Santiano haben sich „Unpünktlichkeit gegenseitig abgewöhnt“

Peter David Sage

Quelle: Christian Barz

Zehn Jahre stehen Santiano bereits auf der Bühne. Auf die Palme bringen sich die Bandmitglieder nach der langen Zeit nicht mehr, „aber Unpünktlichkeit haben wir uns gegenseitig abgewöhnt“, erzählt Musiker Axel Stosberg im Interview.

Fünf Musiker aus dem hohen Norden gründeten im Jahr 2011 die Band Santiano, nun feiern sie zehnjähriges Jubiläum. Ihre jeweiligen Biografien haben Björn Both, Andreas Fahnert, Hans-Timm Hinrichsen, Peter David Sage und Axel Stosberg (54) nun in dem Buch „Die Sehnsucht ist mein Steuermann“ (Eden Books) zusammengefasst. Auch neue Musik hat die Band im Gepäck: Am 8. Oktober erscheint das Album „Wenn die Kälte kommt“.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt Stosberg, ob die Musiker jemals übers Aufhören nachgedacht haben, ob es auch mal Streitigkeiten zwischen den Kollegen gibt und wie wichtig es ihnen ist, dass Plattdeutsch nicht ausstirbt.

Zehn Jahre Santiano – herzlichen Glückwunsch! Wie froh sind Sie heute noch darüber, dass sich Ihre Wege 2011 kreuzten?

Axel Stosberg: Die Freude hat auf einer Skala, die nach oben offen ist, noch kein Ende genommen. Ist doch klar. Was haben wir alle für tolle Momente erlebt.

Zehn Jahre stehen Sie schon gemeinsam auf der Bühne, eine schöne, aber sicherlich auch anstrengende Zeit. Haben Sie je übers Aufhören oder eine längere Pause nachgedacht?

Stosberg: Da wir im September 2019 unser letztes Konzert gegeben haben, brauchen wir über eine längere Pause wohl nicht mehr nachzudenken. Wer jetzt schon ans Aufhören denkt, ist wohl mit dem Klammerbeutel gepudert worden. Aber im Ernst: Was den einzelnen Bandmitgliedern zu diesem Thema durch den Kopf geht, werdet ihr wohl hier nicht erfahren.

„Der Markt dieses wunderbaren Mediums verändert sich so rasant, dass ich nicht weiss, ob in der Zukunft noch Platz sein wird für eine Band, wie wir es sind“, schreiben Sie in Ihrem neuen Buch. Wie ist dann das gemeint?

Stosberg: Wir sind seit Beginn eine eher analoge, haptische Band, sowohl auf als auch hinter der Bühne. Das gilt gleichermassen für die Medien, auf denen es unsere Alben gibt. Nun schliessen schon seit einiger Zeit immer mehr CD-Abteilungen, selbst der Download-Markt liegt am Boden, dafür boomt das Streaming. Dieses Format fühlt sich für viele unserer Fans und auch für uns sehr sperrig an.

Ausserdem tun wir uns zum Leidwesen unseres Managements unglaublich schwer, was die sozialen Medien wie Instagram, TikTok und mehr angeht. Irgendwie bringst du alten Hunden wie uns keine neuen Kunststücke mehr bei. Aber live macht uns keiner so schnell was vor.

Wie Sie schon sagten, war und ist die Corona-Krise für viele Musiker eine ungewollte Auszeit. Konnten Sie dieser Pause auch etwas Positives abgewinnen?

Stosberg: Selbstverständlich. Viele Dinge im Privatleben sind aufgrund der hohen Taktung, Anforderung und Begehrlichkeiten an Santiano in den letzten Jahren zu kurz gekommen. Da ist viel liegen geblieben, das nun aufgearbeitet werden konnte.

Ihr Buch enthält viele private Bilder und Geschichten. War es schwer für Sie, sich so sehr zu öffnen?

Stosberg: Eher ungewohnt, möglicherweise ein wenig naiv. Aber das werden wir sehen, wenn die ersten Reaktionen auf das Buch kommen.

In „Die Sehnsucht ist mein Steuermann“ finden sich auch Rezepte. Stehen Sie alle gern am Herd?

Stosberg: Da sind wir sehr unterschiedlich. Was wir aber alle teilen, ist die Liebe zu gutem Essen. Was nicht bedeutet, dass wir nicht den Genuss einer Currywurst mit Pommes rot/weiss zu schätzen wissen.

Ausserdem lieben Sie alle das Meer und die Musik. Was sind die grössten Unterschiede zwischen Ihnen?

Stosberg: Zwei können segeln, die anderen drei nicht.

Wann vermissen Sie das Meer am meisten?

Stosberg: Immer dann, wenn wir so weit von zu Hause weg sind, dass wir je nach Windrichtung weder die Ostsee noch die Nordsee riechen können.

In einer Band geht nicht immer alles harmonisch zu. Was sind Themen, die Sie gegenseitig auf die Palme bringen?

Stosberg: In unserem Alter kommt man auf keine Palme mehr. Aber Unpünktlichkeit haben wir uns gegenseitig abgewöhnt.

Manche von Ihnen können Plattdeutsch sprechen. Wie wichtig ist diese Sprache für Sie? Haben Sie Angst, dass sie einmal aussterben könnte?

Stosberg: Für den einen ist es Muttersprache, für den anderen eine willkommene Abwechslung und Möglichkeit, sich zu unterhalten, ohne dass von Anwesenden jedes Wort verstanden wird. Über kurz oder lang wird es diese Sprache extrem schwer haben, zu überleben. Aber es gibt tolle Initiativen, die das verhindern wollen und die gilt es zu unterstützen, auch für uns.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Santiano?

Stosberg: Dass wir als Gesellschaft die Grundlage dafür schaffen, dass wir als Band wieder uneingeschränkten Zugang zu unseren Fans bekommen, damit wir endlich wieder gemeinsam eine richtig geile Live-Party feiern können.

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