„Wackersdorf“-Star Johannes Zeiler: «Die Wunden sind nicht verheilt»

Johannes Zeiler spielt den „Wackersdorf“-Held. Warum der Kinofilm nicht nur zeitgeschichtlich, sondern auch aus heutiger Sicht wichtig ist, erklärt der Österreicher im Interview.

Der Film „Wackersdorf“ (Kinostart: 20. September) erzählt die Geschichte der inzwischen legendären Proteste in den 1980er Jahren gegen die damals geplante Wiederaufbereitungsanlage in der kleinen Gemeinde im Landkreis Schwandorf in der Oberpfalz nach. Im Mittelpunkt des Films steht die Entwicklung des heute 87-jährigen damaligen Schwandorfer Landrats Hans Schuierer, der erst Befürworter des Bauvorhabens war und dann zur Gallionsfigur der Proteste wurde. Verkörpert wird der Politiker von dem österreichischen Schauspieler Johannes Zeiler (48). Im Interview erklärt er, warum das Thema auch heute noch aktuell ist.

Sie sind Österreicher, haben Sie die Proteste gegen die Wiederaufbereitungsanlage in den 1980er Jahren im bayerischen Wackersdorf damals überhaupt mitbekommen?

Johannes Zeiler: Ja, absolut! Das war ja nicht lange nach unserer Volksabstimmung (1978) über das später nie in Betrieb gegangene Kernkraftwerk in Zwentendorf an der Donau, Niederösterreich. Relativ parallel zu den Wackersdorf-Protesten lief auch die Besetzung (1984) der Hainburger Au, Niederösterreich, um ein dort geplantes Wasserkraftwerk zu verhindern, das die Donau-Auen bei Wien zerstört hätte. Diese beiden erfolgreichen Aktionen waren in Österreich der Beginn einer grünen Bewegung. Es ging zwar nicht über einen so langen Zeitraum wie in Wackersdorf, aber ähnlich viele Menschen haben sich gegen die Grossbauwerke und für die Natur eingesetzt.

Warum ist der Film heute wichtig, ausser weil er ein historisch markantes Ereignis nacherzählt?

Zeiler: Natürlich hat der Film einen ganz starken bayerischen Bezug, aber er hat auch einen Bezug, der überall auf der Welt Gültigkeit besitzt: Ein Politiker, der verantwortlich ist für die Menschen und die Landschaft einer bestimmten Region, setzt sich mit aller Macht und ehrlich für seine Überzeugung ein, weil er erkannt hat, dass hier ein grosses Unrecht geschieht, das man nicht einfach so hinnehmen kann. Es galt, für die Bewahrung der demokratischen Grundrechte einzustehen und zu kämpfen.

Haben Sie den echten Landrat (1972 bis 1996) Hans Schuierer (87) getroffen?

Zeiler: Ich habe ihn erst während der Dreharbeiten kennen gelernt. Vorab habe ich mir alles Bild- und Tonmaterial, das zur Verfügung stand, von ihm angesehen. Auch, um mir diesen Oberpfälzer Dialekt anzueignen.

Das ging mit österreichischen Zungenschlag vermutlich etwas leichter?

Zeiler: Ja, aber ich hatte noch einen anderen Vorteil. Der Oberpfälzer Dialekt unterscheidet sich ja manchmal recht stark vom bayerischen. Da sind auch Laute dabei, die man aus Bayern so nicht kennt. Allerdings kenne ich die aus meiner Heimatgegend, der Oststeiermark. Das hat damit zu tun, dass vor mehr als 150 Jahren viele Oberpfälzer dorthin ausgewandert sind. Dadurch hatte ich so ein bisschen mehr Gehör für diese bellenden Laute… Aber wir haben natürlich eine Filmversion gedreht, die für alle verständlich ist.

Was hat der Original-Landrat dazu gesagt, dass die Geschichte verfilmt wird?

Zeiler: Er war wirklich sehr froh, dass das nach so langer Zeit nochmal Thema wurde, weil er weiss, dass die Wunden in seinem ehemaligen Regierungsbereich noch immer nicht verheilt sind. Und dass es hier noch nicht wirklich zu einer Gerechtigkeit gekommen ist.

Könnte es sein, dass durch den Film nochmal was angestossen wird?

Zeiler: Wichtig ist, dass die Bevölkerung dort im Speziellen und auch in Bayern insgesamt nochmal die Bestätigung dafür bekommt, dass es so war. Hier wird die Wahrheit erzählt. Und alle anderen dürfen sich nochmal ein Bild machen von den Ereignissen damals. Eine Entschuldigung von den entscheidenden Stellen? Ich weiss ich nicht, ob man das erwarten darf…

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