Indie-Titel und Blockbuster: Die Kino-Tipps im Dezember

Das grosse Finale der Sternenkriege, singende Katzen, räuberische Diktatoren, ein Wrestler mit Downsyndrom und das gefährlichste Spiel der Welt – das alles bietet der Dezember.

Der Dezember wartet sowohl mit interessanten Indie-Titeln wie „The Peanut Butter Falcon“ als auch mit absoluten Blockbustern der Marke „Star Wars“ auf. Wer nichts mit Sonderling Shia LaBeouf (33) oder dem nunmehr fünften Sternenkrieg in nur vier Jahren anfangen kann, darf sich in der (vor-)weihnachtlichen Zeit unter anderem noch auf die Romanverfilmung „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ und singende Katzen freuen.

„Jumanji: The Next Level“, 12. Dezember

Die Gang ist wieder da, aber das Spiel hat sich verändert. Als sie nach Jumanji zurückkehren, um einen aus ihrer Gruppe zu retten, stellen sie fest, dass dort nichts mehr so ist wie erwartet. Die Spieler müssen in bislang unbekannten und unerforschten Gegenden völlig neue Herausforderungen meistern. Um dem gefährlichsten Spiel der Welt wieder zu entkommen, müssen sie staubtrockene Wüsten und schneebedeckte Berge durchqueren.

Einschätzung:

„Jumanji: Willkommen im Dschungel“ überraschte 2017 als erstaunlich raffinierte Neuauflage des Klassikers mit Robin Williams (1951-2014) von 1995. Der Film verlagerte das magische Brettspiel in die Welt der Videospiele, verlieh ihm damit einen zeitgemässen Anstrich und überraschte ausserdem mit bewusstem Spiel in Sachen Geschlechter-Stereotype. Doch hier liegt auch die grosse Herausforderung, der sich die Fortsetzung stellen muss: Gelingt ihr nur zwei Jahre später schon wieder die Frischzellenkur? Oder wirkt sie eher wie ein zu eilig veröffentlichter Abklatsch der Erfolgsformel? Und die generelle Frage: Wie lange ist der Grössenunterschied zwischen Dwayne Johnson (47) und Kevin Hart (40) noch lustig?

„Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“, 18. Dezember (Mittwoch)

Die Rebellen unter der Führung von Generalin Leia (Carrie Fisher) wurden von der Ersten Ordnung auf ein Minimum reduziert. Doch durch Luke Skywalkers (Mark Hamill) selbstloses Opfer erwacht der Widerstand gegen das totalitäre Regime, nun voll und ganz in der Hand von Kylo Ren (Adam Driver). Als sich Rey (Daisy Ridley) mit ihren Freunden auf eine waghalsige Mission begibt, die die Zukunft der weit, weit entfernten Galaxis für immer verändern könnte, kehrt ein alter Widersacher zurück, der seine ganz eigenen Pläne mit ihr und Kylo hat.

Einschätzung:

Da ist es also, das von Disney vollmundig als Höhepunkt von 42 Jahren „Star Wars“ angepriesene Finale der Filmreihe rund um den Aufstieg, Fall und erneuten Aufstieg der Familie Skywalker. Die nächsten Sternenkrieg-Trilogien sind schon fix eingeplant. Nun stellt sich die Frage, ob Rückkehrer J.J. Abrams (53) versucht, die Entscheidungen seines Vorgängers Rian Johnson (45) geradezubiegen oder sie lieber weiterführt. Vielleicht wäre der Mittelweg aus Abrams‘ Huldigung des Originals („Das Erwachen der Macht“) und Johnsons verkrampfter Neuerfindung der Reihe („Die letzten Jedi“) genau der richtige Schritt, um die neueste Trilogie zu einem versöhnlichen Ende zu führen. Denn spätestens nach dem enttäuschenden „Solo“ weiss auch Disney: Der Name „Star Wars“ alleine reicht nicht immer für Geldregen an den Kinokassen.

„The Peanut Butter Falcon“, 19. Dezember

Der 22-jährige Zak (Zack Gottsagen) will raus! Raus aus dem Altenheim, in das er wegen seines Down-Syndroms gesteckt wurde. Aber seine Betreuerin Eleanor (Dakota Johnson) weiss die Fluchtpläne ihres Schützlings immer wieder zu durchkreuzen. Angetrieben von seinem grossen Traum, Profi-Wrestler zu werden, gelingt Zak eines Nachts der Ausbruch. Nur mit einer Unterhose bekleidet, stürzt er sich ins grösste Abenteuer seines Lebens. Dabei trifft Zak auf den zwielichtigen Tyler (Shia LaBeouf), der selbst auf der Flucht vor rachsüchtigen Fischern ist und eigentlich keine Klette am Bein gebrauchen kann. Doch schon bald werden aus den beiden ungleichen Männern echte Freunde, die ihre Reise gemeinsam auf einem selbstgebauten Floss fortsetzen wollen.

Einschätzung:

Nach seiner Karriere als „Transformers“-Schreihals hat sich Eigenbrötler Shia LaBeouf (33) zu einem ernstzunehmenden Charaktermimen entwickelt. Einer, der inzwischen das Blockbuster-Kino zu scheuen scheint wie der Teufel das Weihwasser. Das Comedy-Drama „The Peanut Butter Falcon“ dokumentiert diesen Wandel eindrucksvoll. Von den US-Kritikern bekommt der Streifen durchweg positive Kritiken und wird als rührendes Feelgood-Abenteuer beschrieben. Für die Weihnachtszeit klingt das ziemlich perfekt.

„Cats“, 25. Dezember

Einmal im Jahr trifft sich ein Katzenstamm, um mit dem feierlichen „Jellicle Ball“ zu bestimmen, welcher ihrer Mitglieder in die Heaviside-Schicht aufsteigt. In Frage kommen die unterschiedlichsten Charaktere, wie Theaterkatze Gus (Ian McKellen), die faule Gumbie-Katze, der galante Kater Bustopher Jones (James Corden) oder Skimble von der Eisenbahn. Doch dann taucht in Form von Grizabella (Jennifer Hudson) eine Aussenseiterin auf, die das rege Treiben auf der Londoner Müllkippe durcheinanderbringt.

Einschätzung:

Nach den ersten Trailern zur neuen Kinoversion des berühmten Musicals „Cats“ musste sich der Film mit Starbesetzung viel Spott und Häme anhören. Die Katzen seien eher gruselig statt anmutig, Proportionen zur Umgebung wollen so gar nicht stimmen. Ja, diese Kritik ist durchaus angebracht. Fakt ist aber auch, dass die Musik von Sir Andrew Lloyd Webber (71) zu den Texten von T. S. Eliot (1888-1965) ungemein ausdrucksstark bleibt. Zwei Möglichkeiten scheinen daher realistisch: Der Streifen liefert die genau richtige Portion Kitsch zur Weihnachtszeit – oder ist unfreiwillig komisch und das Publikum tigert aus dem Kino.

„Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“, 25. Dezember

Berlin, 1933: Anna ist erst neun Jahre alt, als sich ihr Leben von Grund auf ändert. Um den Nazis zu entkommen, muss ihr Vater nach Zürich fliehen; seine Familie folgt ihm kurze Zeit später. Anna lässt alles zurück, auch ihr geliebtes rosa Stoffkaninchen, und muss sich in der Fremde einem neuen Leben voller Herausforderungen und Entbehrungen stellen.

Einschätzung:

Judith Kerr (1923-2019) erlebt den Kinostart ihres gleichnamigen Buches leider nicht mehr – im Mai dieses Jahres verstarb die Schriftstellerin. Ihre eigene Geschichte lebt dank des autobiografisch geprägten Jugendbuchs aber auf ewig weiter und erobert nun also auch die grosse Leinwand – unter der Regie von Caroline Link (55, „Der Junge muss an die frische Luft“). Es ist ein interessanter wie schwieriger Spagat, den das Buch vollführt und der nun auf die Adaption zukommt: Denn wie führt man junge Menschen in das grausame Kapitel deutscher Geschichte ein, das sich „Drittes Reich“ nennt?

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