Von Wegen Lisbeth wünschen sich, „dass alle erkennen, wie wichtig Livemusik für Künstler und Künstlerinnen ist!“, sagt der Bassist der Band, Julian Hölting. „Durch den Verkauf von CDs und Streaming verdient man kein Geld mehr, dadurch ist das Live-Spielen umso wichtiger geworden.“
„Es fühlt sich oft so an, als wäre die Musik ein Promo-Zweck für ein Live-Event, und die Musik wird gar nicht mehr als Kunst wahrgenommen“, stellt Julian Hölting, Bassist der Band Von Wegen Lisbeth, erschreckend fest. Die Musikbranche hat in den vergangenen Jahren sehr gelitten, doch auch viel neue Musik zum Vorschein gebracht, die nun darauf wartet, live präsentiert zu werden. So auch das dritte Studioalbum der „Lisbeths“. Das Talent der fünf Berliner, Gefühle in Bildern und Sound zu verpacken, sodass jeder sich damit identifizieren kann, kommt auf der neuen Platte einmal mehr zur Geltung. Wieso Live-Konzerte nun wichtiger denn je werden, erzählt Julian Hölting im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Ihr neues Album trägt den Titel eines Sternensystems. Welchen Bezug haben Sie zum Thema „Weltall“?
Julian Hölting: Wir haben das tatsächlich nur wegen des Namens genommen. Wir wollten das Album nach einem Sternensystem benennen, haben uns dann durch die ellenlange Liste gelesen und „EZ Aquarii“ hat uns gleich gefallen. Schön fanden wir auch, dass „EZ“ die Abkürzung für „easy“ ist.
EZ Aquarii ist ein Sternensystem im Sternbild Wassermann. Ist jemand in der Band Sternzeichen Wassermann?
Hölting: Ich bin tatsächlich Sternzeichen Wassermann. Es ist quasi mein Album.
Sinngemäss geht es auf dem Album viel darum, sich mit einer anderen Person in unterschiedlichen Welten zu bewegen und weit entfernt voneinander zu sein. Ist das ein Alleinstellungsmerkmal von Ihrer Band, Emotionen und Gefühle über Bilder zu transportieren?
Hölting: Da die deutsche Sprache so präzise ist, lässt sie wenig Spielraum für Interpretationen. Daher ist das einfachste Mittel das Gefühl über Bilder und Alltagssituationen zu transportieren. So geht keine Magie verloren.
Im Refrain von „Alles OK“ heisst es „Und alles ist okay, ich hab jetzt viele neue Leute. Doch manchmal tuts noch weh. Und mit manchmal mein ich heute“. Der Song sticht textlich hervor, da es ein sehr direktes und ehrliches Lied ist. Wie kam es zu diesem aussergewöhnlichen Song?
Hölting: Der Song ist textlich total ungewöhnlich, das stimmt. Die meisten Skizzen sind in der Lockdown-Zeit entstanden und daher haben ihn gleich alle Bandmitglieder gefühlt.
Sie haben sich aber nicht alle in der Zeit getrennt?
Hölting: Nein, das zum Glück nicht!
Ist es Ihnen als Band wichtig, dass sich Leute Gedanken über die Songtexte machen?
Hölting: Nein, das ist uns komplett egal. Wir können das ja auch nicht beeinflussen. Für uns als Musiker ist es natürlich wichtig, weil wir uns darüber ausdrücken. Wenn aber jemand „Elon Musk“ zum Partysong macht und einfach nie darüber nachdenkt, ist das auch okay!
Das erste Mal gibt es ein Feature auf einem Song. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Rapper Longus Mongus (BHZ)?
Hölting: Wir haben schon oft Sessions mit anderen Musikern gemacht, um zu gucken, ob etwas dabei ‚rumkommt. Für das Album jetzt war das einfach das Feature, das total gut dazu passt und den Song besser macht! Wir finden es auch immer total spannend, wie Rapper arbeiten. Longus Mongus hatte seinen Part in zehn Minuten geschrieben. So würden wir das nie machen! Daher haben wir uns sehr gefreut, dass Longus Mongus Zeit und Lust hatte.
Was halten Sie von der Entwicklung der Musikwelt und Streamingdienste?
Hölting: Die Antwort, wie man Musik heutzutage konsumiert, ist einfach noch nicht da. Die Streamingwelt hat das Musikgeschäft auf jeden Fall extrem verändert und dadurch ist das Live-Spielen umso wichtiger geworden. Mit CD-Verkäufen verdient man kein Geld mehr und durch Streaming sowieso nicht. Es fühlt sich oft so an, als wäre die Musik ein Promo-Zweck für ein Live-Event, und die Musik wird gar nicht mehr als Kunst wahrgenommen. Ich finde schwierig daran, dass das so einen Einfluss auf Musik hat, wenn man sich nicht aktiv wehrt. Wir haben das als Band getan, aber beeinflusst ist man natürlich trotzdem. Ich höre auch jeden Tag Musik über Streamingdienste, aber wünsche mir, dass alle erkennen, wie wichtig Livemusik für Künstler und Künstlerinnen ist! Das ist die realste Art, sich mit einem Künstler oder einer Künstlerin zu verbinden.
Wie haben Sie den Festival-Sommer erlebt?
Hölting: Ich fand den Sommer voll schön und es hat richtig, richtig Spass gemacht wieder zu spielen. Es war aber auch eine negative Note dabei, weil man sich doch sehr Gedanken macht, was mit dieser Branche gerade passiert. Die Euphorie des Publikums hat uns aber Motivation gegeben und bestätigt, wie wichtig Musik ist!
Gibt es noch Festivals, die Sie unbedingt spielen wollen?
Hölting: Die Location vom Superbloom, das Festival, das jetzt zum ersten Mal in München war, sieht auf jeden Fall total toll aus!
Nach dem Festival-Sommer ist vor der Tour. Wann machen Sie mal Urlaub?
Hölting: Im November auf jeden Fall! Diesen Sommer haben wir uns einfach den Urlaub um die Termine herum gelegt, wenn wir mal eine Woche frei hatten. Wir würden für einen Urlaub nie ein Festival absagen.
Was erwartet das Publikum auf Tour?
Hölting: Wir haben noch nie so viel Repertoire vom neuen Album direkt mit auf Tour genommen. Es wird die längste Setlist, die wir je gespielt haben und auch die musikalischste Tour! Auf jeden Fall ein Live-Erlebnis, bei dem es sich lohnt, sich das anzusehen!
Captcha Tour 2022
Rostock (30. September), Hannover (01. Oktober), Kiel (02. Oktober), Hamburg (03. Oktober), Magdeburg (06. Oktober), Leipzig (07. Oktober), München (20. Oktober), Bern (21. Oktober), Heidelberg (22. Oktober), Wiesbaden (24. Oktober), Stuttgart (26. Oktober), Münster (28. Oktober), Köln (29. Oktober), Berlin (04. November)