Tremonti mit virtuosen Gitarrenklängen in der Kulturfabrik Kofmehl

Quelle: Olli Niggli

Eine schwere Entscheidung hatten vergangene Woche all diejenigen die am liebsten zur selben Zeit an zwei verschiedenen Konzerten sein wollten. In Zürich waren anlässlich ihrer Welttournee KISS zu Besuch und rockten das Hallenstadion mit viel Feuer und Glamour in Grund und Boden. Zu selben Zeit war Tremonti, der virtuose Gitarrist von Alter Bridge und Creed, in der solothurnischen Kulturfabrik Kofmehl anzutreffen. Auf den ersten Blick: KISS – aber auch nur auf den ersten Blick…

Für all diejenigen, darunter auch Krokus-Leadgitarrist Fernando von Arb, welche sich für den Besuch des Kofmehl’s und somit für Tremonti entschieden haben, hatte es sich gelohnt. Zwar nicht ganz ausverkauft, aber dennoch sehr gut besucht, wurde der Abend mit den tiefen Tönen eines Didgeridoos eröffnet. Auf den ersten Blick wirkte Chris Brooks, der Sänger von Like A Storm, zu Beginn etwas einsam auf der Bühne. Doch dies sollte sich umgehend ändern. Das Röhreninstrument wurde in guter alter Rockmaniere einem Stagehand zugeworfen und fast zeitgleich erschienen seine Brüder, Matt (Leadgitarre), Kent (Bass) sowie der Schlagzeuger Zach Wood auf den Brettern. In der knappen Stunde spielte Like A Storm nebst diversen Covertitel auch Ihre eigenen Songs. Der Funke sprang insofern auf das Publikum über, da die Band aus Auckland (Neuseeland) zu ihren Fans absolut keine Berührungsängste hatten. Bereits vor dem Auftritt waren die vier Jungs locker drauf, standen stramm für Fotos mit den mehrheitlich jungen weiblichen Fans und gaben bereitwillig Auskunft oder Autogramme.

Kurz nach neun Uhr, beinahe auf den Sekundenschlag, erlosch das Licht von jetzt auf gleich – in der Halle donnerten die ersten Schläge des Drummer’s Garrett Whitlock auf dessen Schlagzeug. Theatralische Ankündigung? Weit gefehlt! Mark Tremonti stürmte auf die Bühne und bearbeitete sogleich in gekonnter, lässiger Pose die Saiten seiner Gitarre. Der smarte Creed- und Alter Bridge Gitarrist wollte ursprünglich nach seinem Highschoolabschluss im Finanzwesen Fuss fassen, brach jedoch das Studium ab und entschied sich für die Musik und das Gitarrenspielen. Im Gegensatz zu Alter Bridge oder Creed übernimmt Tremonti bei seinem Soloprojekt jedoch auch gleich den Gesang.

Das Showcase dauerte zwar leider auch nur knapp eine Stunde, doch in diesen 60 Minuten bewies der aus Detroit stammende US-Amerikaner, welch geballte Ladung Power und Fingerfertigkeit in ihm steckt. Seine schnellen Läufe auf den Saiten mischten sich gekonnt mit metallische Riffs und atmosphärische Fingerstyle-Melodien ab. Für alle Besucher war an diesem Abend sofort klar, der Hauptakteur auf der Bühne beherrscht sein Werk. Und auch nach dem Gig zeigte sich: diese Musiker sind Profis, denn anstelle von „Musik aus, Licht an und vorbei“, nahm sich die Band Zeit für Ihre Fans und begaben sich an den Merchandise-Stand. Zwar durfte dort nicht fotografiert werden und die vier Musiker signierten nur gekaufte Merchartikel, doch für ein kurzen Smalltalk reichte es alle mal und gab dem Abend das gewisse Extra. Wer jetzt denkt, „Super, man muss überteuertes Merchandising kaufen, um ein Autogramm zu erhalten“, der irrt sich gewaltig. Die neuste Tremonti-CD ging für CHF 15.- oder ein T-Shirt für CHF 25.- über die Theke. Es scheint fast so, als ob Mr. Tremonti dennoch profitierte von seinen ersten Gehversuchen in der Finanzwelt.

Alles in allem war der Abend mehr als perfekt. Ein kleiner aber feiner Konzertabend mit gut gelaunten, gesprächigen Musikern und einem begeisterten Publikum – wer braucht da schon KISS?

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