Quelle: Sonja Müller
Im Interview erzählt Rea Garvey, wie es zu der musikalischen Zusammenarbeit mit seiner Tochter gekommen ist und was seine Ehefrau dazu sagt. Zudem verrät er, welche Gemeinsamkeiten er mit seiner Tochter teilt und welchen Bezug sie zu seiner Heimat Irland hat.
Rea Garveys (51) neues Album „HALO“ erscheint an diesem Freitag (13. September). Für das Musikvideo zum Titeltrack hat der irische Sänger erstmals mit Tochter Aamor Garvey (19) vor der Kamera gestanden. Auch die Background-Vocals hat sie eingesungen und auf dem Albumtrack „I Give Up I Love You“ ist sie als Duett-Gast mit dabei. Im Frühjahr stand sie bereits bei einigen Shows bei „Halo“ als Überraschungsgast mit ihrem Vater auf der Bühne.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät Rea Garvey, warum seine Tochter nun vermehrt in die Öffentlichkeit tritt, wie die musikalische Zusammenarbeit der beiden funktioniert und warum das Duo für Tränen bei Garveys Ehefrau Josephine gesorgt hat.
Als zweifacher Vater haben Sie lange Ihre Kinder aus der Öffentlichkeit gehalten. Wie kam es nun dazu, dass Sie sich mit Ihrer Tochter zeigen?
Rea Garvey: Um ehrlich zu sein, ist Aamor kein Kind mehr, sie ist eine junge Frau und trifft ihre eigenen Entscheidungen. Als wir sie fragten, ob sie in dem Video zu einem von ihr inspirierten Song mitspielen wolle, sagte sie ja. Ihr Auftritt und ihre Anwesenheit haben den Kreis von „Halo“ geschlossen. Ich bin ein stolzer Vater und froh, dass sie diese Momente mit mir teilen möchte.
Hatten Sie auch Bedenken, wenn sie nun in der Öffentlichkeit steht?
Garvey: Ich schätze, je mehr Bedeutung man einer Entscheidung beimisst, desto mehr Gewicht hat sie im Leben. Aamor suchte nicht nach Bekanntheit, indem sie in dem Video mitspielte, sie wollte einfach Teil dessen sein, was sie uns ihr ganzes Leben lang hat machen sehen. Aamor war immer zwei Meter von der Öffentlichkeit entfernt, sie wuchs hinter der Bühne und hinter den Kulissen auf, aber sie wusste, was sie erwartet, wenn sie vor die Kamera und auf die Bühne tritt. Ich glaube nicht, dass Aamor schon eine Entscheidung darüber treffen muss, was sie im Leben werden will, also war der Auftritt in meinem Musikvideo erst einmal nur das und nicht mehr. Ich habe gewartet, bis sie 18 Jahre alt war, um sie an dem teilhaben zu lassen, was Josephine und ich tun, damit sie als Erwachsene fundierte Entscheidungen treffen kann und nicht als Kind überfordert wird. Ob sie in einem weiteren Video oder auf der Bühne zu sehen sein wird, wird sie entscheiden, wenn sich die Gelegenheit ergibt.
Wie kam es dann zu der musikalischen Zusammenarbeit für „I Give Up I Love You“ und warum ist es ein passender Song für sie beide?
Garvey: Ich denke, wahrer Erfolg ist, wenn deine Kinder Zeit mit dir verbringen wollen, nachdem sie das Haus verlassen haben. Meine Tochter und ich lieben es zu singen und das gemeinsame Singen war kein grosser Schritt für uns. Ich stelle hohe Anforderungen an alle Leute, mit denen ich im Studio arbeite, und sie war keine Ausnahme. Aber sie weiss, was Musik für mich bedeutet, und sie ging an die Aufnahmesession mit dem Wissen heran, dass das, was wir taten, wichtig war. Der Song war einer von Josephines Lieblingssongs, den ich für das Album geschrieben hatte. Ich hatte eine Upbeat-Version aufgenommen, die ich liebe, aber wir beide fanden, dass das Original-Demo in seiner akustischen Form auch etwas Besonderes war. Als wir beschlossen, beide Aufnahmen auf das Deluxe-Album zu nehmen, fragte ich Aamor, ob sie ihn mit mir singen würde. Sie macht die Aufnahme komplett, ihre Stimme bringt die Unschuld mit, die ich nicht mehr liefern kann, deshalb liebe ich es.
Was hat Ihre Frau zu der Zusammenarbeit gesagt?
Garvey: Meine Frau Josephine ist eine tolle Mutter, die mich oft sprachlos macht, wenn ich daran denke, was sie alles für unsere Familie tut. Sie hat sich selbst oft an die letzte Stelle gesetzt, weil sie es liebt, die Erfolge ihres Mannes und ihrer Kinder zu feiern. Sie weinte vor Freude, als sie Aamor zum ersten Mal im Video und zum ersten Mal auf der Bühne in Wien sah. Wenn es also darum geht, was sie gesagt hat, als sie uns zusammen arbeiten sah, dann würde ich sagen, sie hat mit ihren Augen gesprochen (lacht).
Wie ist es, mit Ihrer Tochter zu arbeiten, gibt es auch Uneinigkeit zwischen Ihnen beiden?
Garvey: Ich versuche, nicht der Helikopter-Vater zu sein, ich mag es, wenn sie anderer Meinung ist oder eine andere Meinung hat, das ist ein wichtiger Teil des Wachstums. Als ich jung war, hat mein Vater meine Meinung fast jeden Tag in Frage gestellt, aber er tat das, damit ich lernte, meine Meinung zu vertreten und für das einzutreten, was ich für wichtig halte. Aamor und ich haben eine ähnliche Beziehung.
„Halo“ handelt davon, dass Sie Ihre Kinder beschützen und in schwierigen Situationen begleiten wollen. In welchen Bereichen haben Sie das Gefühl, Sie müssten sie am meisten beschützen?
Garvey: Ich denke, wir müssen unsere Kinder unterstützen, bis sie ein Alter erreicht haben, in dem sie ein gewisses Selbstvertrauen und einen Glauben an sich selbst entwickelt haben. Wir alle haben Schwierigkeiten mit Kritik, und Kinder können Träger von ungefilterten Wahrheiten sein, die verletzen und dazu führen können, dass ein Kind das Vertrauen und den Glauben an sich selbst verliert. Ich denke, dass ein Kind, das weiss (wie ich es tat), dass immer jemand in seiner Ecke steht, der es bedingungslos liebt, sich kümmert und es unterstützt, lernt, nach einem Sturz wieder aufzustehen. Die sozialen Medien können für Kinder ein dunkler Ort sein, und trotz all ihrer positiven Eigenschaften liegt es in der Verantwortung der Eltern, ihr Kind vor den Hatern und Trollen zu schützen. Junge Erwachsene haben auch ihre Herausforderungen, aber sie sind widerstandsfähiger und die Anrufe nach Hause, um Rat einzuholen, werden immer seltener. Ich rufe meine Eltern immer noch ab und zu an, um sie um Rat zu fragen. Vielleicht ist es eine Macht der Gewohnheit oder vielleicht ist es ein kindlicher Wunsch nach Trost, den man nie loslässt.
Ihre Tochter war auch schon Überraschungsgast auf Konzerten von Ihnen. Wie fühlt es sich an, mit ihr auf der Bühne zu stehen?
Garvey: Ich habe Aamor gesagt, dass sich alle, die mit mir auf Tournee sind, monatelang auf die Konzerte vorbereiten. Wenn sie also auf die Bühne kommen will, dann muss sie sich vorbereiten, was sie auch getan hat. Als sie dann in Wien auf die Bühne ging und sang, hat sie es toll gemacht! Natürlich war ich stolz, aber ich glaube, ich war vor allem froh, dass sie eine grossartige Performance gezeigt hat. Ich habe an nichts anderes gedacht, als dass sie die Bühne mit einer grossartigen Erinnerung verlässt, die wir für immer behalten werden, und genau das war es auch.
Sind weitere gemeinsame Projekte mit Ihrer Tochter geplant?
Garvey: Aamor hat dieses Jahr mit dem Studium begonnen, und das ist im Moment ihr Fokus. Ich habe in ihrem Alter dasselbe gemacht, und obwohl ich kein Musterstudent war, war es rückblickend eine der besten Zeiten meines Lebens, in der ich herausfand, wer ich war und was ich werden wollte. Ich bin mir sicher, dass sie in den nächsten drei Jahren viel mehr über sich selbst lernen und vielleicht herausfinden wird, was ihre Leidenschaft ist, und dann diesem Traum folgen wird, was auch immer das sein mag.
Möchte Ihre Tochter eine eigene musikalische Karriere starten? Wenn ja, was wollen Sie ihr mitgeben?
Garvey: Um ehrlich zu sein, ist es noch zu früh, um sich zu entscheiden, und mein Rat ist, deine Leidenschaft zu finden und ihr zu folgen. In allen Bereichen des Lebens gibt es gute und schlechte Tage, aber wenn man leidenschaftlich ist, hat man etwas, das einem hilft, die schwierigen Phasen zu überwinden.
Bei Instagram wird in einem Video in einer Fragerunde deutlich, dass sie viele Gemeinsamkeiten haben, in welchen Dingen ist Ihnen Ihre Tochter ähnlich und in welchen nicht?
Garvey: Wir sind beide kreativ, Musikliebhaber, sensibel für unsere Mitmenschen und lieben die Herausforderung des Lebens. Wir tun uns schwer mit Autoritäten, respektieren sie aber, haben irischen Stolz und können uns nur dort niederlassen, wo wir uns willkommen fühlen. Wir reden beide zu viel und freuen uns über den Erfolg der anderen genauso wie über unseren eigenen. Aamor kann viel verständnisvoller sein als ich, wenn es um die Gefühle anderer geht, sie lernt besser Texte als ihr Vater, der sie schreibt, und wenn es um Geschäftssinn und Führungsqualitäten geht, ist sie mehr wie ihre Mutter und weniger wie ihr Vater (lacht).
In dem „Entweder-Oder-Spiel“ entscheiden sie sich beide für Dublin statt Berlin. Hat Ihre Tochter auch einen engen Bezug zu Ihrer Heimat Irland?
Garvey: Aamor kennt ihre irischen Wurzeln und ist stolz darauf. Sie ist in Berlin geboren und aufgewachsen und liebt Deutschland, wie wir alle in der Familie, aber die Tatsache, dass sie irische und rumänische Eltern hat, fügt ihrer Flagge nur noch mehr Farben hinzu.