Francine Jordi: Seit dem Brustkrebs „achte ich mehr auf meinen Körper“

Francine Jordi veröffentlicht am 13. August ihr Best-of-Album

Quelle: Thomas Buchwalder

Francine Jordi bekam 2017 die Diagnose Brustkrebs, erst 2018 sprach sie öffentlich darüber. Heute geht es der Sängerin „sehr gut“, wie sie im Interview verrät. Dennoch wird sie das Thema „ein Leben lang“ begleiten.

Francine Jordi (44) hat eine steile Karriere hinter sich: Bereits als 21-Jährige gewann die Schweizer Sängerin 1998 den Grand Prix der Volksmusik, nahm 2002 am Eurovision Song Contest teil und hat bis dato 14 Alben veröffentlicht. Ausserdem moderiert sie seit 2015 die aus dem „Musikantenstadl“ entstandene „Silvestershow“. 2017 gab es dann jedoch einen grossen Schicksalsschlag für sie: Francine Jordi bekam die Diagnose Brustkrebs, von der sie zunächst nichts in der Öffentlichkeit preisgab. Trotz Chemotherapie und Bestrahlung stand sie weiterhin auf der Bühne und liess sich nichts anmerken. Erst 2018 erklärte sie, dass sie an Brustkrebs erkrankt gewesen sei und ihn überstanden habe.

Seit der Diagnose achtet die Schlagersängerin „viel mehr auf meinen Körper und gebe ihm auch die nötigen Pausen“, sagt sie nun im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Ausserdem erzählt Francine Jordi, die am 13. August ihr Best-of-Album „Herzfarben“ veröffentlicht, von den Höhe- und Tiefpunkten ihres Lebens und erklärt, warum die Krebsvorsorge „das A und O“ ist.

Ihr neues Album heisst „Herzfarben“. Was hat es mit diesem Titel auf sich?

Francine Jordi: Musikalisch gesehen habe ich schon ganz viele verschiedene Farben in meiner Karriere ausprobiert und auch persönlich hat man mit 44 Jahren eigentlich alle Gefühlsfarben schon einmal durchlebt – von strahlend Gelb über knalliges Rot bis hin zu Tiefschwarz. Es sind also gleich zwei Mal ganze Farbpaletten, die aufeinandertreffen und das Ganze ist verbunden mit ganz viel Herz.

Warum war es jetzt an der Zeit, ein Best-of zu veröffentlichen?

Jordi: Das hat sich irgendwie so ergeben. Ich stehe jetzt mitten im Leben und wollte lieber meinen 44. Geburtstag gross feiern als den 45. Aber auch nur, weil mir die Zahl 44 sympathischer ist… (lacht) und zu diesem Anlass gab es dieses Resümee in musikalischer Form inklusive einer Handvoll neuer Titel.

Wie blicken Sie auf Ihre Karriere zurück? Was waren für Sie die grössten Tief- und Höhepunkte?

Jordi: Der grösste Höhepunkt war sicherlich mein Grand Prix Sieg im Jahr 1998 in Wien. Mit diesem Sieg hat alles angefangen und ich verdanke dem Lied „Feuer der Sehnsucht“ so viel. Ohne dieses Lied würde ich nicht dieses Interview hier machen dürfen. Tiefs gibt es auch immer wieder und die sind auch ganz wichtig, denn nur wenn man die Tiefen durchlebt hat, weiss man das Glück zu schätzen.

Sie standen schon in jungen Jahren auf der Bühne. Wie war es rückblickend für Sie, so früh im Rampenlicht zu stehen?

Jordi: Ich habe es wirklich immer genossen, für Publikum zu singen. Meine Kindheit könnte ich mir eigentlich gar nicht besser und erfüllter vorstellen, als mit der Familie durch die Welt zu reisen und zu singen. Das war für mich ein Traum.

Das Leben sortiert sich ab 44 Jahren, singen Sie in Ihrem Song „Ab 44“. Inwiefern trifft das auf Sie zu?

Jordi: Das war bei mir ein schleichender Prozess. So ab 30 fing ich an, immer bewusster zu leben und nicht mehr nur auf meinen Kopf, sondern auf mein Herz zu hören. Denn nur mein Herz weiss, was wirklich gut für mich ist. Da merkte ich immer besser, was mein Weg ist und was ich machen möchte. Ich lernte auch, Nein zu sagen und Sachen abzusagen, die ich nicht machen wollte. Aber der Prozess ist auch noch nicht fertig… Ich glaube, damit ist man ein Leben lang beschäftigt.

Was wünschen Sie sich für die nächsten 44 Jahre?

Jordi: Das Wichtigste für mich ist Gesundheit für meine Liebsten und für mich. Alles andere kann man mit einer positiven Lebenseinstellung akzeptieren und meistern.

In dem Song „Verflucht“ geht es um eine toxische Beziehung. Haben Sie das auch schon mal erlebt? Wenn ja, wie haben Sie sich davon gelöst?

Jordi: Natürlich habe ich das auch schon erlebt! Es ist wirklich eine Herausforderung, sich da abzugrenzen und zu merken, dass man sich selber nur kaputt macht und das eigentlich nichts mit Liebe zu tun hat. Bei mir gab’s da nur eins: Kontakt abbrechen und mich in der ersten Zeit danach irgendwie ablenken und einfach durchhalten.

Vor vier Jahren haben Sie die Diagnose Brustkrebs erhalten. Wie geht es Ihnen mittlerweile?

Jordi: Es geht mir sehr gut und dafür bin ich sehr dankbar! Natürlich begleitet mich dieses Thema jetzt ein Leben lang. Aber ich habe akzeptiert, dass das ein Teil von dem Inhalt meines Rucksackes ist, mit dem ich durch mein Leben gehe.

Wie hat sich Ihr Leben durch die Diagnose verändert? Was haben Sie daraus gelernt?

Jordi: So ein Schicksalsschlag hat immer auch etwas Positives. Ich achte viel mehr auf meinen Körper und gebe ihm auch die nötigen Pausen. Ich probiere auch immer, den Augenblick bewusster zu geniessen und mir keine Sorgen über die Zukunft zu machen. Manchmal gelingt mir das super, andere Male überhaupt nicht.

Warum haben Sie sich damals dazu entschieden, die Krankheit nicht öffentlich zu machen und weiter auf der Bühne zu stehen? War das nicht auch manchmal sehr anstrengend?

Jordi: Das war unglaublich anstrengend, da ich, je länger die Therapie ging, schwächer und schwächer wurde. Aber hätten die Zuschauer bei meinen Konzerten davon gewusst, hätten sie nicht mehr objektiv meine Leistung geschätzt. Zu meiner eigenen Verwunderung war meine Stimme immer super und nicht beeinträchtigt. Nicht einmal meinen Technikern, mit denen ich bereits seit Jahren zusammenarbeite, ist irgendetwas aufgefallen.

Wie wichtig ist es, regelmässig zur Vorsorge zu gehen?

Jordi: Das ist das A und O. Ich bin Botschafterin der Krebsliga Schweiz und es liegt mir sehr am Herzen, dass wirklich alle diese Vorsorge-Untersuchungen machen. Nicht nur die Frauen. Ich hatte so ein Glück, dass ich meinen Tumor ganz im Anfangsstadium entdeckt habe. Diese Möglichkeit, früh und schnell reagieren zu können, wünsche ich jedem Betroffenen.

Der mehrmals pro Jahr stattfindende „Musikantenstadl“ beziehungsweise die „Stadlshow“ war im Fernsehen sehr beliebt. Glauben Sie, dass es noch einmal neue Folgen geben wird?

Jordi: Es gibt sie ja immer noch, nur mit anderem Namen. Jetzt heisst sie „Silvestershow mit Jörg Pilawa“. Es ist für mich die coolste Show, die ich bis jetzt moderieren durfte. Mit Jörg Pilawa an der Seite kann ich mir auch keinen besseren Partner vorstellen. Er lässt mir unglaublich viel Raum, ist sehr zuvorkommend und wenn ich Mist mache, rettet er mich aus jedem Schlamassel. Was will man noch mehr. (lacht)

Man sieht Sie fast nur mit guter Laune. Wie erhalten Sie sich Ihre Lebensfreude?

Jordi: Ich nehme mir auch ganz viel Zeit für mich. Ich bin ein Mensch, der gerne alleine ist und diese Zeit auch braucht. Dann meditiere ich oder gehe mit meinem Hund Theo raus in die Natur. Das tut mir sehr gut!

Welche privaten und beruflichen Pläne haben Sie noch für dieses Jahr?

Jordi: Ich freue mich jetzt einfach, wieder arbeiten zu können. Das ist ein Privileg, das ich durch Corona schätzen gelernt habe. Ich freue mich auf die Veröffentlichung der neuen CD, die neuen Lieder und endlich wieder Konzerte geben zu dürfen und meine Fans im ganzen deutschsprachigen Europa auch endlich wieder persönlich zu sehen.

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