„Wackersdorf“: Eine wahre Erfolgsgeschichte aus der Provinz

Das Polit-Drama „Wackersdorf“ erzählt eine aus heutiger Sicht fast unglaubliche Erfolgsgeschichte zivilen Ungehorsams: Eine kleine Gemeinde wehrt sich gegen eine grosse Ungerechtigkeit – und der Landrat wechselt die Seiten.

Es gibt Ereignisse, die begleiten einen über Jahre in den Nachrichten und dann sind sie plötzlich verschwunden. Zum Glück, kann man in diesem Fall nur sagen. Denn ein solches war der legendäre siebenjährige Protest im kleinen Ort Wackersdorf im oberpfälzischen Landkreis Schwandorf gegen die damals vor Ort geplante Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) – von 1985 bis 1989 wurde sie zwar errichtet, fertiggestellt wurde sie aber nie.

Neben unzähligen Demonstranten, die sogar extra von weit her anreisten, setzte sich vor allem auch Landrat (1972 bis 1996) Hans Schuierer (87) gegen das Bauvorhaben ein. Dass das aber nicht immer so war, auch davon erzählt der Film „Wackersdorf“ von Regisseur Oliver Haffner (44), der am morgigen Donnerstag (20. September) in den Kinos startet – und beim Filmfest München mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde.

Darum geht’s im Film

Oberpfalz, 1980er Jahre: Die Arbeitslosenzahlen steigen und der Landrat Hans Schuierer (Johannes Zeiler) steht unter Druck, Perspektiven für die Bevölkerung zu schaffen. Da erscheinen ihm die Pläne der Bayerischen Staatsregierung wie ein Geschenk: In der beschaulichen Gemeinde Wackersdorf soll eine atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) gebaut werden, die wirtschaftlichen Aufschwung für die ganze Region verspricht.

Doch als der Freistaat ohne rechtliche Grundlage mit Gewalt gegen die friedlichen Proteste einer Bürgerinitiative vorgeht, die sich für den Erhalt der Natur in ihrer Heimat einsetzt, beginnt Schuierer zu zweifeln: Vielleicht ist die Anlage doch nicht so harmlos wie behauptet? Er beginnt nachzuforschen und legt sich mit der mächtigen Strauss-Regierung an…

„Hier wird die Wahrheit erzählt“

Der österreichische Schauspieler Johannes Zeiler (48) spielt den Lokalpolitiker und Held wider Willen, Hans Schuierer, der schlussendlich seine Karriere und seine Zukunft aufs Spiel setzte, um kompromisslos für Recht und Gerechtigkeit zu kämpfen. Noch heute ist die „Lex Schuierer“ in Kraft, mit der die damalige Staatsregierung den Widerstand des Politikers aushebeln wollte.

Warum diese Geschichte noch einmal aufgerollt wird, dazu erklärt Johannes Zeiler im Interview mit der Redaktion: „Wichtig ist, dass die Bevölkerung dort im Speziellen und auch in Bayern insgesamt nochmal die Bestätigung dafür bekommt, dass es so war. Hier wird die Wahrheit erzählt. Und alle anderen dürfen sich nochmal ein Bild von den Ereignissen von damals machen.“ Eine Entschuldigung von den entscheidenden Stellen steht bislang wohl immer noch aus. „Ich weiss nicht, ob man das erwarten darf…“, sinniert Zeiler weiter.

Fazit

Ein wahre und spannende Geschichte, die das Leben schrieb, wird von einem sehr passenden Cast – darunter neben Johannes Zeiler auch Fabian Hinrichs, Anna Maria Sturm, Sigi Zimmerschied, Frederic Linkemann, Peter Jordan, Florian Brückner und August Zirner – an Originalschauplätzen und teilweise auch mit Originalbildmaterial erzählt. Ein Plädoyer für demokratische Werte und Bürgerengagement. Oder um es mit den Worten von Produzent Ingo Fliess zu sagen, der damals selbst in Wackersdorf demonstrierte: „Ein ungewöhnlicher Heimatfilm“ – und ein sehr sehenswerter noch dazu!

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