„White Boy Rick“: Matthew McConaugheys Ausflug in die 80er

White Boy Rick“ beruht auf einer wahren Begebenheit. Matthew McConaughey reist dafür in die 80er Jahre und beweist einmal mehr seinen Mut zur Hässlichkeit.

Das Image des RomCom-Schönlings hat Hollywood-Star Matthew McConaughey (49) spätestens seit seiner Oscar-prämierten Performance in „Dallas Buyers Club“ (2013) abgelegt. Als HIV-infizierter Vollblut-Cowboy Ron Woodroof stellte er nicht nur sein schauspielerisches Können unter Beweis, sondern zeigte zudem, dass seine Präsenz auf der Leinwand am stärksten ist, wenn seine Rolle nicht durch ein makellosen Aussehen glänzt. In „White Boy Rick“, der am 7. März in den Kinos anläuft, trifft das einmal mehr zu. Das Filmdrama ist eine Gesellschaftskritik an den USA.

Nach einer wahren Begebenheit

„White Boy Rick“ von Regisseur Yann Demange (42) spielt in Detroit in den 1980er Jahren. Richard Wershe Sr. (Matthew McConaughey) träumt von einer eigenen Videothek, während sein 14-jähriger Sohn Richard Wershe Jr. (Richie Merritt) ins Drogenmilieu abrutscht. Der weisse Teenager beginnt Stoff zu verticken und wird vom amerikanischen Drogen-Dezernat als Informant angeheuert – der bis dato jüngste. Sein Einfluss wächst über Jahre. Doch der Höhenflug ist nicht von Dauer. Eines Tages hat er als Informant ausgedient.

Als ihn die Polizei schliesslich mit einigen Kilos Stoff erwischt, zahlt er einen hohen Preis dafür. Mit 17 Jahren kommt Richard Wershe Jr. in den Knast – ohne Aussicht auf Bewährung. Er fällt damals einem Gesetz zum Opfer, das besagt, Personen, die Drogen in einer Menge von mindestens 650 Gramm bei sich haben, lebenslang ins Gefängnis kommen. Der minderjährige Drogendealer soll niemals gewalttätig geworden sein, dennoch harrt er seit über drei Jahrzehnten hinter Gittern aus. Ein Justiz-Skandal, der auf wahren Ereignissen beruht. Die ideale Filmvorlage.

Matthew McConaughey absolut uneitel

„White Boy Rick“ versetzt einen direkt ins Detroit der 1980er Jahre zurück. Das Setting wirkt dreckig und trist, wenig einladend. Es passt zur damaligen Stimmung. Richie Merritt spielt den teilnahmslos wirkenden und vom eigenen Leben gelangweilten Richard Wershe Jr. mit stoischer Präzision. Seinen Vater verkörpert Matthew McConaughey, mit halblangen, zurück geschleckten Haaren, Schnauzer und Plauze. Eine innerlich zerrissene Figur, vollkommen uneitel. „White Trash“ ist mittlerweile so etwas wie McConaugheys Paraderolle. Die Szenen mit dem Vater-Sohn-Duo sind am stärksten.

Die Umsetzung stimmt und auch das Schauspiel-Ensemble überzeugt, dennoch springt der Funke nicht komplett über. Was Richard Wershe Jr. widerfahren ist, ist ein Justiz-Skandal wie er im Buche steht. Doch kratzt „White Boy Rick“ eher an der Oberfläche. Es ist nicht nur Kritik, sondern eine Anklage an der amerikanischen Gesellschaft, am amerikanischen System. So viel dürfte nach dem Kinogang sicher sein, mit rechten Dingen ist in dem Fall nicht alles zugegangen. Der Film bietet aber lediglich eine einseitige Sicht auf die Geschehnisse. Und das ist seine grösste Schwachstelle.

Fazit

„White Boy Rick“ plätschert so dahin, mit fast ebenso wenig Elan, wie Richie Merritt alias Richard Wershe Jr. durch sein Leben zu schreiten scheint. Die Präsenz von Matthew McConaughey wertet den Film auf, diese Rollen liegen ihm einfach. Doch „White Boy Rick“ fehlt eine Einordnung in das grosse Ganze. Man mag das Kino etwas nachdenklich verlassen, einen bleibenden Eindruck hinterlässt der Streifen aber nicht unbedingt.

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