Kino-Flops 2019: Kuschel-Terminatoren mit Honig im Kopf

Zwölf ereignisreiche Kino-Monate neigen sich dem Ende entgegen. An diese zwölf Filme erinnert man sich aber wohl eher ungern zurück.

Ein unsympathischer Rächer der Entnervten, eine terminierte Filmreihe, ein Erwachen zum Einpennen und ein Hellboy aus der Hölle: 2019 neigt sich dem Ende entgegen und wie leider jedes Kinojahr lieferte das scheidende mitunter so dämliche, langweilige oder lieblose Kost ab, dass einem glatt der Appetit auf Popcorn vergangen ist. Hier die zwölf grössten Enttäuschungen der vergangenen zwölf Monate.

„Robin Hood“

Gleich zu Beginn des Jahres grüsste ein alter Bekannter aus dem Sherwood Forest. Die Art und Weise hatte der König der Diebe alias Robin Hood (Taron Egerton) aber nicht verdient. Als Zuschauer spürte man förmlich, wie verzweifelt nach neuen Facetten in einer Erzählung gesucht wurde, die neuer Facetten nicht bedurfte. Und so wirkt Otto Bathursts Werk so, als habe der Regisseur selbst nicht mehr gewusst, was für eine Art Film er gerne gemacht hätte.

„Glass“

Was ging die Kinnlade nach unten, als bekannt wurde, dass „Split“ im selben Universum wie „Unbreakable“ spielt und mit Teil drei der „Eastrail 177“-Trilogie namens „Glass“ zusammengeführt würde. Twist-Meister M. Night Shyamalan hatte es wieder einmal geschafft und die Vorfreude stieg. Doch dann erschien im Januar „Glass“ und schaffte es mit seinem enttäuschenden Finale doch glatt, beiden Vorgängern massiv auf den Schlips zu treten. Das muss angesichts des grossartigen Casts um Bruce Willis, James McAvoy und Samuel L. Jackson erst einmal geschafft werden.

„Head Full of Honey“

Das deutsche Original „Honig im Kopf“ von Til Schweiger sorgte noch für volle Kinos und klingelnde Kassen. In Übersee wollte sich dagegen so gar niemand für die gefühlt noch kitschigere US-Version und Wort-für-Wort-Übersetzung „Head Full of Honey“ mit Nick Nolte begeistern. Nach nur sechs Tagen wurde der Streifen in den USA wieder abgesetzt und auch in Deutschland lief es zäh wie Honig: Nach einem sehr bescheidenen Start-Wochenende wollten am zweiten Wochenende laut der Kino-Fachzeitschrift „Blickpunkt:Film“ nur 155 Zuschauer das US-Remake sehen.

„Friedhof der Kuscheltiere“

„Friedhof der Kuscheltiere“. Dieser Titel stand in den 80er Jahren für schauriges Getuschel auf den Schulhöfen. Später für schaurige Gedanken an die zeitlose Geschichte über Tod, Trauer und Verlust. Doch wo das Remake von 2019 verheissungsvoll begann, musste es sich am Ende doch glatt hinter der ersten Verfilmung aus den 80ern anstellen. Und das will schon etwas heissen, nagte der Zahn der Zeit doch vehement an ihr.

„Hellboy – Call of Darkness“

Und noch ein Anwärter auf den Titel „Remake, das die Welt nicht braucht“: Ohne Ron Perlman, dafür mit „Stranger Things“-Star David Harbour in der Hauptrolle als liebenswert-kauzige Ausgeburt der Hölle wollte der Funke einfach nicht überspringen. Der Streifen wurde zum Flop, was unter anderem am Fehlen von Charakteren aus früheren Filmen, schlechter PR und miesen Kritiken lag.

„Godzilla 2 – King of the Monsters“

Am ersten „Godzilla“ der Neuauflage monierten viele Fans noch, dass es viel zu wenige bombastische Schlachten zwischen der Riesenechse und ihren Feinden zu bestaunen gab. Diesen Kritikpunkt scheinen sich die Macher von Teil zwei fast schon zu sehr zu Herzen genommen zu haben. Gefühlt alle berühmten Monster der japanischen Vorlage haben es in den zweiten Teil geschafft, selbst „Pacific Rim“ wirkt dagegen wie Bombast-Understatement. Das alles nutzt aber nichts, wenn man dem namhaften Cast um Millie Bobby Brown und „Game of Thrones“-Mime Charles Dance dann grösstenteils nur dämliche Dialoge in den Mund legt und sie unlogische Dinge tun lässt.

„Men in Black: International“

1997 wurde mit „Men in Black“ ein Instant-Klassiker geschaffen. Die Neuauflage „Men in Black: International“ mit Chris Hemsworth und Tessa Thompson wollte diesen Erfolg wiederholen, bestenfalls übertreffen. Doch herausgekommen ist ein liebloses Abgrasen aller Dinge, die einst dem Original zum Erfolg verhalfen – vor 22 Jahren. Die wenigen Innovationen, die die Neuauflage zu bieten hat, verschlimmbessern den neuen Film sogar noch. Und so ist dabei ein Streifen herausgekommen, der weder Fisch noch Fleisch noch intergalaktische Biomasse war – und stattdessen streckenweise wehtat oder gar wütend machte.

„X-Men: Dark Phoenix“

Erfolg an den Kinokassen ist zwar nicht immer ein Indikator für Qualität, in Form von „X-Men: Dark Phoenix“ passte es aber. 200 Millionen Dollar hatte der Film mit Sophie Turner in der Titelrolle gekostet, über 100 Millionen Dollar soll am Ende das Minus betragen haben. Auf dem Kritikerportal „Rotten Tomatoes“ kann der Film lediglich 23 Prozent positive Stimmen vorweisen. Geradezu emotionslos lässt einen „Dark Phoenix“ zurück, was angesichts der Tatsache, dass es als zumindest vorübergehender Abschluss der Reihe gedacht war, ein Armutszeugnis ist.

„ES: Kapitel 2“

Noch eine Verfilmung eines Stephen-King-Buchs schafft es nach „Friedhof der Kuscheltiere“ in diese Liste. Was wurde der erste Teil der Neuauflage von „ES“ noch gefeiert: Eine clevere Coming-of-Age-Geschichte, eingebettet in gut gemachten Horror. Tolle Jungschauspieler, die zum grössten Teil noch völlig unbekannt waren. Und nicht zuletzt Bill Skarsgård als Pennywise, jenem Horrorclown, der auch Erwachsenen das Fürchten lehrte. Doch genau das wollte im zweiten Teil mit dem nun eben erwachsenen Cast nicht mehr gelingen. Der generelle Kritikertenor: Grösser ist nicht immer besser oder gruseliger.

„Rambo: Last Blood“

Als stumpfer „Gewaltporno“ wurde „Rambo: Last Blood“ mancherorts bezeichnet – eine Einschätzung, die ein ganz besonderer Mann teilte: David Morrell ersann 1972 die Figur des kriegsversehrten Vietnam-Veteranen, der in seiner US-Heimat vom System vergessen und von einem sadistischen Cop in den Wahnsinn getrieben wird. Kurz nach dem Kinostart von „Last Blood“ schrieb er: „Ich schäme mich, dass mein Name damit in Verbindung gebracht wird.“ Den Tiefgang des ersten Teils hat Rambo schon vor langer Zeit weggeballert, doch spätestens mit Teil sechs hatte er den Gewaltbogen zu deutlich überspannt – und er ist gerissen.

„Terminator: Dark Fate“

Die grausigen Teile drei bis fünf wollte er vergessen machen, „Terminator: Dark Fate“. Als direkte Fortsetzung zu James Camerons beiden Meisterwerken schürte der nummerisch sechste Teil grosse Erwartungen, die er allerdings sagenhaft terminierte. Ebenso wie die ganze Filmreihe, darauf jedenfalls deuten die Einspielergebnisse hin, die das Filmstudio mit einem satten Minus zurückgelassen haben sollen. Denn auch „Dark Fate“ schaffte es nicht, die ersten beiden Teile sinnig und sinnvoll zu ergänzen, sondern wirkte letztendlich wie eine halbgare Kopie. Und die gab es im „Terminator“-Franchise nun offenbar einmal zu viel.

„Doctor Sleeps Erwachen“

King-Verfilmung Nummer drei: Mit „Doctor Sleeps Erwachen“ kam nach vier Jahrzehnten die Fortsetzung zu Stanley Kubricks Meisterwerk „Shining“ in die Kinos. Eine Sache scheint aber gewiss: Als Kultklassiker des Horrorgenres wird die Fortsetzung in 40 Jahren nicht gelten, im Gegenteil. Dafür sorgt allein schon der träge Einstieg samt wenig spannender Handlung. Und auch als kurzweilig kann „Doctor Sleep“ nicht bezeichnet werden, mit beinahe zweieinhalb Stunden ist er sogar noch länger als der Director’s Cut von „Shining“. Eher zum Einschlafen als zum Aufwachen.

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