Nicolò Pasetti: Der nächste deutsche Hollywood-Export?

Nicolò Pasetti kann sein Glück immer noch nicht fassen: Der Schauspieler ist ab Donnerstag in der Literaturverfilmung „Deine Juliet“ neben Stars wie Lily James zu sehen.

Riesen-Coup für Nicolò Pasetti: Der 1991 in Berlin geborene deutsch-italienische Schauspieler ist ab dem 9. August in der Literaturverfilmung „Deine Juliet“ im Kino zu sehen. Der Film entstand unter der Regie von Mike Newell (76), der mit „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ (1994) oder „Harry Potter und der Feuerkelch“ (2005) schon grosse Erfolge feiern konnte. „Mit diesem Mann zu arbeiten, war eines der schönsten Erlebnisse meiner bisherigen Karriere“, schwärmt Pasetti im Interview. Auch über seine Co-Stars Lily James (29) und Matthew Goode (40) gerät der Newcomer ins Schwärmen. Lockt nun die grosse Karriere in Hollywood?

Herr Pasetti, wie sind Sie zu der Rolle in „Deine Juliet“ gekommen?

Nicolò Pasetti: Das ist eine verrückte Geschichte und sie beginnt wie so oft mit einem Anruf. Meine Managerin meinte, dass es eine grosse Kinoanfrage gebe, für einen Film mit Mike Newell. Ich dachte erstmal: „Wow! Unglaublich, dass ich überhaupt von so einem Regisseur, für so ein Projekt berücksichtigt werde…“ Daraufhin hörte ich zwei Wochen nichts und dachte schon, es hätte sich erledigt. Dann rief mich meine Managerin erneut an und fragte, ob ich es hinkriegen würde, einen Arzt zu spielen. „Klar“ sagte ich. „Wann ist denn das Casting für diesen Krankenhausfilm?“ Daraufhin lachte sie nur und sagte: „Es ist kein Krankenhausfilm. Du spielst einen deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg, der Arzt ist. Und es wird kein Casting geben, du hast die Rolle. Mike Newell und die Casterin finden dein Material klasse und wollen dich haben.“ Ich dachte, ich falle in Ohnmacht.

Wie nervös waren Sie vor dem ersten Drehtag?

Pasetti: Ich muss sagen, dass es sich einigermassen in Grenzen hielt. Ich habe mir von Anfang an gesagt: „Wenn du zu irgendeinem Zeitpunkt zu lange darüber nachdenkst, wo du gerade bist und mit wem du gerade arbeitest, bekommst du keinen geraden Satz mehr heraus und setzt das Ding in den Sand.“ Deswegen habe ich versucht, das weitestgehend auszublenden und mir vorzustellen, ich bin bei einem Studentendreh. Aber ich muss auch zugeben, dass mir am Anfang meiner ersten Szene unterm Tisch schon ein bisschen die Knie gezittert haben.

Regisseur Mike Newell führte bereits bei Filmhits wie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ Regie. Wie war es mit ihm zu arbeiten?

Pasetti: Mit diesem Mann zu arbeiten, war eines der schönsten Erlebnisse meiner bisherigen Karriere. Wenn ein so brillanter und erfahrener Regisseur, der mit Grössen wie Johnny Depp, Al Pacino, Hugh Grant und so weiter bereits gedreht hat, zu dir sagt, dass du einen tollen Job gemacht hast, ist das einfach ein grossartiges Gefühl. Mike Newell ist ein Regisseur, der Schauspieler liebt und sich für sie interessiert, egal wie gross ihr Name ist. Er ist so ein Typ, der extra nach einer Naheinstellung zu dir hingeht und sagt: „Also ich fand’s super, von mir aus haben wir die. Aber willst du noch eine machen?“ Unglaublich! Wir haben uns in den Pausen auch viel unterhalten. Über Berlin zum Beispiel und das heutige Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland. Er ist sehr belesen und gebildet.

Vor der Kamera glänzen unter anderem Lily James und Matthew Goode, wie haben Sie die Stars erlebt?

Pasetti: Total bodenständig und nett. Ich habe mich mit beiden länger unterhalten und auf der Abschlussfeier getanzt. Und ob Sie es glauben oder nicht, Matthew Goode kam eines Tages zu mir und sagte, er habe eine Drehbuchfassung gelesen, in der die Geschichte um meine Figur gar nicht erzählt wird und er habe das Projekt zu dem Zeitpunkt abgelehnt, weil der Film zu bequem war. Erst als die kontroverse Liebesgeschichte zwischen meiner Figur und Elizabeth McKenna in den Film hineingeschrieben wurde, habe dieser in seinen Augen die nötige Widersprüchlichkeit bekommen und er habe ihn angenommen. Auch Michiel Huisman und Jessica Brown Findlay waren super nett. Als die beiden mir nach dem Dreh erzählten, wie viel Spass sie mit mir beim Spielen hatten, bin ich glaube ich rot geworden wie ein Krebs.

Sie spielen, wie so viele deutsche Schauspieler, einen deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg, stört Sie dieses Besetzungsschema?

Pasetti: Überhaupt nicht. Ich empfinde es als grosses Privileg, bei einem Film wie diesem mitgemacht haben zu dürfen. Dafür bin ich sehr dankbar. Darüber hinaus ist es eine tolle und facettenreiche Rolle, die eben nicht das Klischee des deutschen Soldaten bedient. Ich finde, solange man als Schauspieler interessante Rollen spielen darf, ist es egal, ob man nun typbesetzt ist oder nicht. Spielen zu dürfen, ist nicht selbstverständlich.

Träumen Sie von einer Hollywood-Karriere?

Pasetti: Natürlich! Wissen Sie, wie gern ich mal einen Superhelden spielen würde? Nein im Ernst: Mir geht es primär um die Inhalte. Ich möchte tolle Filme machen und spannende Geschichten erzählen, so wie jeder Schauspieler, aber ich habe eben auch den Anspruch, ein grosses Publikum zu erreichen. Das ist theoretisch überall möglich. Auch in Europa. Aber Hollywood-Filme sind nun mal die best-finanzierten Filme der Welt. Und wenn man diese Mittel hat, kann man auch ganz anders Geschichten erzählen. So kommen die vielen grossartigen Filme zustande. Die Liste der Beispiele ist endlos lang. Hollywood ist nach wie vor das Mekka des Films. Wieso sollte man also als Schauspieler nicht davon träumen? In den deutschen Kinos laufen doch ohnehin zu 50 Prozent amerikanische Produktionen.

Sie haben schon in der Grundschule von einer Schauspielkarriere geträumt, hatten Sie je einen Plan B?

Pasetti: Das hätten meine Eltern bestimmt toll gefunden. Die haben beide nämlich überhaupt nichts mit der Branche zu tun. Ich habe als Jugendlicher zwischenzeitlich mal mit dem Gedanken gespielt, Regisseur zu werden, aber der Drang zur Schauspielerei war zu gross und das immer. Insofern habe ich nie den Sinn eines Plan B gesehen. Es ist doch so, wenn man sich immer die Option einer Flucht durch die Hintertür offen hält, dann wird man sie früher oder später auch nutzen. Man hat einen ganz anderen Biss, eine fast fatale Notwendigkeit, alles für die Erfüllung dieses Traums zu geben, wenn man keinen Plan B hat. Mit Plan B fühlt man nicht den Druck, alles auf eine Karte gesetzt zu haben.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Pasetti: In Hollywood natürlich! (Lacht). Oder auch anderswo. Hauptsache auf der grossen Leinwand. Mein Wunsch war es immer, viele Menschen zu erreichen und zu unterhalten. Ich finde es nicht schlimm, dass viele Menschen nicht immer die Musse haben für die ganz grosse Kunst. Ich schliesse mich da mit ein. Manchmal stelle ich fest, dass über das Publikum des Unterhaltungskinos etwas abschätzig gesprochen wird. Das finde ich elitär. Natürlich will ich Filme mit Anspruch machen, aber das eine schliesst das andere ja nicht aus. Ausserdem geht es nicht nur darum, was ich will. Als Schauspieler stehe ich einfach in erster Linie im Dienst des Publikums.

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