„Bullyparade – Der Film“: Humor mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum

20 Jahre ist es her, als die „Bullyparade“ das Licht der Welt erblickte. Das merkt man beim dazugehörigen Film nun am leicht angestaubten Humor.

„Hallo, Freunde der leichten Unterhaltung. Ich heisse Bully, aber das macht nichts.“ Vor 20 Jahren stand er in der „Bullyparade“ das erste Mal im deutschen Fernsehen vor seiner Tapete und erzählte einen Schenkelklopfer nach dem anderen, jeder schlechter als sein Vorgänger. Dieser Michael Herbig (49) und seine zwei Klamauk-Kapalken Christian Tramitz (62) und Rick Kavanian (46) werden sich nicht lange halten, dieser Meinung waren 1997 sicherlich einige. Wie man sich irren kann: Die Sketch-Show wurde ein voller Erfolg, noch heute stellt das Trio mit „Der Schuh des Manitu“ den erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten, „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ folgt auf Platz zwei. Wo Bully Herbig draufsteht, steckt Erfolg drin, so auch sicherlich bei „Bullyparade – Der Film“. Inzwischen aber mit arg angestaubtem Humor.

Vom Wilden Westen ins Weltall

Zwei sächsische Brüder, die etwas gegen David Hasselhoffs Auftritt an der Berliner Mauer haben und mal eben mit ihrem Trabi durch die Zeit reisen. Alte Bekannte aus dem Wilden Westen, die sich neben Friedenspfeife und Kriegsbeil erstaunlich bayrisch über die Gesamtsituation beschweren. Oder eine leicht hysterische Crew samt ihres nicht minder theatralischen Captain Jürgen T. Kork, die mit viel Lavendelduft in fremde Galaxien vordringen. „Bullyparade – Der Film“ stattet ihnen allen einen kurzen Besuch ab.

So auch Kaiserin Sissi in ihren Wechseljahren, die sich neben Gatte Franz mit einem Gespenst im neuen Eigenheim-Schloss herumschlagen muss. Und dann wären da „last“ und auch ziemlich „least“ noch die beiden Dauerstudenten Lutz und Löffler, die die horrende Summe von 60 Dollar auftreiben müssen, um dem Knast zu entgehen. Na wenigstens müssen sie sich nicht mit einem schizophrenen Zahnarzt-Kopfgeldjäger oder Toupet-Klonen herumschlagen, so wie ihre Kollegen aus dem Wilden Westen oder dem Weltall…

Wahnwitz à la Bully

Die groben Inhaltsangaben der insgesamt fünf Kapitel, denen sich „Bullyparade – Der Film“ widmet, machen es deutlich: Rund 100 Minuten lang darf sich der Zuschauer von einer Slapstick-Salve nach der anderen befeuern lassen. Mit alten, damals liebgewonnen Charakteren, von denen man vor 20 Jahren wohl nie gedacht hätte, sie eines Tages auf der grossen Leinwand zu sehen. Doch ist der Wahnwitz der Marke Bully Herbig in diesem Format geeignet, im Jahr 2017 in den Lichtspielhäusern auf Lachfang zu gehen? Ein klares Jein.

Wenn sich Herbig und Tramitz in ihrer Paraderolle als ungleiche Blutsbrüder zanken, lädt das durchaus zum Schmunzeln ein. Überhaupt funktionieren die verbalen Scharmützel der drei Darsteller am besten. Andere Einlagen, wie etwa eine Karaoke- oder Tanz-Nummer, lassen einen dagegen leicht unwohl auf dem Sitz herumrutschen – zumal sie teils verdammt lange ausfallen.

Extra Long

Und genau das ist vielleicht das grösste Problem von „Bullyparade – Der Film“: Die TV-Show war extrem kurzweilig, hangelte sich von einem kleinen Sketch zum nächsten. Von denen – sind wir ehrlich und setzen kurz die Nostalgie-Brille ab – auch nicht alle pures Comedy-Gold waren. Aber das machte nichts, schliesslich versetzte uns das nächste Bit schon wieder in ein neues Szenario und nach 25 Minuten war die Klamauk-Überdosis auch wieder vorbei.

Beim Film hingegen wiegt es ungleich schwerer, wenn eines der insgesamt fünf Settings nicht zündet. Man merkt dann, dass Ideen, welche die Show noch in zwei Minuten lange Sketche konzentriert hätte, hier auf einen abendfüllenden Spielfilm gestreckt werden mussten.

Die Technik stimmt

Woran es bei „Bullyparade – Der Film“ absolut nichts zu mäkeln gibt, ist der technische Aspekt. Herbig kennt sein Handwerk als Regisseur und setzt filmisch versiert liebevolle Hommagen an Streifen wie „Forrest Gump“ oder das vor einigen Jahren so beliebte „Found Footage“-Genre der Marke „Cloverfield“ um. Von „Django Unchained“ und „The Wolf Of Wall Street“ ganz zu schweigen. Cineasten wissen diese Kniffe sicherlich zu schätzen, das Zwerchfell beanspruchen sie aber nicht.

Ganz im Gegensatz zu den letzten paar Minuten des Films. Denn darin lässt „Bullyparade – Der Film“ jene urkomische Tradition wieder aufleben, die damals schon bei der TV-Show das heimliche Highlight war: Die Outtakes. Wo einen der Film zuvor stellenweise sträflich lachfrei liess, holen es die unfreiwilligen Lachtiraden der drei Stars am Ende eindrucksvoll nach. Fast ist man gewillt zu sagen, der Film lohne sich allein wegen dieses Schluss-Akkords. Fast.

Fazit

Schön anzusehen ist „Bullyparade – Der Film“. Doch wo sich der neue Streifen von Michael „Bully“ Herbig und seinen beiden Kumpanen im rein technischen Bereich keine Blösse gibt, wollen viele Gags 20 Jahre nach der Erfindung der „Bullyparade“ nicht mehr so recht zünden. Etwas zu langatmig sind die einzelnen Kapitel des Films ausgefallen, vielleicht wäre hier mehr tatsächlich auch mehr gewesen – im Sinne von häufigeren Szenerie-Wechseln. Für treue Fans der TV-Sendung aus den 90er Jahren dürfte das aber kein Hindernis sein, in Scharen ins Kino zu strömen. Zumal der Film mit einigen unerwarteten Gastauftritten aufwartet…

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