„Tatort: Erbarmen. Zu spät“: Der Dreh war eine Herausforderung

Im „Tatort: Erbarmen. Zu spät“ ist es sehr lange sehr dunkel. Vor dem Hintergrund der Geschichte ist es ein fabelhaftes Stilmittel. Doch die Dreharbeiten waren eine Herausforderung für Cast und Crew, wie Regisseur Bastian Günther zugibt.

Der „Tatort: Erbarmen. Zu spät“ (10. September, 20:15 Uhr, das Erste) ist wohl die bisher dunkelste Episode der Kultkrimireihe. Erst nach fast 80 Minuten erhellt das Morgengrauen die Szenerie. Eine Herausforderung für die Zuschauerinnen und Zuschauer, aber auch für Cast und Crew bei den Dreharbeiten.

„Das bringt natürlich Herausforderungen mit sich“, bestätigt Bastian Günther (49) dem Hessischen Rundfunk. „Die grossen Lichteinheiten und die Lichtumbauten waren ein grosser Faktor, besonders im Zusammenhang mit der abgelegenen Location – Feld, Waldrand, unbefestigter Boden – die das Arbeiten nicht einfacher gemacht hat“, fügt der Regisseur und Drehbuchautor hinzu.

„Kollektive Ermüdung im Team“

„Irgendwann, in der dritten Nachtdreh-Woche bemerkt man dann auch eine kollektive Ermüdung im Team. Man wird irgendwann langsamer“, gibt er zu. Doch der Absolvent der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin konnte den Umständen auch Gutes abgewinnen: „Das Schöne ist aber, dass es eine grosse Konzentration und Fokussierung in der Nacht gibt. Man ist auf diesen Feldern ganz allein und ist ganz bei der Sache, man ist wie in einer Blase.“ Schwierig sei es dann aber plötzlich gewesen, „sich wieder auf den Tag umzustellen. Es war auf einmal so hell“, erinnert er sich.

„Wie viele Einzelfälle sind ein Netzwerk?“

Das ungewöhnliche filmsprachliche Ausdrucksmittel passt fabelhaft zum Inhalt, denn es geht um Dunkelziffern und zwielichtige Gesellen. Die Inspiration für diese Story sei „das reale Leben“ gewesen, erzählt Bastian Günther.

Konkret nennt er „Die Vorgänge rund um die Polizeiwache 1 in Frankfurt und die NSU 2.0-Drohbriefe“ – das sei immer noch verstörend. „Auch wenn schlussendlich ein Schuldiger – kein Polizist – festgenommen und verurteilt worden ist, bleiben viele offene Fragen“, sagt er. „Der Fall um die Drohbriefe ist ja nur ein Fall, bei dem die Polizei in Verbindung zu rechten Aktionen steht“, erklärt er weiter.

„Auch unter Reichsbürgern oder Prepper-Gruppen finden sich immer wieder Polizisten oder Bundeswehr-Soldaten“, fügt Günther hinzu. Und immer wieder werde von Einzelfällen gesprochen. „Ich möchte nicht alle Polizisten über einen Kamm scheren, die meisten sind bestimmt gute Leute. Aber wie viele Einzelfälle sind ein Netzwerk?“, fragt der Regisseur.

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