Nach gefeiertem Debütalbum: Arbeiten Giant Rooks schon an neuer Musik?

Fred Rabe (2.v.r.) und Finn Schwieters (re.) reiten mit Giant Rooks auf der Erfolgswelle.

Quelle: Moritz Kind

Die deutsche Indie-Band Giant Rooks hat aufregende Monate mit ausverkauften Tour-Konzerten und umjubelten Festival-Auftritten hinter sich. Sänger Fred Rabe und Gitarrist Finn Schwieters sprechen im Interview über die Zukunftspläne der Band.

Sie gehören zu den deutschen Bands, die auch international begeistern können: Nach einer erfolgreichen Nordamerika- und Europa-Tour mit vielen ausverkauften Shows entern die Giant Rooks mit ihren Indie-Hymnen aktuell die Festival-Bühnen. Mitte Juli spielte die Band zudem ihre erste eigene Open-Air-Show – in Dortmund, nah an ihrer Heimatstadt Hamm.

„Wir sind seit drei Monaten auf Tour, waren in Deutschland, Österreich, Schweiz und haben in Amerika gespielt. Wir haben 50, 60 Konzerte hinter uns, und doch war ich aufgeregt wie vor einem ersten Konzert“, erzählt Sänger Fred Rabe (26) über den Auftritt im Doppel-Interview mit seinem Cousin und Gitarristen der Band, Finn Schwieters. „Wenn man weiss, dass die eigenen Eltern, die Familie und die Freunde von früher da sind, will man auch beweisen, dass man es kann“, fügt der Sänger im Gespräch mit spot on news an.

Familie als „schönster Ausgleich“

Viele Fans hielten bei dem Open Air Schilder mit der Aufschrift „We are proud of you“ (zu Deutsch: „Wir sind stolz auf euch“) hoch. „Da habe ich fast den Text vergessen, als ich das gelesen habe, ich war sehr gerührt“, sagt Rabe. Mittlerweile habe die aufstrebende Band eine richtige Fan-Community in Deutschland, die sich viele Aktionen ausdenke und untereinander vernetzt sei. Auch Freundschaften seien dadurch entstanden. „Teilweise reisen sie uns sogar hinterher durch alle Länder. Das ist wirklich wunderbar“, erzählt Rabe.

Ihr engstes Umfeld zeige sich, zum Glück, weniger euphorisch. „Die freuen sich alle schon sehr über den Erfolg, aber eigentlich ist es nicht so wichtig. Da stehen andere Dinge im Vordergrund und das ist schön“, erklärt der Sänger. Er sei mit seiner Familie vor Kurzem im Urlaub gewesen und „wir haben überhaupt nicht über Musik gesprochen. Wenn man sich drei Monate lang in so einem Touri-Kosmos bewegt, Songs schreibt und Konzerte gibt, ist dieser krasse Kontrast sehr gut. Dieser Ausgleich, den man dadurch erfährt, das ist das Schönste.“

„Surrealer“ Festival-Auftritt

Die Festival-Saison hat die Band derzeit fest im Griff. „Vor allem das Southside- und Hurricane-Wochenende war wirklich surreal und überwältigend. Ich persönlich war noch nie auf so einem grossen Festival, habe noch nie so viele Menschen auf einmal gesehen“, erklärt Finn Schwieters. Nach dem mit Abstand grössten Konzert ihrer Karriere mit rund 60.000 Menschen habe die Band den Auftritt gar nicht richtig für sich fassen können. „Es war wie ein Rausch. Wir haben dann dieses Mitschnitt-Video im Tourbus auf dem Weg zum Southside angeguckt und da ist uns klar geworden, wie toll das eigentlich war“, fügt Rabe an. „Dort angekommen, konnten wir unseren Auftritt dann relaxter angehen und ihn geniessen.“

Die Corona-Pandemie und die Auswirkungen auf die Kultur- und Festivalbranche bekommt die Band neben den unvergesslichen Auftritten jedoch auch zu spüren. „Es ist eine sehr schwierige Situation nach wie vor für alle Leute im Live-Bereich“, sagt Schwieters. „Zum Beispiel die Technik, die du normal einfach anmietest, bekommst du nicht und wenn du sie bekommst, dann kostet die das Doppelte oder Dreifache und das kannst du eigentlich gar nicht bezahlen.“ Hinzu komme natürlich das ständige Risiko, sich anzustecken. „Dann stehst du da mit deiner Crew mit 40 Leuten und kannst dich gegen Covid nur zu horrenden Preisen versichern.“ Es sei absurd, dass Festivals wie das Puls Open Air wegen Personalmangel kurzfristig abgesagt werden müssten. „Mich hat geärgert, dass gleich die wutentbrannten Reaktionen und Kommentare bei Instagram kamen“, sagt der Gitarrist. „Die Leute müssen doch sehen, was die Veranstalter durchgemacht haben. Die hatten auch Lust, dieses Festival, das sie zwei Jahre lang verschieben mussten, zu machen und haben da wahnsinnig viel Arbeit reingesteckt. Da wünsche ich mir mehr Empathie.“

Die Giant Rooks haben „noch nie so gut funktioniert wie jetzt“

Die Band aus Hamm hat 2015 ganz klassisch im familiären Keller ihre ersten Musikschritte gemacht. „Es gab von Anfang an das sehr ambitionierte Ziel, ohne Plan B das wirklich wissen zu wollen“, erzählt Rabe. „Wir haben uns nach dem Abi gesagt, wir stürzen uns da jetzt voll rein und machen alle nichts anderes.“ Die Band habe sich gleich zu Anfang fast jeden Tag getroffen, Konzerte gespielt und versucht, die nächsten Türen zu öffnen, ergänzt Schwieters. „Richtig überambitioniert“, kommentiert sein Cousin lachend. „Dann haben wir Jahr um Jahr drangehängt und heute steht das für niemanden mehr zur Debatte, zum Glück“, sagt Rabe.

Über die Jahre habe sich die Dynamik der Band auf jeden Fall verändert, erzählt er weiter. „Ich glaube, dass wir noch nie so gut als Gruppe funktioniert haben wie jetzt gerade.“ Von vielen Bands höre man, „dass sie am Anfang beste Freunde oder beste Freundinnen sind und dann gibt es nach drei Jahren den grossen Crash und sie lösen sich auf“, weiss Rabe. „Bei uns war das eher so, dass wir, mit Ausnahme von uns beiden, nie so richtig befreundet waren.“ Erst durch die Musik und durch die gemeinsamen Erlebnisse seien sie ein richtiges Team und beste Freunde geworden. Kommt es doch mal zu Streitereien in der Gruppe, dann gehe es um „Kleinigkeiten. Streit gehört auch dazu. Aber insgesamt ist es schon erschreckend, dass wir uns so gut verstehen, weil wir wirklich jeden Tag aufeinander rumhängen“, sagt der Sänger.

Neue Musik?

Ihr Debütalbum „Rookery“ hat die Gruppe 2020 veröffentlicht. Zu ihrem aktuellen Titel „Morning Blue“ haben die Giant Rooks einen Instagram-Post veröffentlicht, in dem sie vom Druck erzählen, neue Songs zu veröffentlichen. „Ich glaube, der stärkste Druck, den man spüren kann, ist immer der, den man sich selber macht“, sagt Rabe. „Und den haben wir uns in den letzten zwei Jahren auf jeden Fall gemacht. Einfach, weil wir nicht so ein klares Ziel vor Augen hatten, wir hatten keine Deadlines für ein Album oder Tour, es hat sich wie im luftleeren Raum angefühlt.“

Während der zwei Jahre habe die Band wahnsinnig viele Songs geschrieben und sei auf der Suche nach dem einen Song wie „Morning Blue“ gewesen, den sie herausbringen wollte, um das nächste Kapitel einzuleiten. „Jetzt verspüre ich nicht mehr so den Druck, auf den Song können wir jetzt aufbauen und ein bisschen gelassener an die Sache rangehen.“ Zu der Frage, ob sich Fans bald auf neue Musik freuen dürften, bleibt Schwieters zurückhaltend: „Wir sind eher Freunde davon zu sagen: Lass uns Sachen fertig machen und sie dann ankündigen. Wir haben zwar unglaublich viele Skizzen gesammelt und die Songs müssen nur fertig gemacht werden. Aber vor August, September werden wir gar nicht so viel Zeit dafür haben. Aber wir haben total Lust darauf, neue Musik rauszubringen und werden mit Sicherheit auch noch ganz viel schreiben dieses Jahr.“

Viel entgegengebrachte Liebe im Ausland

Ende des Jahres tourt die Band erneut durch Nordamerika. „Vor der ersten Amerika-Tour waren wir total nervös und hatten grossen Respekt“, erzählt Schwieters. „Aber die Leute haben uns total warm aufgenommen. Es war total schön zu erleben, dass sie das Album kannten, Songs mitsingen konnten und uns total viel Liebe entgegengebracht haben.“ Die Gruppe habe „richtig viele ganz tolle und gastfreundliche Menschen kennengelernt“. „Es kommen auch einfach Menschen auf dich zu, fragen, wie es dir geht oder machen Komplimente, das kennen wir so aus Deutschland eher nicht“, sagt Rabe.

Die Band freue sich bei der kommenden Tour besonders auf Kanada und auch Los Angeles mit seinem ganz eigenen Charme. „Wir spielen aber auch in für uns noch unbekannten Gegenden wie Texas, das wird spannend“, sagt der Sänger. Apropos ausserhalb Deutschlands: Mit welchem internationalen Musikact würde sich die Band nach Kollaborationen mit deutschen Bands wie AnnenMayKantereit eine Zusammenarbeit wünschen? „Wir haben H.E.R. im Vorprogramm von Coldplay gehört“, erzählt Rabe. „Das war so gut, das geht wahrscheinlich in die Top Fünf meiner Konzerte ein – sie steht also momentan ganz oben auf der Liste.“

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