Roland Emmerichs „Midway“: Bombast oder Kitschfest?

Macht Roland Emmerich mit „Midway“ etwa halbe Sachen? Oder können sich seine Fans auf den für ihn typischen, reinrassigen Bombast freuen?

Eine hoffnungslos unterlegene Heldentruppe, ein schier unmögliches Himmelfahrtskommando und dazu ein imposantes Ringen um die Freiheit: Die wahre Geschichte der Weltkriegsschlacht um die Midway-Inseln ist derartiger Roland-Emmerich-Stoff, es verwundert, dass der Regisseur sich erst jetzt ihrer annimmt. Eine wichtige Frage für alle interessierten Cineasten: Ist „Midway“ eher Christopher Nolans „Dunkirk“ oder Michael Bays „Pearl Harbor“? Oder, seinem Namen alle Ehre machend, gar der Mittelweg aus beiden Streifen? Hier gibt es die Antwort.

Rechtschaffene Rache – darum geht es in „Midway – Für die Freiheit“

Knapp ein halbes Jahr ist vergangen, seit die Luftwaffe der Kaiserlich Japanischen Marine den US-Stützpunkt Pearl Harbor angegriffen hat. Pilot Richard „Dick“ Best (Ed Skrein) sinnt, wie viele seiner Kameraden, auf Rache für den hinterhältigen Überraschungsangriff, der das US-Militär in Trümmern zurückliess. Da kommt die Nachricht für den Draufgänger geradezu gelegen, dass die Japaner laut Geheimdienst einen weiteren Angriff planen, dieses Mal auf die strategisch wichtigen Midway-Inseln.

Admiral Chester W. Nimitz (Woody Harrelson) bekommt daraufhin den Befehl, auf den besagten Inseln eine Falle vorzubereiten, um die zahlenmässig weit überlegenen Aggressoren in die Flucht schlagen zu können. Freiwillige muss er für dieses hoffnungslose Selbstmordkommando selbstredend nicht lange suchen…

Ein klassischer Emmerich

Roland Emmerich (63) ist der Claus Hipp der Hollywood-Industrie: Seit jeher steht er mit seinem Namen für eine ganz spezielle Form des Filmbreis, deren Erfolgsrezeptur er nur höchst selten abändert. Wir reden hier immerhin von einem Mann, der einst „Patriot“ Mel Gibson (63) lediglich mit der amerikanischen Flagge bewaffnet oder den US-Präsidenten im Kampfjet gegen Aliens in den Krieg schickte – jeweils siegreich, versteht sich. Von daher ist die eingangs gestellte Frage eindeutig zu beantworten: Dem „Pearl Harbor“-Regisseur und Explosionsfetischist Michael Bay (54) dürfte vor Stolz eine Träne patriotisch über die Backe rinnen, wenn er das Werk seines Kollegen zu Gesicht bekommt.

Die von „Midway“ gelieferten Schauwerte ähneln jenen aus „2012“ doch sehr, soll heissen: Der Computer ist der beste Freund der Emmerich-Action, was alleine schon im Trailer des Films überdeutlich wird. Wem dagegen der bodenständige, realitätsnahe Look eines „Dunkirks“ eher zusagt, den dürfte bei „Midway“ viel Kopfschütteln erwarten.

Grosser Cast, wenig Emotionen?

Christopher Nolans „Dunkirk“ ist noch in einer weiteren Hinsicht als Vergleich heranzuziehen. Dort werden die drei Schauplätze (an Land, in der Luft, auf dem Wasser) jeweils anhand weniger Figuren repräsentiert. Dagegen ist schon auf dem Plakat des Emmerich-Films überdeutlich, dass der Zuschauer im Laufe des Streifens eine Vielzahl an Schicksalen dargeboten bekommt. Ob also Action, Drama oder Kitsch – bei dem deutschen Filmemacher gilt nicht immer zum Wohl seiner Werke das Credo: „Mehr ist mehr“. So auch bei „Midway“.

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