„A Star Is Born“ und mehr: Die besten Filme 2018

Von Gesangstalenten bis zu Superhelden: Das Kino-Jahr 2018 hatte einige Highlights zu bieten. Diese Filme bleiben in Erinnerung.

Das Kino-Jahr 2018 neigt sich dem Ende entgegen. Höchste Zeit, die besten Filme zu küren. Ob nun die überraschenden Gesangstalente von Bradley Cooper (43), Superhelden-Bombast, eine Reise zum Mond, eine trauernde Beinhart-Mutter oder die nun schon sechste unmögliche Mission von Tom Cruise (56) – für jeden Cineasten-Geschmack war 2018 etwas dabei.

Das beste Drama: „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“

Auch wenn zum Vergleich als erstes die Filme der Coen-Brüder in den Sinn kommen, ist „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ einzigartige, für manchen vielleicht zu derb gewürzte Kinokost. Frances McDormand (61) als verbitterte, trauernde und ungemein vulgäre Mildred Hayes und ihr Kleinkrieg gegen alles und jeden ist das Herzstück des Films. Vollkommen zu Recht hat sie dafür den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewonnen. Und auch der Nebendarsteller-Oscar an Sam Rockwell (50) war mehr als gerechtfertigt.

Alternativen: „Ballon“/“Die dunkelste Stunde“/“Lady Bird“

Die Alternativen im Drama-Sektor waren 2018 reichlich. Mit „Ballon“ lieferte Michael Bully Herbig (50) eine von ihm ungewohnt ernste und eindringliche Flucht aus der DDR, Coming-of-Age-Drama bot derweil „Lady Bird“ mit Saoirse Ronan (24). Und als Winston Churchill legte sich Gary Oldman (60) quasi im Alleingang mit dem Nazi-Regime an und gewann dafür einen Oscar.

Die beste Biografie: „Aufbruch zum Mond“

Regisseur Damien Chazelle (33) ist mit „Aufbruch zum Mond“ eine spannende Mischung gelungen, die sich, im Gegensatz zu „Bohemian Rhapsody“, nicht so viele gravierende Freiheiten nimmt. Den bekannten historischen Gegebenheiten zum ersten Menschen auf dem Mond stellt er das weitgehend unbekannte Privatleben der Armstrongs entgegen. Herausgekommen ist dabei ein Film, bei dem die beiden Hauptdarsteller Ryan Gosling (38) und Claire Foy (34) zu begeistern wissen. Und das mitunter mehr am heimischen Küchentisch, als in der Apollo-11-Rakete – oder auf dem Mond.

Alternative: „I, Tonya“, „Bohemian Rhapsody“

Wer sich nicht für die Reise zum Mond interessiert und lieber auf der Erde bleibt, der hatte mit „I, Tonya“ eine spannende Alternative. Margot Robbie (28) als manische Eiskunstläuferin Tonya Harding bot eine interessante Charakterstudie und glänzte als Hauptdarstellerin. Ebenso wie Rami Malek (37) im bereits erwähnten „Bohemian Rhapsody“, mit dem viele Kritiker in seiner Gesamtheit aber nicht warm werden wollten.

Der beste Animationsfilm: „Isle Of Dogs“

Wes Anderson (49) ist es mit „Isle of Dogs“ mindestens genauso gut wie mit „Der fantastische Mr. Fox“ gelungen, eine märchenhafte Animationswelt zu erschaffen. Und das neben den unzähligen Stars in den Sprechrollen mit einer Detailhöhe, die ihresgleichen suchte. Charmantere Unterhaltung für Gross und Klein gab es 2018 nicht.

Alternative: „Die Unglaublichen 2“

Sehr nah herangekommen ist allerdings „Die Unglaublichen 2“. War der erste Teil schon ein Animations-Meisterwerk, musste Teil zwei mit hohen Erwartungen zurechtkommen, die der Streifen von Brad Bird (61) absolut erfüllte. Eine gute Entscheidung war es auch, dieses Mal die Mutter der Superhelden-Familie in den Mittelpunkt zu stellen.

Die beste Comic-Verfilmung: „Avengers: Infinity War“

„Avengers: Infinity War“ ist alles, was sich die Fans erwartet haben – und vielleicht ein bisschen mehr. Der Bösewicht Thanos ist sogar das Highlight des Films, der, so traurig das auch sein mag, jeden der liebgewonnenen Charaktere lauthals anzählt und daher endlich wieder für Überraschung sorgt. Sich nicht mehr sicher sein zu können, ob mitten im Streifen der persönliche Liebling den Leinwand-Tod stirbt – „Game of Thrones“ hat vorgemacht, dass diese Angst für morbide Unterhaltung sorgen kann. Und für Spannung sowieso.

Alternative: „Black Panther“

Heisst man nicht DC, gehen Comic-Verfilmungen eigentlich immer. Dennoch war der immense Erfolg von „Black Panther“ wohl nicht einmal den Machern geheuer. In Zeiten der „Oscars So White“-Debatte und mit Donald Trump (72) im Weissen Haus traf der Film genau den Nerv des Kinopublikums.

Der beste Action-Film: „Mission: Impossible – Fallout“

Rasante Action, im wahrsten Sinne knochenbrechende Stunts und ein 56-jähriger Tom Cruise in Topform. Es ist wirklich überraschend, wie gut der sechste Anlauf der „Mission: Impossible“-Reihe mit dem Beinamen „Fallout“ geworden ist. Statt zu sehr auf Greenscreen und Computereffekte zu bauen, setzt „M:I6“ vermehrt auf handgemachte Effekte – und das merkt man einfach. In dieser Form wollen wir noch viele unmögliche Missionen erleben.

Alternative: „Sicario 2“

„Unterhaltsam“ ist das falsche Wort, „sehenswert“ trifft es bei „Sicario 2“ besser – wie schon bei seinem Vorgänger. Für die Sicherheit des eigenen Landes zu sorgen, ist hier nicht als ehrenvolle Aufgabe dargestellt, sondern als eine, die zuweilen zu nicht minder verwerflichen Methoden wie auf der Gegenseite führt. Einen strahlenden Helden sucht man dementsprechend vergebens, Antiheld Alejandro als Sympathieträger funktioniert gerade mit Hinblick auf seine Taten im ersten Teil nur bedingt. Wer bereits die beklemmende Stimmung von „Sicario“ mochte, kam aber auch bei dessen Nachfolger voll auf die Kosten.

Der beste Liebesfilm: „Call Me By Your Name“

„Call Me by Your Name“ ist die schönste Liebesgeschichte des Jahres! Der ruhige Erzählstil, das italienische Setting und das gecastete Ensemble harmonieren perfekt miteinander. Hier wird die Liebe zur Poesie, es ist eine Explosion an Sinnlichkeit. Ein wunderschöner Film über die Höhen und Tiefen der Liebe.

Alternative: „A Star Is Born“

Bradley Cooper (43) ist mit seinem Regie-Debüt ein eindringlicher Film gelungen, der tief bewegt und menschliche Abgründe wie Sternstunden punktgenau inszeniert. Vor allem die schauspielerischen wie musikalischen Performances von ihm und Lady Gaga (32) überzeugen. Beide gehen aufs Ganze und zeigen Emotionen pur. Die gute Chemie zwischen ihnen und ihre Faszination füreinander sind zu jeder Minute spürbar. „A Star Is Born“ geht unter die Haut.

Der beste Horror-Film: „Hereditary – Das Vermächtnis“

Selbst gestandene Horror-Fans dürften sich bei „Hereditary – Das Vermächtnis“ stellenweise verwundert die blutunterlaufenen Augen gerieben haben. Was der Film von Ari Aster gerade in seiner letzten halben Stunde abfeuert, ist reinster Albtraum – im besten aller Sinne. Zudem ist Toni Collette (46) als überforderte Mutter unfassbar überzeugend und angsteinflössend. Horror trifft auf Familiendrama – wer den Magen dafür hat, muss „Hereditary“ ansehen.

Alternative: „Halloween“, „A Quiet Place“

Wer allen Ernstes erwartet hat, dass „Halloween“ 40 Jahre nach dem Original das Mordmesser neu erfindet, wird enttäuscht aus der Vorstellung gekommen sein. Nicht beim Horroraspekt ist der Film innovativ, sondern bei der Darstellung seiner Hauptfigur und vieler Nebencharaktere. Etwas zu viel Hype wurde derweil dem Film „A Quiet Place“ zuteil. Wem es aber gelingt, die darin gezeigte Welt nicht zu oft zu hinterfragen, kommt auch hier voll auf den Grusel-Genuss.

Die beste Komödie: „The Disaster Artist“

„The Disaster Artist“ zeichnet das Portrait eines Mannes, der wild zwischen Egomane, Visionär, Outsider und Lachnummer pendelt. Ed Wood, dem „schlechtesten Regisseur aller Zeiten“, wurde durch den Film von Tim Burton (60) und Johnny Depp (55) bereits ein Denkmal errichtet. Auch Tommy Wiseau (63) hat sich diese Ehrung verdient. Leidenschaft sollte immer honoriert werden. Selbst, wenn sie Leiden schafft. Und für Hauptdarsteller James Franco (40) gab es einen Golden Globe obendrauf. Einzig Fremdscham-anfällige Menschen sollten aufpassen.

Alternative: „BlacKkKlansman“, „Deadpool 2“

Für die Antirassismus-Satire „BlackKklansman“ gab es bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes nach der Premiere minutenlang Standing Ovations. Und auch bei den Golden Globes im kommenden Jahr kann der Streifen unter Umständen mehrfach punkten. Ryan Reynolds (42) holte sich für „Deadpool 2“ dagegen sogar Unterstützung von Céline Dion (50) und Josh Brolin (50). An den Kinokassen kam das gut an und bescherte der Fortsetzung über 720 Millionen Dollar an Einnahmen.

Der beste Fantasy-Film: „Shape of Water: Das Flüstern des Wassers“

Als Abräumer der vergangenen Oscar-Verleihung konnte „Shape of Water: Das Flüstern des Wassers“ darüber hinwegtäuschen, dass Guillermo del Toro (54) kein Filmemacher ist, der für Zugänglichkeit steht. Wer die romantische Seite von „Shape of Water“ liebt, dem könnte die düstere Facette missfallen – und umgekehrt. Nichtsdestotrotz ist der Genremix einzigartig und damit sehenswert. Mit viel Liebe zum Detail lässt Guillermo del Toro die USA der 60er Jahre auf der Leinwand wiederauferstehen, selbst dem „Kiemenmensch“ verleiht er dabei Charakter und – Achtung, Wortspiel – Tiefgang.

Alternative: „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“

„Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ punktet durch bildgewaltige Effekte, grosse Schauspieler und nette Anspielungen an das Original-Franchise. In puncto Handlung kann der mit Figuren überladene und wenig magische Film stellenweise weniger überzeugen. Am Ende ist er eben doch „nur“ Teil zwei von fünf geplanten Filmen. Allerdings mit einem Ende, das schon wieder Lust auf die Fortsetzung macht…

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