Lars Eidinger und Bjarne Mädel: So echt war die Rauferei-Szene

Bjarne Mädel und Lars Eidinger raufen, steppen und tuckern mit ihren Mofas durch Deutschland. Wie es hinter den Kulissen der Roadmovie-Komödie „25 km/h“ zuging, verraten sie im Doppelinterview.

Der Berliner Schauspieler Lars Eidinger (42, „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“) und sein Hamburger Kollege Bjarne Mädel (50, „Der Tatortreiniger“) spielen in der Roadmovie-Komödie „25 km/h“ (Kinostart: 31. Oktober) zwei ungleiche Brüder, Top-Manager Christian und Tischler Georg. Nach der Beerdigung des Vaters beschliessen die beiden, endlich ihren Kindheitstraum zu leben und mit den uralten Mofas einmal quer durch Deutschland zu reisen.

Im Laufe des Films tuckern sie dann aber nicht nur durch faszinierende Landschaften, die beiden raufen sich, tanzen, spielen Tischtennis und vieles mehr. Was die grösste Herausforderung war und was es mit den Songs „Boys Don’t Cry“ (1984) und „Close To Me“ (1985) der britischen Kultband The Cure auf sich hat, haben Mädel und Eidinger im Doppelinterview erklärt.

Sie spielen zwei Brüder, die sich mit ihrer Beziehung auseinandersetzen. Inwiefern konnten Sie dabei auf private Erfahrungen zurückgreifen?

Bjarne Mädel: Ich habe keinen Bruder und konnte daher auf keine Erfahrungen zurückgreifen.

Lars Eidinger: Ich habe einen vier Jahre älteren Bruder. Wir waren mal zusammen in den USA und haben diese Reise also irgendwie auch schon unternommen.

Was interessiert Sie an der Brüder-Konstellation?

Lars Eidinger: Interessant ist, dass die Brüder wieder zueinanderfinden und dass es dabei um eine echte Zuneigung geht. Hinzukommt, dass Bjarne und ich uns vor dem Dreh gar nicht kannten. Über den Drehzeitraum hat sich aber auch bei uns eine Beziehung aufgebaut, die sehr innig, zugewandt und liebevoll ist. Auch wir haben uns über diesen Film gefunden.

Was halten Sie von der Grundidee des Films, einen Kindheitstraum viel später doch noch auszuleben?

Lars Eidinger: In einem gewissen Alter, so zwischen 40 und 50, beginnt man, Bilanz zu ziehen und sich zu fragen: Mit welchen Sehnsüchten ist man als Kind eigentlich mal angetreten? Wie hat man sich sein Leben vorgestellt? Und was von dem, was ich mir vom Leben versprochen habe, hat sich denn nun eingelöst? Ich mag die Idee des Films, dass man sagt: Damals hatten wir immer den Traum, mit Mofas durch Deutschland zu fahren, lass es uns doch einfach jetzt machen…

Sie haben eine Rauferei-Szene – hat das wehgetan?

Bjarne Mädel: Schlägereien oder Raufereien im Film müssen immer entweder sehr genau choreografiert und wochenlang geprobt werden, oder man riskiert etwas und schont sich nicht. Wir haben einander vertraut, uns für letzteres entscheiden und einfach gleich richtig gerangelt. In der Schauspielschule hatten wir beim selben Akrobatiklehrer Unterricht – Lars in Berlin, ich in Potsdam. Da haben wir ein paar Regeln gelernt, wie man auf den anderen Acht gibt und trotzdem mit voller Energie loslegt. So oft haben wir es dann auch gar nicht machen müssen.

Lars Eidinger: Eigentlich ähnlich wie bei deiner Sex-Szene oder?

Bjarne Mädel: Nicht ganz. Für die Sex-Szenen hatten Franka Potente und ich wochenlang geprobt und das hat sich dann eben auch ausgezahlt…

Völlig überraschend ist die Stepp-Szene. Was war die grösste Herausforderung?

Lars Eidinger: Ich weiss noch, dass es an diesem Drehtag fast durchgehend geregnet hat, sodass wir eigentlich gar nicht drehen konnten. Denn du kannst ja nicht erzählen: Zwei Kerle steppen im Regen und alle finden es toll. Wir haben dann jede kurze Regenpause genutzt. In dieser Situation gute Laune zu bewahren und nicht zu verzweifeln, weil man so lange trainiert hat, und jetzt nicht so einfach abliefern kann, war eigentlich die grösste Herausforderung. Unsere Schauspielkolleginnen Alexandra Maria Lara und Franka Potente, die bei diesen Szenen dabei sind, haben uns dabei sehr geholfen, denn sie haben uns zum ersten Mal steppen gesehen und waren begeistert.

Sie spielen auch viel Tischtennis im Film. Was mochten Sie lieber?

Lars Eidinger: Tischtennis haben wir beide geliebt und uns darüber gefreut, zum Steppen haben wir uns beide eher ein bisschen hingequält. Trotzdem hat uns das Ergebnis glücklich gemacht, weil es echt toll aussieht. Allein diese Synchronität beim Steppen hat totalen Charme. Der Aufwand hat sich gelohnt.

Bjarne Mädel: Tischtennis hat mir sogar so viel Spass gemacht, dass ich es auf jeden Fall weitermache – das Steppen aber nicht. Vielleicht kann man daran ablesen, was mir mehr liegt?

Lars Eidinger: Und das mit dem Sex machst du vielleicht auch weiter.

Bjarne Mädel: Ja, das hatte ich auch schon überlegt, ich hab‘ aber noch nicht den richtigen Trainer gefunden…

Der Film wird unter anderem von den „The Cure“-Songs „Boys Don’t Cry“ (1984) und „Close To Me“ (1985) untermalt. Warum?

Bjarne Mädel: Das hat mit der Erinnerung an die 1980er Jahre zu tun. In dieser Zeit waren die Figuren, die wir spielen, jung, und das soll einfach dieses Lebensgefühl von damals zurückholen.

Lars Eidinger: Interessant ist dabei übrigens auch, dass man solche Lieder für Kinofilme kaufen muss, während man sie im Fernsehen einfach nutzen darf. Es ist also wahnsinnig teuer gewesen, aber ich glaube, Regisseur Markus Goller und Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg, die den Film auch produziert haben, war es einfach wichtig – und ich persönlich bin auch sehr glücklich darüber, denn ich liebe The Cure. Ich kann mich allerdings auch noch erinnern, dass Maren Ade für unseren Film „Alle anderen“ (2009) einen Kate-Bush-Song haben wollte. Weil aber allein das eine Lied damals 80’000 Euro gekostet hätte, war es nicht machbar. Um solche Grössenordnungen geht es dabei.

Bjarne Mädel: Schon allein um die Musikrechte wieder reinzuholen, brauchen wir also jeden einzelnen Zuschauer.

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