige Inhalte, Betrugsformen verschiedener Art oder Falschmeldungen stossen. Auf WhatsApp wiederum trifft man häufiger Kettenbriefe an. Instagram ist seltener ein Thema, taucht jedoch im Kontext dubioser Geschäftsmodelle immer wieder auf, die einzelne Accounts auf Instagram bewerben.

Das ist jetzt auch alles gar nicht so abwegig, denn gerade Facebook als eierlegende Wollmilchsau bietet die meisten Optionen und ist somit auch vielseitig nutzbar. Leider eben auch für Betrüger.

Glauben Sie, dass Facebook genügend gegen Fake News unternimmt?

Wolf: Facebook informiert ja immer wieder über neue Kampagnen, Kooperationen oder Schritte gegen Falschmeldungen. Vieles davon halte ich persönlich für Whitewashing. Facebook ist in gewissem Sinne auf genau diesen Tratsch, auf interaktionsfördernde Falschmeldungen und emotionsbasierte Teilwahrheiten angewiesen. Denn Interaktionen halten die Plattform lebendig.

Und spätestens dort, wo Facebook auch noch aktiv in Form von gesponserten Beiträgen an echten Fake News verdient, zeigt sich die Absurdität des vermeintlichen Kampfes gegen Fake News. Wir haben immer wieder gesponserte Beiträge beobachten können, die auf sogenannten „Fabricated Content“, also eine Form der kommerziellen Fake News, weiterleiten und dort dubiose Geschäftsmodelle beworben werden. Genau diese gesponserten Beiträge lässt sich Facebook bezahlen.

Können Sie es nachvollziehen, dass Nutzer nach den Datenschutzverfehlungen von Facebook die Plattform verlassen möchten? Oder ist das Ihrer Meinung nach übertrieben?

Wolf: Ich halte es durchaus für nachvollziehbar, wenn Menschen ihren Account deaktivieren. Weniger, WEIL es Probleme mit dem Datenschutz gab, sondern vielmehr damit, wie intransparent Facebook damit umgeht. Wenn man als Nutzer immer wieder das Gefühl hat, angelogen zu werden, dann geht man irgendwann.

Natürlich wissen wir alle, dass Facebook ein Interesse daran hat, unser Onlineverhalten zu analysieren, unsere Interessen zu kennen und am Ende dieses Wissen auch zu nutzen, um optimal Werbeplätze zu vermarkten. Das alles wäre für Kritiker kein Grund die Plattform zu verlassen (eigentlich eher ein Grund, gar nicht erst die Plattform zu nutzen).

Für wie sicher halten Sie Facebook für den Nutzer? Gibt es mehr Gründe, die für eine Nutzung sprechen als dagegen?

Wolf: Im technischen Sinne halte ich Facebook schon für sicher. Wenn man alle Sicherheitsvorkehrungen aktiviert (2-Schritt-Anmeldung, Anmeldebenachrichtigung und die Möglichkeit, Geräte abmelden zu können), ist es schon schwer möglich, dass ein Account durch Dritte übernommen wird. Da sind es lediglich Phishing-Attacken, bei denen der Mensch selbst die Schwachstelle darstellt. Aber auch hier kann die 2-Schritt-Anmeldung helfen.

Das Problem liegt weiterhin beim digitalen Ich. Wie sehr schütze ich das? Inwiefern bin ich selbst in der Lage, mich souverän auf Social Media zu bewegen? Grundsätzlich sind wir bei Mimikama keine Social-Media-Gegner, unser Ziel liegt jedoch darin, Social Media und dessen Nutzung so sicher wie möglich zu gestalten. Dazu gehört es natürlich auch, den Finger in die Wunden der Plattformbetreiber zu legen.

Wie hat sich die Situation in den vergangenen Jahren verändert? Glauben Sie, dass Nutzer mittlerweile besser auf ihre Daten aufpassen als früher?

Wolf: Was sich verändert hat: Menschen wissen, dass sie sorgsam mit ihren Daten umgehen sollen. Was sich nicht unbedingt verändert hat: Menschen geben weiterhin unsinnigerweise ihre Daten preis.

Es werden Kinderfotos gepostet (teils mit öffentlichem Status), unter unsinnigen Fake-Gewinnspielen gibt man das eigene Geburtsdatum preis, weil es ja so in den Gewinnspielregeln stand, man postet Urlaubsfotos, während man auf der fernen Insel verweilt, obschon die Polizei davor warnt.

Man weiss das alles, aber hält man sich auch daran, sparsam mit den eigenen Daten umzugehen?

Vorheriger ArtikelDarum tauchte SpongeBob Schwammkopf beim Super Bowl auf
Nächster Artikel„Schlag den Star“: Tim Mälzer teilt vor dem Duell mit Sasha aus