Billy Howerdel von A Perfect Circle: «Ich bin weg vom Rock-Schema»

A Perfect Circle sind nach mehr als einem Jahrzehnt mit ihrem neuen Album „Eat The Elephant“ zurück. Die Supergroup um Tool-Sänger Maynard James Keenan hat erneut stark an ihrem Sound geschraubt. Gitarrist Billy Howerdel spricht im Interview über die neue Art der Band, Songs zu schreiben.

A Perfect Circle sind nach mehr als einem Jahrzehnt mit einem neuen Album zurück. „Eat The Elephant“ zeigt die Supergroup um Tool-Sänger Maynard James Keenan (54) dabei erneut in einem anderen Licht. Gitarrist und Hauptsongwriter Billy Howerdel (47) spricht im Interview über die neue Herangehensweise an die Songs, warum „Eat The Elephant“ kein klassisches Rock-Album ist und über seine Pläne nach A Perfect Circle.

„Eat The Elephant“ kommt 14 Jahre nach dem letzten Album „eMotive“. Wo fängt man mit dem Songwriting an, nach all diesen Jahren?

Billy Howerdel: Das Songwriting für dieses Album war völlig anders als bei den letzten. Das meiste Material wurde auf einem Keyboard oder dem Piano geschrieben. Meist war es bereits eine komplette Idee und es war teilweise deutlich einfacher die Songstrukturen auszuarbeiten. Aber grundsätzlich schreibe ich eigentlich immer Songs. Von daher konnten wir das Beste aus dem Material aussuchen, das ich über die vergangenen Jahre geschrieben habe.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Maynard James Keenan? Er ist ja ein viel beschäftigter Mann.

Howerdel: Einige der Songs sind im Proberaum entstanden. „The Doomed“ zum Beispiel. Aber beim Grossteil der Songs haben wir uns einfach die Ideen hin und her geschickt. Und wenn er eine Änderung wollte, habe ich versucht, das umzusetzen.

Nachdem bekannt wurde, dass A Perfect Circle ein neues Album herausbringen werden, ist ein ziemlicher Hype entstanden und fast täglich gab es News oder Spekulationen darüber. Haben Sie, nach dieser langen Zeit, mit einem so grossen Interesse gerechnet?

Howerdel: Tatsächlich nicht. Aber ich denke auch nicht zu sehr darüber nach. Man muss versuchen, diese Dinge auszublenden. Wenn man gezwungen versucht, interessant zu klingen, kann das einen lähmen. Die Musik kommt eben raus, wie sie rauskommt. Aber natürlich ist es eine andere Zeit als damals und jeder von uns ist von dem beeinflusst, was um uns herum geschieht.

Schotten Sie sich beim Songwriting komplett von der musikalischen Aussenwelt ab, damit das Gehörte nicht in Ihre eigene Musik einfliesst?

Howerdel: Ich tendiere immer dazu, die Musik aufzulegen, die ich schon immer gehört habe. Aber ich habe Kinder. Von daher ist es unmöglich, nicht mitzubekommen, was gerade für sie relevant ist. Wir sitzen ja zusammen im Auto und hören Radio oder die Sachen, die sie eben hören wollen. Es ist einfach unmöglich, dem zu entkommen.

Sie haben den Soundtrack für den Film „D-Love“ geschrieben. Welchen Einfluss hatte die Arbeit daran auf „Eat The Elephant“?

Howerdel: Einen sehr grossen. Die Arbeit daran hat meine jetzige Arbeitsweise wohl am stärksten verändert. Ich habe mir Gedanken über andere Instrumentierungen gemacht und mich so vom klassischen Rock-Schema entfernt. Das Album war von Anfang an nicht als ein von Gitarren dominiertes Album gedacht.

Zurzeit werfen immer mehr grosse Bands das Handtuch: Black Sabbath, Slayer, Ozzy Osbourne oder auch Aerosmith. Welche Bands könnten ihren Platz einnehmen?

Howerdel: Das ist eine sehr schwierige Frage. So spontan fällt mir auch niemand ein. Ich weiss wirklich nicht, wer zum Beispiel die Position der Stones ausfüllen könnte. Es ist ein schwieriger Prozess, dorthin zukommen, der, wie ich finde, einiges an Unterstützung benötigt.

In Zeiten des Internets scheint man aber nicht mehr wirklich ein Label zu benötigen, das einen dorthin bringt.

Howerdel: Es ist vielleicht einfacher den Durchbruch zu schaffen, aber um auf dieses Level aufzusteigen, braucht es fundiertes Know-how. Vor allem ist alles mit einem Preis verbunden. Wenn man niemanden hat, der für einen beispielsweise die PR macht, dann muss man es selber machen. Wenn man alles selber macht, kann man sich nicht mehr komplett auf die Musik konzentrieren – dann leidet vielleicht die Kunst darunter.

Haben Sie einen Plan für Ihre Zeit nach ihrer Band-Karriere?

Howerdel: Ich würde gerne mehr Soundtracks für Filme schreiben. Aber ich habe mich auch an der Schauspielerei versucht. Es wird wahrscheinlich das und Regie führen. Mein Langzeitziel war es schon immer, in die Film-Produktion einzusteigen.

Haben Sie von den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Twiggy Ramirez gehört oder sogar mit ihm darüber gesprochen? Er war ja eine Zeit lang auch Teil von A Perfect Circle.

Howerdel: Ich habe erst kürzlich mit ihm gesprochen, ja. Aber ich möchte mich nicht dazu äussern

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