The Prosecution: «Unpolitische Musik ist nur ein Marketing-Gag»

Treibender Bläser-Punk trifft auf aufrüttelnde Texte: The Prosecution haben mittlerweile einen festen Platz in der Punk-Landschaft inne. Warum die Punkrocker auf ihrem neuen Album vor allem die Themen Asyl und Verfolgung in den Mittelpunkt rücken, verraten sie im Interview.

Die achtköpfige Ska-Punk-Band The Prosecution aus Regensburg machte in den vergangenen Monaten durch gemeinsame Auftritte mit Szene-Grössen wie Rise Against oder Anti-Flag auf sich aufmerksam. Am 11. August erscheint ihr neues Album „The Unfollowing“. Wir sprachen mit den Bandmitgliedern Simon Bernhardt (27), Valentin Damjantschitsch (26) und Lukas Schätzl (28) über ihre neue Platte, ihr politisches Engagement und ihr Leben als Live-Band.

Diese Woche erscheint mit „The Unfollowing“ Ihr viertes Studioalbum. Was unterscheidet es von seinen Vorgängern?

Valentin Damjantschitsch: Jedes unserer Alben ist vom Gesamtklang her anders. Das erste war noch Ska-Punk-lastig, das zweite schneller und das letzte, „Words With Destiny“, eher düster. Über „The Unfollowing“ lässt sich sagen, dass es poppiger geworden ist. Aber ein Konzept, welchen Sound ein Album haben soll, hatten wir noch nie. Es ist für uns selbst immer spannend, was dabei letztendlich herauskommt.

Auch wenn der Sound auf „Zufall“ basiert, hat die erste Single-Auskopplung „Where We Belong“ doch verdeutlicht, dass die politische Message dieselbe bleiben soll. Auch mit „The Unfollowing“ wollen Sie auf die Schicksale geflüchteter Menschen aufmerksam machen.

Simon Bernhardt: Politik gehört seit Gründung der Band dazu. Die Themen Asyl und Menschenrechte prägen uns auch persönlich. Die Musik mag auf unserem neuen Album ruhiger geworden sein, aber Gesellschaftskritik hat weiter einen festen Platz. Wir schreiben Lyrics über Themen, die uns beschäftigen, die wir auch mit nach Hause nehmen. Das Thema Asyl ist eben der grosse Nenner, bei dem wir uns alle acht einig sind.

Lukas Schätzl: Die Frage, ob ein Album von uns politisch wird, stellt sich überhaupt nicht, da wir uns als politische Punk-Band sehen. Wir wollen das bewusst nach vorne stellen. Daher auch der Albumtitel, der ein bisschen zur Selbstreflexion anregen soll. Die Frage ‚Wem folge ich eigentlich?‘ ist wichtig und sollte auch jeder für sich selbst beantwortet können.

Im Vergleich zu anderen Bands, die sich auch als politisch beschreiben, gehen Sie einen Schritt weiter und sammeln auf Ihren Konzerten Geld für Vereine wie die Menschenrechtsorganisation „ProAsyl“. Worin liegt Ihre Motivation dafür?

Bernhardt: Wir sind nicht allein als Musiker geboren und leben auch nicht allein dafür. Auch abseits der Musik versuchen wir die Leute zu unterstützen, bei denen wir der Meinung sind, dass sie gute Arbeit leisten. Das ist eine Leidenschaft von uns. Und wenn wir das mit der Musik kombinieren und nach unseren Konzerten noch Spenden für Organisationen sammeln können, die wir toll finden, dann macht uns das doppelt Spass.

Ist das eine Art von Engagement, die Sie bei Bands vermissen, die eine grössere Strahlkraft besitzen und mehr bewirken könnten?

Damjantschitsch: Sobald man viele Leute erreicht, trägt man natürlich eine gewisse Verantwortung. Hier und da sollte diese Verantwortung schon bewusster gelebt werden. Am Ende muss es aber jeder Künstler für sich selbst entscheiden.

Bernhardt: Die Verantwortung ist riesengross. Die Worte, die man ins Mikrofon spricht, die Texte, die man singt, sind extrem wichtig. Wir stehen trotzdem nicht mit erhobenen Zeigefinger auf der Bühne, sondern versuchen Spass zu vermitteln. Das Publikum soll nicht wütend vor der Bühne stehen, sondern in erster Linie Spass haben.

Schätzl: Musiker, die sagen, sie wollen ihre Kunst nicht mit ihrer eigenen Meinung verbinden, lügen entweder, oder behaupten es aus Marketingzwecken. Man schreibt seine Texte schliesslich über Dinge, die einen persönlich beschäftigen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man das von seiner eigenen Meinung trennen will.

Allein in diesem Jahr stehen noch mehr als 30 Live-Auftritte an. Was macht für Sie den besonderen Reiz aus, auf der Bühne zu stehen?

Bernhardt: Das Touren macht am meisten Spass. Es sind die zwei Welten: Du bist im Studio, um das Album aufzunehmen und dann darfst du es vor Publikum performen. Wir sind definitiv eine Live-Band. Wir verbringen zwar viel Zeit auf der Autobahn, aber das wird durch ganz viele tolle Erfahrungen ausgeglichen. Dadurch, dass man immer wieder neue Orte entdeckt und neue Leute auf und neben der Bühne kennenlernt. Das sind die Momente, die uns antreiben, soviel wie möglich live zu spielen.

Gibt es konkrete Ziele für die kommenden Monate? Immerhin durften Sie sich vor Kurzem noch mit grossen Bands die Bühne teilen.

Schätzl: Momentan gilt unsere ganze Aufmerksamkeit dem Album. Konkrete Pläne, ausserhalb unserer Release-Tour im Herbst, gibt es noch nicht. Wir werden das kommende Jahr einfach auf uns zukommen lassen. Wirklich grosse Support-Touren ergeben sich sowieso spontan, damit dürfen wir nie planen.

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