Scorpions: Mit viel Gefühl aus der Vergangenheit in die Zukunft

Die Scorpions präsentieren mit „Born To Touch Your Feelings“ ihre grössten Balladen auf einem Album. Im Interview sprechen sie über den Erfolg ihrer grössten Rockballade.

Die weltweit gefeierten Scorpions melden sich mit viel Emotionen im Gepäck zurück. Am heutigen Freitag erscheint ihr neues Balladen-Best-of „Born To Touch Your Feelings“. Darauf enthalten sind all die gefühlvollen Klassiker der Hannoveraner Kultband inklusive drei neuer Songs. Im Interview erklären Scorpions-Gründer Rudolf Schenker (69) und Leadgitarrist Matthias Jabs (62) den grossen Erfolg ihrer beispiellosen Rockballade „Wind of Change“, und warum diese gerade jetzt in den USA so angesagt ist. Ausserdem sprechen sie darüber, wie lange sie noch auf der Bühne stehen wollen.

Wie ist die Idee entstanden, mit „Born To Touch Your Feelings“ ein „Best of Rock Ballads“-Album zusammenzustellen?

Matthias Jabs: Die Idee kam von der Plattenfirma. Wir fanden die Idee auch super, vor allem unter der Bedingung, dass wir darauf neue Songs und nicht nur die schon bekannten Balladen veröffentlichen können. So haben wir das dann auch gemacht. Wir haben drei brandneue Songs aufgenommen und noch einige veränderte Versionen von den bereits bekannten grossen Balladen, sodass sich das Ganze um ein wirklich interessantes und wertiges Album handelt.

Was macht eine gute Ballade Ihrer Meinung nach aus?

Rudolf Schenker: Dass sie das Gefühl des Zuhörers erreicht.

Mit „Wind of Change“ haben Sie selbst eine der grössten Balladen aller Zeiten geschrieben. Was bedeutet Ihnen dieser Song?

Jabs: Es ist ein Song, der schon immer Hoffnung auf eine positive Veränderung ausgedrückt hat. Das gilt gleichermassen für das Erscheinungsdatum von vor mehr als 25 Jahren als auch für die heutige Zeit. Man merkt es auch an den Reaktionen des Publikums weltweit bei jedem Konzert. Der Song hat einfach eine Sprache, die alle Menschen auf dieser Welt anspricht. Ursprünglich waren es eher die aus den östlichen Ländern, die davon direkt betroffen waren, die ehemaligen Staaten der Sowjetunion zum Beispiel aber auch gerade Deutschland, wo die Wiedervereinigung gerne mit diesem Lied verbunden wurde. Mittlerweile trifft der Song wirklich weltweit die Menschen. Selbst in den USA, wo „Wind of Change“ über zwei Jahrzehnte lang eher stiefmütterlich behandelt wurde, haben wir auf der letzten Tour gemerkt, dass auch diese Menschen sich einen Wechsel wünschen.

Sie sind auf der ganzen Welt bekannt, haben fast schon überall gespielt. Gibt es ein Land, in dem Balladen besonders gut ankommen?

Schenker: Thailand! (lacht)

Jabs: Und Frankreich! Der Babyboom 1985 kurz nach dem Erscheinen von „Still Loving You“. Thailand, gigantische Verkäufe…

Schenker: … 20 Mal Platin für unsere damalige Balladen-CD. Das haben die Thailänder damals schon erkannt. Da haben wir sogar Michael Jackson geschlagen. Er hat dort nicht so viel verkauft wie wir.

Worin sehen Sie die grössten Unterschiede, was das Publikum in den verschiedenen Ländern betrifft?

Jabs: Es gibt sehr grosse Unterschiede. Da ist beispielsweise der Fan in New York City, der schon mehr oder weniger alles gesehen hat. Im Madison Square Garden, wo wir im September unsere Tour begonnen haben, war die Halle ausverkauft und eine Riesenbegeisterung, aber die Menschen in New York sehen natürlich, wenn sie wollen, jeden Tag eine andere grosse Show. Es ist ein Unterschied wenn wir zum Beispiel gerade in Kiew sind. Da wird aus unserem Konzert gleich ein nationales Ereignis. Noch mehr, wenn wir nach Moldawien kommen. Da spielen wir im Stadion und werden vom Präsidenten begrüsst…

Schenker: … mit einem Fass Rotwein! Und mit einem Teppich vom letzten König.

Jabs: Genau. Das ist schon irre, aber die Publikumsreaktion, die früher unterschiedlicher nicht hätte sein können, wird auch global immer mehr angeglichen. Man hat natürlich Mentalitätsunterschiede. Mexikaner, Brasilianer oder auch Argentinier, die drehen immer noch komplett durch. Da ist der Norddeutsche, sagen wir mal, etwas entspannter.

Bei welcher Ballade – auch von anderen Künstlern – treibt es Ihnen die Tränen in die Augen?

Schenker: Wir haben alle ja schon viele, viele Balladen gehört. Aber berührt war ich zum Beispiel bei „Stairway To Heaven“ oder „Child in Time“ von Led Zeppelin.

Jabs: Das sehe ich auch so.

Sie stehen nun schon seit über 50 Jahren auf der Bühne. Ähnlich lang wie die Rolling Stones. Welche Band wird länger durchhalten?

Jabs: (beide lachen) Also vor 20 Jahren haben wir schon gesagt: Solange die Rolling Stones das machen, machen wir das auch. Wir wurden ja bereits in den späten Achtzigern von deutschen Musikjournalisten gefragt, wie lange wir das noch machen wollen. Da kam dann diese Antwort hervor, die etwas Unbestimmtes hat. Dabei bleiben wir auch erstmal. Wir können es nicht sagen.

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