Mark Hamill: «Ich habe entsetzliche Angst»

Aus grosser Macht folgt grosse Verantwortung, wissen Kino-Fans. Ebenso wie Mark Hamill, der im Interview unter anderem seine Sorgen wegen Luke Skywalkers Rückkehr zum Ausdruck bringt.

Nein, das Reden hat Mark Hamill (66) nicht verlernt – ganz im Gegenteil. Nachdem er im siebten Teil der „Star Wars“-Saga erst ganz am Ende auftauchte und lediglich bedeutungsschwanger dreinblicken durfte, hat sich zum Start von „Die letzten Jedi“ am 14. Dezember ganz offensichtlich einiger Redebedarf angestaut. Und so erzählte Hamill, mit dem Funkeln eines wahren Jedi-Meisters in den Augen, warum ihm der Gedanke an seine Rückkehr eine Heidenangst einjagt. Was ihn an „Das Erwachen der Macht“ stört. Und warum Carrie Fisher mit Elvis auf einer einsamen Insel haust.

Sie scheinen diese Interviewtage ausgesprochen zu geniessen…

Mark Hamill: Machst du Witze, ich liebe es! Es überrascht mich immer wieder aufs Neue, wie viel Leidenschaft manche Menschen haben. Es ist unfassbar. „Star Wars“ war populär, als es herauskam, aber ich dachte, dass schnell etwas Anderes, Neues und Strahlendes an seine Stelle treten würde. Es bald nur eine schöne Erinnerung sei. Aber es ist nie wieder weggegangen! Ich werde manchmal gefragt: „Ärgert es dich nicht, dass nur eine Rolle von dir in Erinnerung bleibt?“ Ich erwidere dann: „Ich erwarte nicht, dass man sich wegen irgendetwas an mich erinnert!“ Zumindest aber bin ich froh, dass es ein positiver Charakter ist. Was, wenn ich nur dafür bekannt wäre, Charles Manson gespielt zu haben? Oder die Leute sagen würden: „Wisst ihr, er war der beste Adolf Hitler aller Zeiten!“

Was macht „Star Wars“, Luke Skywalker, Mark Hamill so ikonisch?

Hamill: Es ist schon seltsam. Ich wollte meine Dankesrede bei den „GQ Awards“ etwa am liebsten mit dem Satz beginnen: „Habt ihr denn alle komplett den Verstand verloren?“ Ich gehöre sowas von nicht auf das Cover eines Mode-Magazins. Ich kann ja noch nicht einmal das Haus verlassen, ohne dass meine Tochter augenrollend fragt: „Du willst wirklich das und DAS zusammen anziehen?“ Man verlieh mir den Disney Legends Award und meine Kinder zogen mich auf: „Siehst du, Papa, jetzt hast du einen physischen Beweis ausserhalb deines eigenen Kopfes, der belegt, dass du eine Legende bist.“ Sie haben meinen Sinn für Humor geerbt.

Kam die Rückkehr von Luke Skywalker für Sie überraschend?

Hamill: Zunächst einmal hatte George Lucas direkt nach den Prequels gesagt, dass er keine weitere Trilogie machen würde. Im Jahr 2012 wollte er dann aber plötzlich ein Meeting halten und ich wusste, dass etwas ansteht. Aber ich dachte mir, dass es nur eine Dokumentation wäre oder die alten Teile neu in 3D herausgebracht werden sollen. Dann aber ergriff Kathleen Kennedy [Präsidentin von Lucas Films, Anm. d. Red.] das Wort und sagte, dass es eine neue Trilogie geben wird. Und wenn ich kein Teil davon sein will, würden sie meinen Charakter nicht sterben lassen, sondern Luke nur aus der Geschichte herausschreiben.

Wie haben Sie auf diesen Hammer reagiert?

Hamill: Ich habe mein bestes Pokerface aufgesetzt. Innerlich schrie ich vor Glück, aber ich habe es mir nicht anmerken lassen. Doch zehn Sekunden nachdem es uns enthüllt wurde, sagte Carrie [Fisher]: „Ich bin dabei!“ Danach habe ich sie zur Seite genommen: „Carrie, Pokerface! Zeig‘ ihnen doch nicht, wie begeistert du bist.“ Sie antwortete: „Mark, wie viele Rollen gibt es in Hollywood für Frauen über 50?“ Wie immer hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen.

Bestanden ernstzunehmende Zweifel Ihrerseits?

Hamill: Ich war mir sicher, dass Harrison [Ford] absagen würde. Er ist viel zu reich und viel zu griesgrämig, dachte ich mir. Das wäre meine Hintertür gewesen, hätte ich kalte Füsse bekommen. Doch dann las ich in der Zeitung, dass er für „Das Erwachen der Macht“ zugesagt hat. Ab da gab es keinen Weg mehr für mich, es nicht zu tun! Carrie hatte schon zugesagt, Harrison war auch dabei – hätte ich nicht auch zugesagt, wäre ich der meistgehasste Mensch der Fangemeinde gewesen. Sie hätten wie die wütenden Dorfbewohner in „Frankenstein“ mein Haus umzingelt. Mit Lichtschwertern statt mit Fackeln.

Luke wirkt sehr düster und desillusioniert in den Trailern zu „Die letzten Jedi“…

Hamill: In den Original-Filmen ist er derartig anders in „Der Krieg der Sterne“ im Vergleich zu „Das Imperium schlägt zurück“. Ein nichtsahnender kleiner Farmjunge, der sich am Ende zu einem mächtigen Jedi entwickelt. Jetzt in „Die letzten Jedi“ ist er noch einmal vollkommen anders.

Es muss Sie doch förmlich umgebracht haben, in „Das Erwachen der Macht“ so wenig vorgekommen zu sein?

Hamill: Ich sagte zu J.J. Abrams [Regisseur von „Das Erwachen der Macht“, Anm. d. Red.]: „Ich weiss, dass ich nur ganz am Ende auftauchen werde.“ Es hatte auch nichts mit der Zeit auf der Leinwand zu tun. Nur fragte ich, ob es nicht besser sei, Finn und Rey mit Luke und Leia zu ersetzen, als Han Solo umkommt. Es ist ja bekannt, dass sie Luke telepathisch kontaktieren kann. Ich meine, Finn und Rey kannten Han wie lange? 20 Minuten? Es wäre in meinen Augen so viel emotionaler gewesen, wenn Han Solos Frau und sein bester Freund dabei gewesen wären. Aber okay, immerhin war Chewie da!

Bei „Die letzten Jedi“ werden sie deutlich mehr zu tun bekommen…

Hamill: Rian [Regisseur Rian Johnson, Anm. d. Red.] besuchte mich, um mich besser kennenzulernen und über den Film zu sprechen. Als ich mich in seiner Gegenwart entspannte, sagte ich zu ihm: „Rian, ich muss zugeben, ich habe entsetzliche Angst!“ Aber wissen Sie, was er darauf antwortete? „So geht es mir auch.“ Das würden wohl die meisten Filmemacher niemals zugeben.

Woher rührte diese Angst bei ihnen?

Hamill: Der Druck ist immens. Ich betrete das Set und es wird diese gigantische Kamera wenige Zentimeter vor mein Gesicht verfrachtet. Es wird für immer sein, du kannst es nicht mehr ändern und es wird die Grösse einer Plakatwand haben. Könnte ich intellektuell die Ausmasse des Ganzen annähernd greifen, müsste ich mich eigentlich in der Fötushaltung in einer Ecke zusammenkauern. Ich sagte zu Rian: „Ich werde so tun, als wäre das ein Arthouse-Film, den die Kritiker lieben und das Publikum ablehnt. Andernfalls wäre es zu angsteinflössend für mich.“

Was hat Ihnen diese Angst genommen?

Hamill: Wie immer hat Carrie die Richtung gewiesen. Schon Anfang der 90er sagte sie mal zu mir: „Ich BIN Prinzessin Leia.“ Sie hatte ihren Charakter komplett verinnerlicht und ich dachte, dass ich mir das von ihr abschauen sollte.

Wie gehen Sie mit dem Verlust um?

Hamill: Ich glaube es noch immer nicht. Ich denke nicht über sie in der Vergangenheitsform. Ich wünsche mir, dass es einer ihrer gewaltigen Scherze ist, sie auf einer Insel in Griechenland sitzt und uns alle auslacht. So ähnlich wie bei den Elvis-Gerüchten. Ihr Tod verleiht dem Film eine Traurigkeit, die er nicht verdient. Aber noch einmal: Ich kenne sie und sie würde nicht wollen, dass die ganze Welt trauert. Sie ist wundervoll im Film, aber sie verleiht ihm auch ein Element, das für mich schwer zu verarbeiten ist. Und egoistisch dachte ich mir: „All die Pressetermine werden jetzt nur noch halb so viel Spass machen, weil du nicht mehr da bist.“

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