Linda Marlen Runge: «Lejana ist pures Chaos»

Linda Marlen Runge sollte den meisten aus „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ bekannt sein. Doch die RTL-Serie hat sie nun verlassen, um sich auf ihre Band Lejana und ihr neues Album „XII Bestias“ zu konzentrieren. Im Interview verrät Runge den Grund für diese Entscheidung.

Linda Marlen Runge (32) hat der RTL-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ den Rücken gekehrt. Die 32-Jährige wolle sich in Zukunft mehr auf ihre Band Lejana konzentrieren. Und am vergangenen Freitag hat die Band um die Schauspieler und den mexikanischen Musiker Eder Perales einen wichtigen Schritt gemacht: Sie veröffentlichten ihr zweites Album „XII Bestias“. Die Redaktion sprach mit Runge über die Gründe für ihren Ausstieg bei „GZSZ“, das neue Album und ihre Faszination für die mexikanische Kultur.

Frau Runge, Sie haben kürzlich ihren Ausstieg bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ bekannt gegeben, damit Sie sich voll und ganz auf die Musik konzentrieren können. Wann haben Sie diesen Entschluss gefasst?

Linda Marlen Runge: Eine tägliche Serie bedeutet viele Pros. Unter anderem ein geregeltes Einkommen, was als Schauspieler deluxe ist. Sowie regelmässiges Arbeiten im Team, familiäre Verhältnisse am Set, jeder kennt jeden und eine gemütliche Atmosphäre. Aber es beinhaltet auch ein für mich schweres Kontra: dauerhafte und sehr zeitaufwendige Bindung. Ich habe von Anfang an eine Problematik darin gesehen, nicht mehr spontan sein zu können und habe so lange damit gearbeitet, bis ich es so sehr vermisst habe, dass ich die Arbeit vorerst beenden musste. Den endgültigen Entschluss habe ich Ende letzten Jahres gefasst.

„GZSZ“ war lange ein grosser Teil Ihres Lebens. Glauben Sie, Sie werden es sehr vermissen? Und könnten Sie sich vorstellen, jemals zurückzukehren?

Runge: Momentan geniesse ich die wiedergewonnene Freizeit, aber ich kann mir auch vorstellen, irgendwann wieder zurückzukehren, allerdings nicht direkt morgen.

Was haben die Musik und Schauspielerei gemeinsam?

Runge: Für mich hat das eine mit dem anderen tatsächlich überhaupt gar nichts zu tun. Das Einzige, was mir als Sängerin einer mexikanischen Band beim Schauspiel helfen kann, ist, dass ich mir – wenn vor einer Szene das Lampenfieber einsetzt – sage: „Mädchen, du bist in einem Van durch ganz Mexiko getourt und hattest keine Ahnung was passiert, DAS war aufregend, also heule nicht rum und hör auf jetzt wegen einer Kamera nervös zu sein.“

Wirklich, auch wenn alle immer sagen, dass die Erfahrung in Bühnenperformance als Musiker beim Schauspiel hilft, ich kann das nicht unterschreiben. Für mich ist Schauspiel gespielt und das, was bei mir auf der Bühne passiert, zu 100 Prozent echt – mit Fehlern, mit Kanten, mit Ausbrüchen und ohne Regie. Das liebe ich so daran. Auf der Bühne setzt alles Geplante aus, man wird Teil des Ganzen und keiner hat das Recht dir zu sagen, dass es nicht genug war, weil es kein Drehbuch gibt, es ist eigentlich pures Chaos…

Glauben Sie, dass Sie Teil von „GZSZ“ waren, hat einen eher positiven oder negativen Einfluss darauf, wie die Band hierzulande wahrgenommen werden wird?

Runge: Also, ich sage es mal so: Es ist ja nicht so, dass ich da nicht auch schon den einen oder anderen Gedanken daran verschwendet habe. Wer als Musikliebhaber unser Album hört, es mag, dann spitzkriegt, dass ich „die Olle von ‚GZSZ'“ bin und es deshalb nicht mehr gut findet, der soll es bitte wieder im Laden abgeben und sein Geld zurück holen, weil derjenige hat dann was nicht kapiert. Die Leute, die Ahnung von Musik haben – und damit meine ich jetzt nicht das, was in den Charts hoch und runter gedudelt wird, ich rede von selber gemachter Musik von Leuten die ihr Handwerk beherrschen und nicht 17 Songschreiber und „Computerinstrumente“ benötigen – die werden sich glaub ich einfach freuen, dass mal wieder jemand so was macht.

Das neue Album trägt den Namen „XII Bestias“. Welche Bestien werden hier besungen?

Runge: Ich glaube, das Album begleitet den Prozess sich von Vergangenem zu verabschieden, zu realisieren, dass man auch nicht immer alles verzeihen kann oder muss, darüber hinwegzukommen, daraus zu reifen und zu lernen um nicht die gleichen Fehler zu machen, jedoch nicht zu vergessen und dankbar für alles zu sein, was einem widerfahren ist, weil man sonst nicht der Mensch wäre, der man ist. Während der Entstehung von „XII Bestias“ haben unabhängig voneinander, aber fast zeitgleich, die drei Gründungsmitglieder der Band heftige Schicksalsschläge erlitten, die den Prozess zuerst eventuell sogar verlangsamt haben, die es schwerer gemacht haben weiterzumachen. Ich war 2015 an einem Punkt, wo ich kurz davor war, einfach alle Projekte zu beenden, aber wieder war Lejana das, was mich aufgefangen hat. Genauso ging es den Jungs mit ihren Erlebnissen, deshalb haben wir langsamer gemacht und das, was passiert ist, mit in die Musik genommen. Wir waren beieinander und haben uns mit diesem Album therapiert. Was man mit „zeitweise in den Wahnsinn getrieben“ gleichsetzen kann.

Was macht für Sie die grosse Faszination der mexikanischen Kultur aus?

Runge: Ich bin halb mexikanisch aufgewachsen, meine Grosseltern lebten mit meinem Vater in den Seventies jobtechnisch lange in Mexico City, sie haben damals, als sie wieder zurückkamen, ihre ganzen Möbel von dort mit nach Deutschland genommen, und da ich sozusagen bei meinen Grosseltern aufgewachsen bin, bin ich mexikanisch aufgewachsen. Wenn ich mich an meinen Vater erinnere, erinnere ich mich an Cowboystiefel und alte Ford Autos. Mexiko war von klein auf immer wieder ein Thema und irgendwie wusste ich immer, dass ich da mal hin will. Vielleicht um zu verstehen, wieso mein Dad so ist, wie er ist.

Mit 21 Jahren bin ich hin und wusste, ich bin zu Hause. Weil ich das erste Mal wirklich mit Menschen auf Anhieb connected war. Fängt schon damit an, dass keiner ein Blatt vor den Mund nimmt, man nimmt sich selber nicht zu ernst. Die Wertschätzung von Kunst und Musik ist auch eine tiefere, es gibt viel mehr Underground als hier und die Leute haben ein Verlangen danach. Ausserdem gibt es mehr Unterstützung für Kunst und Kultur durch Universitäten und Institute, es gibt viel mehr freie Sender und sonstiges.

Ausserdem ist das Essen der Hammer und ein kaltes Corona mit Limette an welchem mexikanischen Strand auch IMMER, mein absolutes Überlebenselixier.

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