Jella Haase: «Ich muss mich daran erinnern, mutig zu sein»

Ab Donnerstag ist Jella Haase mit ihrem neuen Film „Vielmachglas“ im Kino zu sehen. Was sie von ihrer neuen Rolle gelernt hat, wann sie das letzte Mal mutig war und warum sie bei der Abreise aus New York geweint hat, verrät sie im Interview.

Schauspielerin Jella Haase (25) hat sich durch ihre Paraderolle der frechen Chantal in „Fack ju Göhte“ in der Filmlandschaft etabliert. Nach der erfolgreichen Trilogie an der Seite von Elyas M’Barek (35) ist die 25-Jährige ab 8. März in der Hauptrolle in „Vielmachglas“ in den Kinos zu sehen. Doch die Rolle der 20-jährigen Marleen hat so gar nichts mit ihrem Alter Ego Chantal gemeinsam: Marleen stehen nach dem Abitur alle Türen offen, doch sie weiss nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Eine ungeplante Reise verändert alles…

Im Interview erzählt Jella Haase, warum sie es völlig okay findet, sich nach dem Abitur eine Auszeit zu nehmen und was ihr zuletzt am meisten Mut gekostet hat.

In Vielmachglas sind Marleens Eltern nicht sehr begeistert, dass sie mit 20 Jahren noch zu Hause wohnt und nicht studiert. Wie sehen Sie das?

Jella Haase: Ich finde das absolut nicht schlimm! Ich finde es eher wichtig, dass man seinen Kindern vertraut, auch wenn sie mal länger nicht wissen, was sie machen sollen. Denn: Woher soll man es wissen, mit 18, 19 oder 20 Jahren? Es gibt so viele Möglichkeiten, sich zu verwirklichen, sodass man manchmal gar nicht weiss, was man auswählen soll. Dann bleibt man stehen.

Gibt es vielleicht sogar zu viele Möglichkeiten?

Haase: Ich habe den Eindruck, dass ein krasser Druck herrscht, etwas ganz Tolles machen, Spuren hinterlassen zu müssen. Es wird aber nicht mitgegeben, dass es auch okay ist, wenn man etwas ausprobiert und es nicht klappt! Man macht in zwölf Jahren sein Abi, dann soll man direkt studieren. Manche Leute sind einfach etwas langsamer. Ich habe mit 20 auch noch zu Hause gewohnt. Daran sehe ich nichts Schlimmes. Ich finde es eher bedenklich, dass die Zeit so schnelllebig geworden ist und man seiner Zeit beraubt wird.

Bei Ihnen war früh klar, dass es die Schauspielerei wird. Hat da niemand gesagt: „Kind, lern‘ etwas Vernünftiges“?

Haase: Das haben sie vielleicht gedacht, aber nicht gesagt.

Nach Ihrer Paraderolle als Chantal in „Fack ju Göhte“ folgt nun mit Marleen die nächste starke Persönlichkeit. Was nehmen Sie von ihr mit?

Haase: Es ist ganz wichtig, sich immer daran zu erinnern, mutig zu sein. Am Ende der Reise merkt Marleen, dass sie die Reise nicht für ihren Bruder, sondern für sich selbst macht. Und auch ich muss mich immer wieder daran erinnern, mutig zu sein.

Wann waren Sie das letzte Mal mutig?

Haase: Als ich meine Haare abgeschnitten habe! Ich wollte es schon so lange, habe mich aber nie getraut. Einige sagten auch, ich sei belegt durch meine Haare. Genau das wollte ich nicht! Ich als Jella wollte kurze Haare haben. Doch es wirklich zu machen, hat eine Menge Mut gekostet.

Marleen findet auf ihrer Reise in gewisser Weise zu sich selbst. Auch im wahren Leben wollen viele Jugendliche nach dem Abitur für einige Zeit reisen. Besonders beliebt: Australien. Was halten Sie davon?

Haase: Das kommt ganz drauf an, was man daraus macht. In erster Linie geht es darum: Kann ich auf eigenen Beinen stehen? Von daher finde ich es toll. Gerade, wenn man eine Distanz bis nach Australien zurücklegt, finde ich es wahnsinnig mutig. Man sollte es aus den richtigen Gründen machen. Also nicht, weil es alle machen, sondern um zu gucken, ob man es kann. Dann finde ich es richtig und wichtig. Ich merke auch, wie gut es tut, wenn man mal rauskommt, wenn man irgendwo hin geht, wo man noch nie war und nicht bedienen muss.

Sie haben also auch schon diese Erfahrung gemacht?

Haase: Ich war jetzt für einen Monat in New York und habe gemerkt, dass Berlin immer Anforderungen an einen stellt. Sowohl die Stadt als auch Freunde. Das ist gar nicht negativ, es gibt einfach viel Ablenkung. Man ist permanent dabei, Dinge zu erfüllen. Wenn man ins Ausland geht, genügt man sich auf einmal und muss nur sich selbst gerecht werden. Weil da niemand ist, der sagt: ‚Komm doch heute dahin‘ oder ‚Lass uns das machen‘.

Wofür ging es nach New York?

Haase: Ich habe mir einen grossen Traum erfüllt – Schauspielkurse besucht und sehr viel gelernt. Ich bin sozusagen an einem ‚breiten Horizont entlangspaziert‘. New York ist so toll! Ich konnte Kunst atmen, anfassen und machen. Als ich gehen musste, sind einige Tränen geflossen.

Wäre es eine Stadt zum Dableiben?

Haase: Eher zum Wiederkommen.

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