Granada: Die „Gute-Laune-Songwriter“ aus Graz

Granada steht für gut gelaunten Indie-Pop aus Österreich. Im Interview verrät die Grazer Band, warum man sie nicht mit Wanda aus Wien vergleichen kann.

Graz ist nicht Wien. Und Granada sind nicht Wanda. Die österreichische Mundart-Band um Thomas Petritsch bringt mit „Ge Bitte“ bereits ihr zweites Album an den Start. Darauf finden sich Songs über Gin, Berlin oder auch Sauna-Besuche. Im Interview erklären Thomas Petritsch und Gitarrist Lukacz Custos in München, warum man ihre Musik nicht mit der von Wanda vergleichen kann und geben zahlreiche Tipps, was man in Graz unbedingt gemacht haben muss.

Der Auslöser vom ersten Album war das Filmprojekt „Planet Ottakring“. War es dieses Mal schwerer, Inspiration zu finden?

Thomas Petritsch: Beim ersten Album gab es zumindest bei den zwei Nummern „Eh ok“ und „Ottakring“ konkrete Vorstellungen, die wir erfüllen mussten. Beim zweiten Album waren wir freier. Auch weil wir inzwischen als Band zusammengefunden haben.

Lukacz Custos: Am Anfang hat man sich noch mit Handschlag Hallo gesagt und nach dem dritten, vierten Treffen hat sich das in Umarmungen gewandelt.

Wie habt ihr euch kennengelernt?

Thomas: Graz ist jetzt keine riesige Stadt. Die Musikszene ist – der Grösse der Stadt geschuldet – eher klein. Man kennt sich halt.

Was wisst ihr jetzt aneinander mehr zu schätzen?

Thomas: Alles ist ein bisschen eingespielter. Man kann das damit vergleichen, wenn man jemanden kennenlernt und mit der Person einen Kaffee trinken geht. Am Anfang herrscht, obwohl man auf einer Wellenlänge ist und sich gut versteht, ein bisschen Distanz und Vorsicht. Wenn man dann öfter Kaffee trinken war, redet man plötzlich über ganz andere Sachen. Aus Small Talk wird Medium Talk aus Medium Talk wird Heavy Talk.

Was sind die grössten Einflüsse von Granada?

Thomas: Wir kommen alle aus unterschiedlichen musikalischen Kontexten. Lukacz hat zum Beispiel viel Blues, Garage und Funk gemacht. Ich komme aus dem Indie. Roland, unser Schlagzeuger, ist ein Jazzer durch und durch. Unser Akkordeonist Alexander hört viel Pop und unser Bassist Jürgen hört wie ich viel Indie.

Wart ihr schon mal in Granada?

Thomas und Lukacz: Nein.

Warum heisst ihr dann wie die Stadt?

Thomas: Wir haben lange nach einem Bandnamen gesucht, als wir uns gegründet haben. Die erste Idee war, einen Austriazismus herzunehmen und uns danach zu benennen. Das sind deutschsprachige Begriffe, die nur in Österreich vorkommen. Da war aber nichts Passendes dabei. Letztendlich sind wir bei der Google-Bildersuche bei einem Ford Granada hängen geblieben. Nachdem wir uns erst Bruce-Springsteen-Cover und infolgedessen Autos und Motorräder angesehen haben.

Seid ihr nostalgische Menschen?

Lukacz: Generell nicht. Aber es gibt schon Momente, in denen ich nostalgisch werde. Bei „Als die Tiere den Wald verliessen“ zum Beispiel. Eine Serie, die mich nostalgisch werden lässt.

Mit Wanda, Bilderbuch und Seiler und Speer gibt es bereits sehr erfolgreiche Konkurrenz-Bands aus Österreich. Haben sie euch den Weg geebnet?

Thomas: Es war es schon wichtig, dass diese Bands hochkommen. Meiner Meinung nach war das aber die logische Konsequenz aus dem Popmusik-Markt in Deutschland und Österreich. Im Radio lief immer das gleiche, die Produktionen waren alle sehr ähnlich, der Gesang war ähnlich. Die letzten zehn Jahre klang alles gleich. Österreich hatte vorher nicht diesen Status als Musikland für hochwertige Produktionen. Jetzt ist aber das Gegenteil bewiesen worden. Mut spielt eine grosse Rolle.

Nicht nur Mut, sondern auch das Internet, oder?

Thomas: Natürlich. Seiler und Speer sind dadurch bekannt geworden. Ein Internet-Phänomen, das es in die Radios geschafft hat.

Ihr werdet oft in einem Satz mit Wanda genannt. Kann man euch mit der Band aus Wien vergleichen?

Thomas: Gar nicht.

Lukacz: Wir sind mehr so die Gute-Laune-Songwriter. Wanda spielt schon sehr mit diesem Rock-Klischee. Das ist bei Granada nicht der Fall.

Was macht ihr als Band gern gemeinsam?

Lukacz: Wir trinken gern gemeinsam Kaffee und unterhalten uns. Wir verbringen Zeit gern sitzend an einem Ort – im Schatten mit Kaffee und Zigaretten. In Graz gibt es viele schöne Lokale, die wir hin und wieder aufsuchen.

Was muss man in Graz unbedingt gemacht haben?

Thomas: Die Lokale, die man besuchen muss, sind das Café Lotte, Café Wolf, die Kombüse. Tunlichst zu meiden ist die Murinsel. Überteuerter Kaffee, der noch dazu nicht gut schmeckt. Abseits dessen ist der Schlossberg immer einen Besuch wert, da sieht man Graz von oben. Architektonisch noch das Kunsthaus.

Lukacz: Um den Lendplatz herum ist es ganz schön. Es gibt super Bauernmärkte in Graz. Oder ein Spaziergang an der Mur entlang. Das sind Orte, die schön aufzusuchen sind.

Und wo trifft man euch in Graz?

Thomas: Eher im Lendviertel.

Nicht Graz, sondern dem Gin ist ein ganzes Lied auf dem neuen Album gewidmet. Wie trinkt ihr Gin am liebsten?

Thomas: Wir sind Gin-Tonic-Fans. Das ist das Getränk, das in der Band jeder trinkt. Bier trinken zum Beispiel ein paar von uns nicht. Aber bei Gin sagt jeder Ja.

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