Doku „The Princess“ erzählt das Diana-Drama mit überraschenden Bildern

Prinzessin Diana setzte sich gegen Landminen in Angola ein. In solchen Momenten war das große Interesse an ihrer Person ein Geschenk.

Quelle: Kent Gavin

In „The Princess“ erzählt Regisseur Ed Perkins die Geschichte von Prinzessin Diana mit nahezu unbekannten Bildern. Damit überrascht die Doku auch echte Fans.

Eigentlich ist die tragische Lebens-, Liebes- und Familiengeschichte von Prinzessin Diana (1961-1997) weitestgehend bekannt. Und dennoch kommt nun eine Dokumentation ins Kino, die das grosse Drama mit meist unbekannten und teils völlig überraschenden Bildern erzählt.

Dieses Bravourstück ist dem bereits Oscar-nominierten, britischen Regisseur Ed Perkins („Black Sheep“) gelungen. Zusammen mit seinem Team hat er in akribischer Feinarbeit ungefähr „ein halbes Jahr lang täglich zehn Stunden“ Archivmaterial und Privataufnahmen gesichtet. Letztere hatte das Filmteam „über Social Media und Aufrufe in Zeitungen“ bekommen, wie der sympathische Filmemacher bei einer Vorführung im City-Kino am Dienstagabend im Rahmen des Filmfestes München dem Publikum erzählte.

Gänsehaut-Momente

Auch durch die ungewöhnliche Erzählweise des Films – keine Interviews mit Experten, Zeitzeugen und Menschen, die Diana kannten oder trafen – ist etwas völlig Neues entstanden. Schon der Einstieg zeigt, wohin die Reise geht. Zu sehen ist ein Privatvideo von nicht namentlich genannten Paris-Touristen, die zufälligerweise spätabends am 30. August 1997 am Hotel Ritz vorbeifuhren, ein Blitzlichtgewitter vor dem Eingang aufnahmen und sich darüber unterhielten, dass wohl gerade ein ganz besonderer Promi vor Ort sein müsse. Es dürfte Diana gewesen sein, die die Nacht bekanntlich nicht überleben würde.

Einen ähnlich intensiven Gänsehaut-Moment hat Perkins auch an den Schluss gestellt, indem zunächst eine fröhlich lästernde Kartenspielerrunde gezeigt wird, die am nebenbei laufenden Fernseher vom Autounfall der Prinzessin erfährt. Mit heutigem Wissen, also für das Kinopublikum, ein absoluter Fremdschäm-Moment. Doch dann flimmert bei der Herrenrunde plötzlich die Meldung von Dianas Tod über den Bildschirm…

Rührend ist eine Szene aus dem Verlobungsinterview des heute 73-jährigen Prinz Charles und der damals 19-jährigen Lady Diana Spencer im Februar 1981. Die Nahaufnahme zeigt, wie er beruhigend und fast liebevoll ihre Hand streichelt. Dann sagt sie lächelnd: „Mit Charles an meiner Seite kann nichts schiefgehen.“ Später sagt sie noch: „Ich freue mich darauf, eine gute Ehefrau zu sein.“

Alle berühmten Interviews und O-Töne zum Privatleben (Camillas „Tampon“) und dem späteren Rosenkrieg („Wir waren zu dritt in unserer Ehe, also war es ein bisschen überfüllt.“) von Diana und Charles spielen in der Doku eine Rolle. Überraschend ist aber auch ein Interview von Herzogin Sarah „Fergie“ Ferguson (62), Dianas Schwägerin, mit Talk-Queen Oprah Winfrey (68) zu sehen, in dem sie über die privaten Krisen des Thronfolgerpaares sprechen.

Die Rolle der Medien und des Publikums

Erzählt wird ausserdem von der Rolle der Medien im Leben der wohl meistfotografierten Frau der Welt, von den unglaublichen Paparazzi-Belagerungen und von der Forderung des Publikums, der Leser und Zuschauer, immer noch mehr über sie zu erfahren. „Ja, der Film ist über Diana. Es ist aber auch ein Film über uns und unser Verhältnis zur Monarchie“, erzählt Perkins. Eine besonders absurde Szene: Eine Durchsage im Supermarkt gibt Dianas erste Schwangerschaft bekannt. An zwei anderen Stellen im Film sind sicher nicht zufällig grässliche königliche Jagdszenen dazwischen geschnitten.

„Einerseits wollen wir, dass die Mitglieder der Königsfamilie wie wir sind, andererseits wollen wir das Märchen – aber beides geht nicht zusammen“, erklärt der Regisseur eine Facette des Diana-Dramas. „Der Film soll keinerlei Kritik am Interesse an Diana sein“, betont er, „aber an der Art und Weise, wie wir solche Geschichten als Unterhaltung konsumieren“. Diese Geschichte sei zwanzig Jahre lang „fast wie eine Soap-Opera oder nationale Sitcom“ gewesen, so Perkins. Was passiert sei, sei nicht allein die Schuld der Medien oder der Königsfamilie gewesen.

Kennt der Palast die Dokumentation?

Das Filmteam habe dem Palast mitgeteilt, dass es diesen Film mache. Die Royals seien aber nicht beteiligt gewesen und eine Reaktion habe es auch noch nicht gegeben, sagt Perkins. Die fürchtet er aber offenbar auch nicht, denn er habe die Royal Family „mit Respekt und Feingefühl behandelt“, so wie er es in allen Dokumentationen mache. „Ich nehme die Verantwortung den Protagonisten gegenüber immer sehr ernst.“

Und wie zum Beweis fasst er zum Schluss der Fragerunde nochmal zusammen: „Für das britische Königshaus ist es eine sehr komplexe und schwierige Geschichte, für viele Fans eine sehr persönliche, aber für Prinz Harry und Prinz William ist es ihr Leben, Diana ist ihre Mutter.“

Kinostart am Tag vor Dianas Geburtstag

Die Dokumentation „The Princess“, an der Ed Perkins insgesamt zwei Jahre gearbeitet hat, feierte ihre Weltpremiere auf dem diesjährigen Sundance Filmfestival. In Deutschland startet der Film am 30. Juni in den Kinos – und damit einen Tag vor dem Geburtstag (1. Juli 1961) der verstorbenen Royal-Ikone.

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