„Suburbicon“: Mörderische Kleinstadtidylle

In George Clooneys neuem Regiewerk „Suburbicon“ trügt der Schein. Die perfekte Kleinstadtidylle nimmt eine düstere und mörderische Wendung.

Der erste Film, mit dem sich Hollywood-Star George Clooney (56, „Monuments Men – Ungewöhnliche Helden“) nach der Geburt seiner Zwillinge im Rampenlicht zurückmeldet, ist nichts für schwache Nerven. „Suburbicon“ zeigt die Abgründe des Menschen in einer vermeintlichen Kleinstadtidylle. Mittendrin im Schlamassel: die Oscar-Gewinner Matt Damon (47, „Jason Bourne“) und Julianne Moore (56, „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“).

Darum geht’s

In der sonnigen Vorstadtgemeinde Suburbicon leben in den 1950er Jahren im Herzen von Amerika glückliche Familien, umgeben von kostengünstigen Häusern und perfekten Rasenflächen. Doch die Postkarten-Idylle des klassischen amerikanischen Traums bekommt erste Risse, als die Meyers in die Nachbarschaft ziehen – sie sind die erste farbige Familie in der Gemeinde. Es bricht der blanke Hass aus. Zudem ereilt Familie Lodge eine Tragödie: Ein Einbruch im Haus führt zum Tod von Gardner Lodges (Matt Damon) Ehefrau. Ihre Zwillingsschwester Margaret (Julianne Moore) zieht daraufhin bei Gardner ein, um sich um den Haushalt und ihren Neffen Nicky (Noah Jupe) kümmern zu können. Doch es spinnt sich ein Netz aus Intrigen, Verrat und Erpressung zusammen…

Aktueller denn je

Als hätte er es geahnt, seziert George Clooney in „Suburbicon“ die ach so perfekte Vorstellung des amerikanischen Traums und prangert den Rassismus in den Staaten an. Zwar spielt der Film in den 1950er Jahren, doch er könnte nach den Bildern, die diesen Sommer aus Charlottesville um die Welt gingen, nicht aktueller sein. Die weissen Bürger von Suburbicon bekämpfen lautstark die erste schwarze Familie in der Nachbarschaft und errichten um deren Grundstück einen Zaun, während die mörderischen Triebtäter eigentlich seit Jahren um die Ecke wohnen.

„Suburbicon“ basiert auf Ereignissen in der Siedlung Levittown in Pennsylvania. In einer Dokumentation aus dem Jahr 1957 mit dem Titel „Crisis in Levittown“ wird die Geschichte von William und Daisy Meyers thematisiert, die sich als erstes afroamerikanisches Paar in dem Vorort niederliessen. Es bildete sich ein Mob in der Nachbarschaft, um lautstark gegen die Meyers zu protestieren – auch vor Gewalt wurde nicht zurückgeschreckt. Diese wahre Geschichte kombinierte Clooney mit einem Drehbuch von Ethan und Joel Coen („Hail, Caesar!“). Der zunächst komödiantische Thriller der Coen-Brüder wurde jedoch angepasst.

„Mir schien die richtige Zeit für einen wütenden Film gekommen“, wird Clooney im offiziellen Presseheft des Filmes zitiert. Wut verspürt der Zuschauer allemal. Es schmerzt, den Hass der Weissen gegen die Meyers mitansehen zu müssen. Denn nach einem triftigen Grund für diesen Hass sucht man vergebens. Zudem leidet der Kinogänger vor allem mit Sohn Nicky mit. Er verliert seine Mutter und versteht die Welt nicht mehr – wozu sein undurchsichtiger Vater und seine scheinbar fürsorgliche Tante beitragen. Matt Damon und Julianne Moore beweisen einmal mehr ihre Wandelbarkeit auf der Leinwand.

Von Matts Damon Muskeln als Jason Bourne ist nichts mehr übrig, wenn er etwas fülliger, mit Hornbrille auf der Nase, seinem Bürojob nachgeht. Die Gewieftheit seiner Actionhelden ist verschwunden und er wirkt zuweilen mehr als verunsichert. Natürlich verbirgt er ein schlüpfriges Geheimnis, das sein Sohn Nicky ungewollt aufdeckt. Würde er auch nicht davor zurückschrecken, seinen Sohn zu töten? „Julianne kann sprichwörtlich alles darstellen“, schwärmt Clooney im Presseheft über Moore. Als gruselig gut könnte man ihr doppeltes Spiel auch beschreiben. „Star Wars“-Star Oscar Isaac (38) könnte allerdings länger zu sehen sein.

Fazit

„Suburbicon“ ist voll von schwarzem Humor und gespickt mit Gesellschaftskritik, die – leider – den Nerv der Jetztzeit trifft. Trüb, düster, mörderisch und blutig kommt Clooneys Regiewerk daher. Dieser Hass, der Rassismus, ist nicht nur in Amerika aktueller denn je. Jeder sollte dafür sorgen, dass sich die Vergangenheit, die angeblich gute, alte Zeit, nicht wiederholt.

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