SLASH und seinen CONSPIRATORS rockten Genf in Grund und Boden

Quelle: Leserfoto zVg

Bereits anderthalb Stunden vor der regulären Türöffnung warteten bei mörderischer Hitze, welche weit über der 30 Gradmarke lag, die ersten Fans vor der Arena Genf auf Einlass. Oft war jedoch die Warteschlange vor dem Getränkestand länger, als die vor der Eingangstüre – bis zu dem Moment, als die Türe geöffnet wurde und die Securities mit den Ticketkontrollen für den Einlass begannen. SLASH, der beinahe seit zwei Jahren ununterbrochen mit MYLES KENNEDY und seinen CONSPIRATORS auf der „World on Fire-Tournee“ tourt, besuchte zum ersten Mal die französischsprachige Schweiz. Das spielte jedoch für die hartgesottenen Fans eine eher untergeordnete Rolle – schliesslich zählte nur eins: SLASH’s waschechter „Rock N’ Fn’ Roll“.

Text: O. Niggli und B. Neubauer / Fotos: Olli Niggli

Die grosse Fan-Sympathie spiegelte sich auch in der Halle wider, egal ob aus Italien, Frankreich, Österreich, Deutschland oder der Schweiz, das Wort „SLASH“ kennt keine Sprachbarrieren. Man verstand sich auch ohne die Sprache des anderen zu beherrschen, half sich gegenseitig und sponserte auch schon mal ein Bier hier und da. Und das war auch gut so, denn in der Halle waren die Temperaturen noch mörderischer als im Freien. Das Thermometer zeigte knapp 38 Grad und die Hitze zerrte an den Kräften der Fans.

Kurz nach acht Uhr erschienen die drei Jungs der Vorband RAVEN EYE, welche eine Mischung aus Blues und Garage Rock spielten. Die Jungs drehten gleich voll auf – von null auf hundert. Auch wenn Vorbands oft einfach „nur“ zur Kenntnis genommen werden – bei RAVEN EYE war dies anders. Sänger und Gitarrist OLI BROWN, wie auch Bassist AARON SPIERS und Drummer KEV HICKMAN konnten die Fans mit ihrem Sound überzeugen. Die Bezeichnung „Einheizer“ (umgs. für die Vorband) wurde ihnen mehr als gerecht. Das Publikum war nun auf Betriebstemperatur, wenn nicht gar schon fast wortwörtlich gemeint „überhitzt“. Durch die 3’000 Besucher stieg mittlerweile auch die Luftfeuchtigkeit. Die soeben noch streng blickenden Securities handelten jedoch vorbildlich und begannen während auf der Bühne die Umbauarbeiten für SLASH stattfanden, kistenweise Wasser anzuschleppen (wohlverstanden, im Sakko, Hemd und Krawatte!!) und schenkten Flasche für Flasche in die entgegengestreckte Becher der Zuschauer.

Um zehn nach neun, in der Halle wurde es dunkel und hinter dem überdimensionalen Smiley mit Zylinder-Leinwand erkannte man die Umrisse von BRENT FITZ, der am Schlagzeug seinen Platz einnahm. Fast zeitgleich erschienen unter tosendem Applaus die restlichen Musiker und legten mit „You’re lie“ los. Die Show war eröffnet, vergessen war die Hitze, alle Augenpaare waren auf die Bühne gerichtet und verfolgten gespannt wie SLASH seine Gibson bearbeitete. Auf der anderen Bühnenseite spielte der Bassist TODD KERNS, welcher sofort mit dem Publikum interagierte und mehrmals gefährlich nahe an den Bühnenrand kam. Mit seiner Mimik und Gestik, ganz zu schweigen von seiner Ausstrahlung und Körpergrösse, hat er mittlerweile eine ebenso grosse, meinst weibliche Fan-Gemeinde wie Frontmann MYLES KENNEDY.

Das typische „SLASH-Karma“ schlug ein wie eine Bombe und verteilte sich wie eine magische Aura innert Minuten in der ganzen Halle. Diese sonst typische Distanz zwischen Musiker und Fans war gar nicht erst vorhanden. Powervoll droscht der 45-jährige Kanadier FITZ auf sein Schlagzeug, knallhart griff TODD in die Saiten seins Basses, während MYLES KENNEDY die ersten Zeilen vom Guns n’ Roses Klassiker „Nightrain“ beisteuerte. Dazu SLASH, welcher mit seinen 49 Jahren von einem Bühnenrand zum anderen sprang, Luftsprünge machte und sichtlich Freude hatte an dem was da gerade seinen Lauf nahm. Auch der sonst eher ruhigere und zurückhaltenden FRANK SIDORIS bewies, dass er sein Saiteninstrument beherrscht und kam aus seinem „Versteck“ hinter dem Lautsprecherturm hervor. Es schien fast so, als ob das positive Karma auch auf die Protagonisten zurückschlug. So auch bei SLASH selbst, welcher eigentlich bekannt ist für seine Wortkargheit. An diesem Samstagabend richtete er sich auffällig oft an seine Fans. Sei dies mit Wortmeldungen oder durch eine spontane Gitarreneinlage wie beim Song „World on Fire“. Highlight war jedoch sicherlich das beinahe 10-minütige Solo anlässlich des Songs „Rocket Queen“. Der Mann mit dem Zylinder, der Sonnenbrille und den pechschwarzen Locken hat seine Sache bestens im Griff, dabei entlockte er seiner „Les Pauls“ Töne und Riffs mit einer Fingergeschwindigkeit, dass man beinahe mit zuschauen nicht mehr nachkam. Doch genau das ist SLASH – 100% authentisch und ungekünstelt. Er lebt mit und für seine Musik – Es ist sein Leben und dies lebt er aus und das am liebsten live on Stage.

Es gilt schon beinahe als Tradition, dass bei den Liveauftritten von SLASH, MYLES KENNEDY und THE CONSPIRATORS das Mikrofon für zwei Songs dem Bassisten TODD KERNS übergeben wird – so auch an diesen Abend. Und dies ganz zur Freude des extra aus Italien angereisten „DAMMIT“-Fanclubs in der ersten Reihe. Keiner rollt das „R“ bei der Songzeile „You’ll be all right“ von Dr. Alibi so kraftvoll und ausdrucksstark wie TODD. Der Song, welcher aus den Federn von Lemmy Kilmister (Motörhead) stammte (auf dem Album „Slash 2011“) ist wie geschaffen für den kanadischen Bassisten, was auch auf den zweiten Song „Welcome to the Jungle“ zutrifft. Dieser klingt einiges kräftiger und härter als wenn er aus der Kehle von Mr. KENNEDY dargeboten wird.

Das Ende der knapp zweieinhalbstündigen Show endete mit dem Guns n’ Roses Klassiker „Paradiese City“, wobei zeitgleich links und rechts vor Bühne unzählige rot-weisse Papierschnipsel in den Hallenhimmel geblasen wurden, die dann über den Köpfen der Fans ihren Weg nach unten suchten und die Menschenmenge in ein grossen Konfettibad tauchten.

Abschliessend ist zu sagen, es war vom ersten bis zum letzten Stück eine Action und powervoll geladene Show. Vielleicht lag dies aber auch an den Westschweizer Fans, welche sofort bei der Sache waren und nicht nur statisch ihr Handy in die Luft hielten oder sich mit dem Partner nebenan unterhielten.

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