Stämpf: Gar nicht mal so böse

Stämpf: Gar nicht mal so böse

Nach 25 Jahren Bühnenerfahrung hat Stämpf 2013 sein erstes Soloalbum veröffentlicht. Das war aber erst der Anfang: Ein Video, eine weitere CD, zahlreiche Konzerte und Coachings folgen. Das Churer Powerpaket und seine Band rocken die Schweiz.

Stämpf ist in der Musikszene einer der Charakterköpfe, denen man früher oder später irgendwo und irgendwie begegnet, weil man nicht an ihnen vorbeikommt. Der Bündner mit dem Stirnirokesen ist seit über 25 Jahren auf nationalen und internationalen Bühnen unterwegs, hat als Coach bei „Kampf der Chöre“ des Schweizer Fernsehens begeistert und mit mal mehr und mal weniger ernst gemeinten Statements polarisiert. Von Chur nach Los Angeles über Biel zurück nach Chur – das Rock-Urgestein weiss, wie der Hase läuft (oder auch das Murmeltier). Ob mit den Skandalrockern von Tyte Stone, Mud Slick und San Dimas oder auf Schweizerdeutsch bei den Funkpunkern von QL – ein Stämpf lässt sich weder kategorisieren, noch mit schlechter Laune anstecken. Immer eine passende Antwort auf den Lippen, lässt sich der Bündner auch mit seiner Musik nicht festlegen.

Zwar würden die meisten bei seinem Anblick richtig harten Sound erwarten, wie Stämpf selbst sagt, doch der „beste Freund von Lys Assia“ überzeugt auf seinem ersten, 2013 erschienenen Soloalbum aber mit viel Radiotauglichkeit und mitreissenden Melodien – die vom bekannten Songwriter Reto Burell produziert wurden und Gotthards Freddy Scherer Platz für einen Gastauftritt bieten. „Back to the roots“ war nicht nur Stämpfs Intention mit der Rückkehr in die Heimat, er hat sich auch von Plattenfirmen und jeglicher Abhängigkeit losgelöst. Das Solodebüt entstand via Crowdfunding. Ergebnis: Ein Album von und mit den Fans, das ehrliche Texte und unverfälschte Musik ohne künstlichen Hype bietet. Gerade wurde das Video zum Song „Waterfall“ released, das im Rahmen des „Moon & Stars Festivals“ 2013 gedreht wurde, als Stämpf und Band Die Toten Hosen supporteten. Auch ein neues Album ist bereits wieder in der Mache: „Wir sind schon an der Vorproduktion einer neuen Platte. Drei Songs sind soweit fertig. Diese Titel werden ab jetzt auch bei Konzerten gespielt. Für uns ist das super, da wir antesten können, wie das Publikum auf die Songs reagiert“, freut sich das Rock-Urgestein.

Umtriebigkeit ist Stämpfs zweiter Name: Nur ein Projekt ist viel zu wenig für das Powerpaket aus Chur. Neben zahlreichen Gigs und Events wird sich Stämpf 2014 auch wieder als Coach für Jugendliche einsetzten und ihnen Tipps mit auf ihren musikalischen Weg geben. Dabei darf auch eine nötige Portion Realismus nicht fehlen: „Als Künstler solltest du das, was du tust, in erster Linie aus Liebe zur Sache machen. Da darf man seine Ansprüche, was Luxus angeht, nicht zu hoch schrauben. Sonst kommst du zu nichts. Dass in der Schweiz Rockkultur im Mainstream-Radio und in der Presse so gut wie nicht stattfindet, macht es auch nicht einfacher. Ich zum Beispiel arbeite zusätzlich noch bei Radio Grischa als Moderator. So ist ein gewisses Grundeinkommen gesichert, aber der Job macht auch Spass“.

Stämpf vereint mehr Swissness in sich, als manche Schoggi: Die Mischung aus harten Riffs, Bescheidenheit und gut gesetzten Pointen machen aus, dass man Stämpf nicht mehr so schnell vergisst. Und sonst bleibt immer noch der kleine, bunte Iro als Erinnerungshilfe.

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