„Men in Black: International“: Dunkle Stunde für die Männer

Die Men und Women in Black sind zurück und müssen nun auch international ran. Der Innovations-Blaster wurde den MIB-Agenten aber leider konfisziert.

Am 11. September 1997, vier Jahre, bevor dieser Tag auf ewig eine tragische Bedeutung erlangen sollte, startete „Men in Black“ mit Will Smith (50) und Tommy Lee Jones (72) in den Kinos. Das Publikum damals, nicht ahnend, was die kommenden 95 Minuten bereithalten würden, wurde wie das schleimige Alien der Anfangssequenz förmlich weggeblasen. Ein Instant-Klassiker war geschaffen – einer, der wie der erste Teil von „Matrix“ in eine einfallsreiche Sci-Fi-Welt entführte.

Die Neuauflage „Men in Black: International“ mit Chris Hemsworth (35), Liam Neeson (67) und Tessa Thompson (35) will diesen Erfolg ab dem 13. Juni wiederholen, bestenfalls übertreffen. Doch die Begriffe „Einfallsreichtum“ und „Neuauflage“ beissen sich bei „International“ nicht nur, sie laufen regelrecht entgegengesetzt zueinander. Und so ist dabei ein Film herausgekommen, der weder Fisch noch Fleisch noch intergalaktische Biomasse ist – und stattdessen streckenweise wehtut oder gar wütend macht.

Ein Space-Maulwurf bei MIB?

Schon seit sie als kleines Mädchen eine drollige Begegnung der dritten Art hatte, träumt Molly (Tessa Thompson) von einer Laufbahn bei den „Men in Black“. Doch erst als junge Frau gelingt ihr der Sprung in das harte Rekrutenprogramm der strenggeheimen Organisation. Als frisch gebackene Agentin M muss sie allerdings schnell feststellen, dass auch bei den mysteriösen Anzugträgern nicht alles glatt läuft. Ihr neuer Partner Agent H (Chris Hemsworth) ist eine Mischung aus Grossmaul, Hitzkopf und Space-Gigolo. Zudem scheint ein Maulwurf innerhalb der Einrichtung die Zukunft des gesamten Universums zu bedrohen.

Zu allem Überfluss landen auch noch zwei Unholde auf der Erde, die es auf das Mitglied einer ausserirdischen Königsfamilie abgesehen haben. Der hat nicht nur eine Waffe bei sich, mit der ganze Galaxien ausgelöscht werden können – nein, er vertraut sie ausgerechnet auch noch Neuling M an.

Humor-Blindgänger

Abgefahrene Aliens, übertrieben coole Charaktere und Slapstick-Einlagen, meist auf Kosten der männlichen Hauptfigur. Unverhohlen recycelt „Men in Black: International“ das Erfolgsrezept des Originals von 1997. Neues bietet der Film von F. Gary Gray (49) aber nicht. Höchstens, dass sich nun überhaupt keine Mühe mehr darin gegeben wird, die ausserirdische Subkultur auf Mutter Erde glaubhaft mit der uns bekannten Welt zu verknüpfen. Wie die Axt im Walde führen sich „H & M“ während des gesamten Films auf. Das „Blitzdings“ wird nur noch als Alibi hochgehalten, um die coolen Sonnenbrillen aufziehen zu können.

Schon „Men in Black 2“ übertrieb es hoffnungslos, als der Klamauk-Regler des Vorgängers auf Anschlag gedreht wurde. „International“ orientiert sich nun allerdings genau an dieser humoristischen Ga(n)gart – bei der das komödiantsche Timing so gar nicht stimmen mag. Zudem reichert er sie mit etwas an, das zuletzt schon beim „Ghostbusters“-Reboot sauer aufstiess und ebenfalls Chris Hemsworth betraf.

In Hollywood scheint man sich inzwischen hinlänglich einig darüber zu sein, dass Sexismus gegenüber Frauen am besten vermieden wird, indem man ihn stattdessen Männern entgegenbringt. Und so muss Agent H intergalaktischen Beischlaf ausüben, um sein Leben zu retten, oder wird dank der Fähigkeiten einer Alien-Dame in Zeitlupe zur Leinwand-Fleischbeschau gebeten. So dramatisch verachtend wie in „Ghostbusters“ von 2016, wo Hemsworth, wenn man ehrlich ist, als geistig retardiertes Schmachtobjekt präsentiert wird, trifft es ihn beim „Man in Black“-Reboot nicht. Insgesamt muss er aber aufpassen, sich nicht auf Dauer in eine extrem undankbare und heikle Rolle drängen zu lassen.

Gegner und Story

Einfallsreichtum wird leider auch bezüglich des Plots vergeblich gesucht. Diverse Aliens in Menschengestalt sind auf der Jagd nach einem mächtigen Artefakt – eine Handlung aus dem Drehbuch-Fleischwolf. Im Gegensatz zu „Men in Black“, der einst mit Charaktermime Vincent D’Onofrio (59) als Schabe im „Edgar-Kostüm“ aufwartete, kann „International“ dabei aber keinen denkwürdigen Bösewicht vorweisen. Rebecca Ferguson (35) wird in einem Kurzeinsatz als Schurkin verheizt, die vermeintlichen Hauptschurken sind blass und die Identität des Maulwurfs dürften Cineasten innerhalb der ersten Minuten erraten.

Sidekick Pawny scheint derweil geradewegs per Marktforschung das Licht der Kinowelt erblickt zu haben. Winzig klein und putzig, ein vorlauter Comic-Relief mit riesigen Kulleraugen. Das muss beim Publikum doch ankommen!

Zumindest die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt aber. Wäre auch überraschend gewesen, immerhin kennen sich Hemsworth und Thompson dank „Thor: Tag der Entscheidung“ bereits bestens. Überhaupt ist Thompson einer der wenigen Lichtblicke von „Men in Black: International“. Auch wenn ihr als MIB-Neuling, der sich die geheime Welt der Aliens offenbart, im Grunde wieder dieselbe Rolle wie damals Will Smith zuteilwird. Und so kann sie sich noch so sehr ins Zeug legen, doch schon beim Gang aus dem Kinosaal ist „Men in Black: International“ quasi wieder vergessen. Manch einer wird froh drum sein.

Fazit:

„Men in Black: International“ ist ein liebloses Abgrasen aller Dinge, die einst dem Original zum Erfolg verhalfen – vor 22 Jahren. Die wenigen Innovationen, die die Neuauflage zu bieten hat, verschlimmbessern den neuen Film aber sogar noch. Und Sidekick Pawny versammelt in seinem klitzekleinen und auf Merchandise getrimmten Körper alles, was mit der Filmindustrie schiefläuft.

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