Was ist aus den „The Voice Kids“-Gewinnerinnen Mimi und Josy geworden?

Mimi (l.) und Josy nennen sich nun HAVET.

Quelle: Leonie Spiess

Mimi und Josy haben 2019 „The Voice Kids“ gewonnen. Nun starten die beiden Schwestern als HAVET durch. „Wir werden auf jeden Fall auch in Zukunft gemeinsam Musik veröffentlichen. Gleichzeitig arbeiten wir aber auch getrennt“, erzählen sie im Interview.

Ihre Videos auf YouTube haben mehrere Millionen Aufrufe, bekannt geworden sind sie 2019: Mimi (19) und Josy (17) aus Augsburg haben vor drei Jahren „The Voice Kids“ gewonnen und mit ihren Ausnahmestimmen begeistert. Seitdem geht es für die beiden Schwestern steil bergauf. „Wir hätten nie erwartet, dass unsere ‚The Voice‘-Auftritte so viral gehen und wir so viel positives Feedback bekommen“, erzählt Josy im Interview mit spot on news.

Nun seien die beiden jungen Frauen jedoch „älter geworden und wollen als Musikerinnen und Songwriterinnen ernst genommen werden“, betont Mimi. Kürzlich hat das Duo unter dem Namen HAVET seine erste EP „Mamas Lullaby“ veröffentlicht. Für ihre weitere Karriere haben die Schwestern grosse Pläne.

2019 habt ihr „The Voice Kids“ gewonnen. Was hat sich seitdem verändert?

Mimi: Der Zeitpunkt war für uns Fluch und Segen zugleich. Nach dem Sieg kam relativ schnell die Corona-Zeit. Man konnte keine Konzerte geben und auftreten. Wir haben dann viel Zeit im Studio verbracht und mit unterschiedlichen Produzenten an unserer Musik gearbeitet. Wir haben uns erst mal orientiert und versucht, herauszufinden, was wir mit unserem Leben machen möchten und wo wir hinwollen. Wir haben ein total tolles Management gefunden, mit dem wir sehr eng zusammenarbeiten. Da war es schon sinnvoll, dass wir so viel Zeit hatten. Es sind auch richtig viele Songs entstanden.

Wie viel Kontakt habt ihr noch mit euren Coaches von TheBossHoss?

Josy: Eher weniger. Wir haben kaum noch Kontakt. Aber wir verstehen uns natürlich nach wie vor gut.

Wie blickt ihr auf euren „The Voice“-Erfolg zurück? Was hat er euch ermöglicht?

Josy: Wir hätten nie erwartet, dass unsere „The Voice“-Auftritte so viral gehen und wir so viel positives Feedback bekommen. Es war krass, dass es mit dem Erfolg von jetzt auf gleich plötzlich losgegangen ist. Wir sind einfach unfassbar dankbar für die Zeit und dieses Sprungbrett.

Ihr seht jetzt ganz anders aus als noch zu „The Voice“-Zeiten. Warum wolltet ihr diesen Imagewechsel vollziehen? Was hat euch zu euren Looks inspiriert?

Mimi: Für unser Aussehen gibt es eigentlich nur die Gründe Pubertät und Älterwerden. Das hat nichts mit unserer Identität als Musikerinnen zu tun. Den Imagewechsel haben wir vollzogen, indem wir unseren Namen geändert haben. Wir haben versucht, uns von dem Kindlichen und den „Mädels von ‚The Voice'“ zu entfernen. Wir sind älter geworden und wollen als Musikerinnen und Songwriterinnen ernst genommen werden.

Wie geht es euch, wenn ihr euch die alten „The Voice“-Videos anseht?

Josy: Wir waren viel jünger und das sieht man natürlich auch in den Videos. Ich bin jedes Mal superstolz auf uns, wenn ich unsere Auftritte sehe. Das war eine super Zeit und hat so viel Spass gemacht.

Mimi: Es ist jedes Mal echt lustig anzugucken. Bei uns ist das auch überhaupt nicht mit Schamgefühl verbunden, sondern wirklich mit Stolz. Wir haben uns seitdem ja auch sehr weiterentwickelt.

Seid ihr aufgeregt gewesen, wie die neue EP ankommen wird?

Josy: Wir freuen uns einfach nur total. Wir haben so lange darauf gewartet, dass wir endlich neue Songs veröffentlichen können. Alle können jetzt hören, was wir noch zu bieten haben. Wir finden, dass auf der EP für jeden Geschmack etwas dabei ist – jeder Song bedient ein anderes Genre. Ich war überhaupt nicht nervös, weil ich weiss, dass wir es gut gemacht haben. Uns gefällt es. Und die Leute, die die Songs nicht gut finden, haben sie dann wenigstens einmal angehört.

Die Klicks habt ihr dann also auf jeden Fall.

Josy: Eben, voll gut. (lacht)

Der Song „Toxic“ handelt von der Befreiung aus einer toxischen Beziehung. Wieso ist dieses Thema so wichtig?

Josy: Ich empfinde den Song als eine Befreiung aus einer toxischen Beziehung. Er soll zeigen, dass man sich von einer toxischen Person entfernen und neu starten kann.

Mimi: Es geht auch um den Aha-Moment, in dem man überhaupt erst merkt, wie einen diese Person behandelt. In der Opferrolle bekommt man das ja oft gar nicht mit, weil viel Manipulation im Spiel ist.

Mit „Child“ bedankt ihr euch bei eurer eigenen Herkunft. Ihr scheint eine tolle Kindheit gehabt zu haben. Was sind eure tollsten Kindheitserinnerungen?

Mimi: Für mich stehen da ganz klar die Sommerurlaube in Schweden im Fokus. Wir sind jede Sommerferien so schnell wie möglich nach Schweden gefahren, weil unsere Familie dort ein Landhaus hat.

Josy: Mit Plumpsklo! (lacht)

Mimi: Ja, so richtig rustikal. Dort gibt es erst seit zwei Jahren Wlan. Zuvor war man total abgekoppelt von der restlichen Welt. Das Haus liegt direkt an einem Fjord am Meer, es gibt auch Schafe. Für uns ist das die ultimative Kindheitserinnerung.

„Mamas Lullaby“ heisst eure EP. Hat eure Mutter euch oft Schlaflieder gesungen?

Mimi: Unsere Eltern sind beide begnadete Schlafliedsänger.

Josy: Meistens schwedische Lieder. An eines erinnere ich mich besonders gerne, da geht es um eine Trollmutter, die ihre Babys zum Schlafen legt.

Ihr habt euch HAVET genannt, was Meer auf Schwedisch heisst. Wie kamt ihr auf den Namen?

Josy: Das Meer und die schwedische Kultur gehören für uns zu unserer Kindheit. Unsere Mutter kommt ja aus Schweden. Das Meer passt zu unserem Sound. Wir stellen uns beide bei unserer Musik die Farbe Blau und Wellen vor.

Ihr werdet immer wieder mit Billie Eilish verglichen. Wie geht es euch mit diesem Vergleich?

Mimi: Wir sind grosse Fans von Billie Eilish. Wir waren auch letztens auf ihrem Konzert in Berlin. Der Sound von „Child“ wurde sehr von Billie Eilish inspiriert, die anderen Songs haben damit aber nicht viel zu tun.

Josy: Aber es ist eine riesige Ehre, mit einem solchen Star verglichen zu werden. Da haben wir überhaupt nichts dagegen. (lacht)

Ihr habt 275.000 Follower auf Instagram, auch viele internationale. Macht euch das Druck?

Mimi: Wir realisieren das gar nicht wirklich, deswegen machen wir uns da auch keinen grossen Druck. Aber es ist schon verrückt. Josy und ich wurden beide auch schon international erkannt, oft in Schweden und letztens auch in Kroatien am Flughafen.

Vielen Künstlerinnen macht früher Erfolg zu schaffen und sie rutschen ab. Wie schafft ihr es, auf dem Boden zu bleiben und euch von der harten Musikbranche nicht zu sehr verleiten zu lassen?

Mimi: Wenn wir auf irgendwelche Menschen treffen, die krumme Dinger mit uns abziehen, dann trennen wir uns einfach wieder. Wir versuchen immer, uns von negativen Energien fernzuhalten.

Josy: Das Gute ist, dass wir zu zweit sind. Falls die eine etwas nicht mitbekommt, weiss die andere Bescheid. Wir haben jetzt auch ein Team gefunden, dem wir absolut vertrauen.

Erst kürzlich musstet ihr ein Konzert absagen. Ihr habt darauf aufmerksam gemacht, dass die Branche auch nach der Pandemie sehr viel Unterstützung nötig hat. Das scheinen viele nicht mehr auf dem Schirm zu haben…

Mimi: Für uns war das total traurig. Wir haben uns riesig auf das Konzert gefreut. Es ist auch wirklich kein Einzelfall, dass Konzerte wegen zu niedriger Vorverkaufszahlen abgesagt werden. Es geht sehr vielen Künstlern so. Man sieht immer nur die ausverkauften Konzerte der Superstars, aber das macht nur einen Bruchteil aller Konzerte aus. Der Rest hat totale Probleme. Oft werden auch nicht die wahren Gründe genannt, warum Konzerte abgesagt wurden. Das macht es noch schwieriger.

Josy: Ein Grund sind auch die vielen Festivals, auf die die Menschen jetzt wieder total abgehen. Da bekommt man für das Geld, das man sonst für einen Künstler ausgegeben hätte, viele Künstler auf einem Haufen. Man vergisst so schnell, dass man kleine Künstler wirklich unterstützen müsste.

Wie sieht es mit eurer weiteren Karriere aus?

Josy: Wir haben beide Pläne. Es ist auf jeden Fall nicht das Ende, sondern erst der Anfang von HAVET. Wir werden auf jeden Fall auch in Zukunft gemeinsam Musik veröffentlichen. Gleichzeitig arbeiten wir aber auch getrennt. Ich habe ein eigenes Studio und bin als Produzentin tätig. Ich habe sehr viel eigene Musik, die unbedingt veröffentlicht werden möchte.

Mimi: Ich habe dieses Jahr erst mein Abi gemacht. Jetzt bin ich am Überlegen, wie es weitergehen soll. Ich möchte auf jeden Fall auch meine eigene Musik veröffentlichen. Vor allem würde ich gerne ausprobieren, für andere Künstler zu schreiben. HAVET wird es weiterhin geben, aber nebenher werden auch andere Sachen passieren.

Habt ihr vor, auf Tour zu gehen?

Mimi: Wir haben sehr grosse Lust, live zu spielen. Wir hoffen, Ende 2023 auf Tour gehen zu können. Es gibt auch sehr viele Songs, die wir spielen würden, bevor sie überhaupt veröffentlicht sind.

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