Fall Out Boy: «Kanye West inspiriert mich, mutiger zu sein»

Die Alternative-Rockband Fall Out Boy meldet sich mit ihrem neuen Album „Mania“ zurück. Im Interview erzählt Frontmann Patrick Stump, wie sie es schaffen, das Tour- und Familienleben unter einen Hut zu bekommen.

Ganze 17 Jahre ist es nun schon her, seit sich die Alternative-Rockband Fall Out Boy gegründet hat. Patrick Stump (33), Joe Trohman (33), Pete Wentz (38) und Andy Hurley (37, seit 2002 dabei) können auf sechs Studioalben, einen Guinnessbuch-Eintrag für die meisten Interviews und etliche Auftritte (darunter auch bei der „Victoria’s Secret Fashion Show“ 2013 mit Taylor Swift) zurückblicken. Am heutigen Freitag erscheint ihr neues Album „Mania“. Im Interview verrät Frontmann Stump, von wem er sich inspirieren lässt und wie er zur aktuell heiss diskutierten #metoo-Kampagne steht.

Eigentlich wollten Sie das Album bereits im September veröffentlichen. Was haben Sie in der Zeit noch daran geändert?

Patrick Stump: Beim Schreiben der Songs investierte ich für einige Lieder mehr Zeit, für andere weniger, bis mir auffiel: Das ist doch eine komische Art zu arbeiten! Alle Lieder sollten gleich wichtig sein. Pete nahm mich dann zur Seite und fragte mich: „Glaubst du, wir hetzen uns zu sehr?“ Und ich meinte: „Oh ja, anscheinend“. Deswegen liessen wir uns einfach noch ein bisschen mehr Zeit, weil wir für das Album ordentlich arbeiten wollten.

Viele Künstler und Produzenten wirkten an Ihren letzten Alben mit. Mit wem arbeiteten Sie für „Mania“ zusammen?

Stump: Dieses Mal wollte ich sehen, was wir alleine auf die Beine stellen können. Einzig der Track „Sunshine Riptide“ ist ein Feature mit Burna Boy. Diesmal waren unsere Demos anfangs auch schon beinahe fertig produzierte Songs, weshalb wir einen Produzenten suchten, der damit arbeiten konnte. Jesse Shatkin (Anm. der Red.: der bereits mit Linkin Park, Rihanna oder Charlie Puth zusammenarbeitete) nahm sich dann unseren Liedern an.

Sie sind ein Fan von Kanye West. Hat er Sie denn für das Album inspiriert?

Stump: Er hat mich für keinen speziellen Song inspiriert, aber generell finde ich es toll, dass er neue Sachen ausprobiert. Er macht Hip-Hop-Musik, verwendet für seine Lieder aber nicht die typischen Beats, die Hip-Hop eigentlich ausmachen. Wenn Künstler so etwas ausprobieren, inspiriert mich das immer selbst auch etwas mutiger bei solchen Entscheidungen zu sein.

Sie mixen Ihre Musik aber auch gerne mit Hip-Hop oder Rap-Parts als Features…

Stump: Es wäre eine Lüge zu sagen, dass ich nur Rockmusik höre. Natürlich war und ist das immer meine Leidenschaft – ich liebe es schliesslich, Gitarre zu spielen. Aber ich höre genauso gerne Hip-Hop, Jazz oder klassische Lieder. Klar gibt es Leute, die sich wundern, wenn sie unsere Musik hören, die auch Hip-Hop-Parts enthält – aber das ist doch alles Musik und das sind alles wir.

In Ihrem Song „Young and Menace“ singen Sie unter anderem „Oops!… I Did It Again“ – haben Sie hier Britney Spears zitiert?

Stump: Manchmal schreibt und singt man über Dinge, bei dem einem die Bedeutung darüber erst im Nachhinein auffällt. Als ich zum zehnten Mal „Young and Menace“ eingesungen hatte, dachte ich mir irgendwann: Oh Moment – diese Zeile singt doch auch Britney Spears? Bei der Arbeit findet man viel über sich selbst heraus – auch noch mehr mit den anderen Bandmitgliedern, als wenn man nur alleine für ein Album arbeiten würde.

Sie machen jetzt seit bereits siebzehn Jahren Musik. Was hat sich in der Zeit für Sie geändert?

Stump: Sehr viel hat sich geändert. Erst einmal weiss ich jetzt viel mehr über Musik und das Aufnehmen von Songs. Als ich mir letztens alte Demo-Aufnahmen für die Band anhörte, war ich geschockt. Als ich die damals der Band vorspielte, meinten sie, dass ihnen die Songs gefallen. Jetzt denke ich mir: „Das klingt schrecklich, wie konnte sich das überhaupt wer anhören?“ Da waren auch gute Lieder dabei, aber die Aufnahmen waren schlecht. Jetzt kann ich meine Ideen besser ausdrücken.

Haben Sie dazu auch Feedback bekommen?

Stump: Oft bekomme ich gesagt, dass ein neues Album von uns anders klingt als das davor – unsere Fans akzeptieren das aber glücklicherweise. Würde ich wiederum gesagt bekommen, dass das Album genauso klingt wie das letzte wüsste ich, dass ich etwas falsch gemacht habe.

Wie schaffen Sie es, das Tour- und Familienleben miteinander zu vereinen? Schliesslich haben Sie einen Sohn, Pete Wentz‘ Frau erwartet ein Baby…

Stump: Es ist sehr schwierig. Wir versuchen immer noch das so gut wie möglich zu lösen. Ich bin froh, dass meine Familie mich unterstützt und meinen Beruf akzeptiert.

2008 haben Sie einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde bekommen, weil sie 74 Interviews in 24 Stunden gegeben haben. Wie langweilig kann es manchmal werden, die immer gleichen Fragen zu beantworten?

Stump: War und ist es nicht. Ich hatte das Gefühl sogar noch mehr Interviews geben zu können – denn so viel hatten wir auch gar nicht über uns gesprochen. Die Hälfte der Interviews waren normale Gespräche, in denen wir die Reporter auch ein wenig kennenlernen konnten.

Planen Sie immer noch, in der Antarktis zu spielen?

Stump: Mal sehen – als uns vor ein paar Jahren das „Guinnessbuch der Rekorde“-Team vorschlug das zu machen, hat es letztlich am Wetter gescheitert. Inzwischen müssten wir noch mehr dafür tun, den Rekord für die meisten Konzerte auf der Welt zu knacken.

Für „The Young Blood Chronicles“ hatten Sie eine Art Musical-Film produziert – jedes Lied hatte ein Musikvideo, das zusammen einen Film ergeben hat. Gefällt Ihnen die Schauspielerei?

Stump: Als ich jünger war, wollte ich unbedingt Schauspieler werden. Ich glaube aber nicht, dass mir das liegt. Es ist einfach sehr anstrengend und ich würde es bei dem Ende des Musical-Films belassen, bei dem das Ende ist, dass ich umgebracht werde.

Was denken Sie über die #metoo-Kampagne? Gerade im Rock’n’Roll-Business gibt es schliesslich immer noch recht wenig Frauen.

Stump: Die Frage ist, wie viel Recht habe ich, darüber etwas sagen zu können? Es ist wichtig, dass sich die Betroffenen darüber aussprechen. Vielleicht ist es auch mal an der Zeit, dass Männer aufhören sollten über jeden und alles zu reden.

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