Philipp Hochmair: So abenteuerlich war der Kuba-Dreh für „Candelaria“

Schauspieler Philipp Hochmair ist in einer neuen fiesen Rolle im Kino zu sehen. In „Candelaria“ spielt er einen Hehler. Im Interview erklärt er, wie wild die Dreharbeiten auf Kuba waren.

Schauspieler Philipp Hochmair (44, „Blind ermittelt“) kennt man vor allem als fiesen Politiker und Mörder Joachim Schnitzler in der TV-Satireserie „Vorstadtweiber“ (seit 2015). Dabei ist er in Österreich auch ein gefeierter Theater-Star, der auf der Bühne ähnlich viel gibt wie hierzulande Kollege Lars Eidigner (42, „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“). Im Interview zu seinem neuen Film „Candelaria – ein kubanischer Sommer“, der beim Filmfest München Premiere feierte und am heutigen Donnerstag (5. Juli) regulär im Kino startet, erzählt Hochmair nicht nur, wie extrem die Bedingungen beim Dreh auf Kuba waren. Er erzählt auch, was ihn tatsächlich mit Eidinger verbindet.

Herr Hochmair, „Candelaria“ spielt auf Kuba. Wie war es dort?

Philipp Hochmair: Ich bin an einen Sehnsuchtsort geflogen und habe dann gesehen, wie hart das wirkliche Leben vor Ort ist. Ich kam drei Tage nach Fidel Castros Tod (25. November 2016) dort an. Einerseits war es eine grosse Aufregung, andererseits waren einige Menschen vielleicht auch erleichtert. Es ist eine ganz seltsame Scheinwelt, in der aber ganz liebevolle, tolle Menschen leben. Überall begegnet man Fotos von Che Guevara (1928-1967) und Fidel Castro (1926-2016), als wären beide noch hier. Der Mythos lebt weiter und wird mit viel Mühe aufrechterhalten. Dieser Widerspruch ist natürlich spürbar.

Was war die grösste Herausforderung?

Hochmair: Die grösste Herausforderung war, dass ich überhaupt nicht wusste, worauf ich mich einlasse. Ich bin hingeflogen und kam um Mitternacht in Havanna an und wusste nicht, was auf mich zukommt, was alles passieren kann, wann ich dran bin oder wo ich wohne… nichts. Ich habe dann entschieden, mich diesem Abenteuer einfach hinzugeben.

Viele Darsteller im Film sind ziemlich alt. Warum ist der Film trotzdem auch für junges Publikum interessant?

Hochmair: Das stimmt, die Hauptdarstellerin ist 95, er ist fast 90. Beide kommen aber wesentlich jünger rüber, weil sie so fit sind und lebendig und sich in diesem krisengeschüttelten Land eine grosse Freiheit bewahren konnten. Dieses Paar repräsentiert für mich ganz klar das Land. Ein Schwarzer und eine Weisse, die sich lieben und zusammengehören, gemeinsam alt werden, durch Dick und Dünn gehen, Krisen überstehen, Aufgaben lösen. Das ist universell. Gerade in Zeiten, in denen sich einige Regierungen gegen Integration wehren, ist dieser Film ein tolles Beispiel dafür, wie es funktionieren kann. „Candelaria“ liegt mir sehr am Herzen und ich finde den Film auch wirklich gut.

Wie war es sprachlich am Set?

Hochmair: Es wurde auf Spanisch gedreht und weil ich Spanisch spreche, musste ich auch nicht synchronisiert werden. Wegen meiner Sprachkenntnisse (Anm.d.Red.: Hochmair spricht Französisch, Englisch, Spanisch) wollte ich schon immer mal international drehen, insofern war „Candelaria“ natürlich ein grosses Glück.

Sie und der deutsche Schauspieler Lars Eidinger sind nicht nur in Fernsehen und Film erfolgreich, sondern auch gefeierte Theater-Stars. Sie haben ihn beim Filmfest, bei dem auch „Candelaria“ Premiere feierte, getroffen und ein gemeinsames Foto auf Ihrem Instagram-Account gepostet. Wie gut kennen Sie sich?

Hochmair: Wir kennen uns schon lange, haben aber noch nie zusammengearbeitet. Wir haben aber dieselben Rollen gespielt: Er spielt Hamlet, ich habe Hamlet gespielt. Und diese Hamlet -Typen beobachten sich und freuen sich aneinander, würde ich sagen. Ich finde ihn auch wirklich gut. Es gibt eine Serie, die in Deutschland nicht so bekannt ist, die ich aber im Flugzeug gesehen habe: „SSGB“ (2017) mit Sam Riley, Kate Bosworth etc. Sam Riley spielt darin einen neutralen Polizisten im London der 1950er Jahre, das von Nazis besetzt ist, und Lars Eidinger spielt den Gauleiter von London. Die Serie ist wirklich sehenswert.

In Filmszenen („Kater“) und auf der Bühne sind Sie immer wieder auch nackt zu sehen. Wie überwindet man die Scheu, sich vor wildfremden Leuten komplett auszuziehen?

Hochmair: Wenn es inhaltlich motiviert und sinnvoll ist, hat das nichts mit Scheu zu tun, dann muss es sein. Wenn man die Panik, den Inhalt und Stress versteht, den eine Rolle hat, dann ist das keine eitle Selbstverwirklichung, sondern eine inhaltliche Notwendigkeit.

Wie wichtig ist es dabei, mit seinem Körper zufrieden zu sein?

Hochmair: Es ist egal, ob man dick, dünn, alt oder jung ist. In „Candelaria“ sind die beiden auch nackt und es ist egal, ob sie mit ihrem Körper zufrieden sind, weil es inhaltlich wichtig und klar ist, dass man sie nackt sieht.

Nichtsdestotrotz sehen Sie ziemlich fit aus. Was machen Sie denn dafür?

Hochmair: Ich mache nur Yoga und arbeite einfach viel.

Darum geht’s in „Candelaria“

Havanna im Jahr 1994. Der Inselstaat leidet unter dem Wirtschaftsembargo der USA, und unter dem Zusammenbruch der Sowjetunion, die Kuba wirtschaftlich unterstützt haben. Die politische Situation spitzt sich zu und Kuba hungert. Das Leben von Candelaria, 75 (Veronica Lynn) und Victor Hugo, 76 (Alden Knight) bleibt davon jedoch scheinbar unberührt. Die Monotonie des entbehrungsreichen Alltags hat beide fest im Griff. Mit dem Alltagstrott ist jedoch Schluss, als Candelaria im Hotel, in dem sie arbeitet, eine in der Schmutzwäsche versteckte Videokamera findet. Sie nimmt sie mit nach Hause.

Als das Paar beginnt, sich beim Tanzen, Küssen und Liebe machen zu filmen, entwickelt sich die Kamera zum Mittelpunkt ihres Lebens. Als sie eines Tages verschwunden ist, macht sich Victor Hugo verzweifelt auf die Suche, auch im „El Hormigueo“, einem gefährlichen Ort im Zentrum Havannas, an dem alles Gestohlene wiedergefunden werden kann. Dabei trifft er auch auf den Hehler El Carpintero, gespielt von Philipp Hochmair…

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