Party der Extraklasse: Sieben Tage Sziget-Festival

Die „Island of Freedom“ verzaubert jedes Jahr aufs Neue eine Woche lang mehr als 500’000 Menschen auf dem Sziget-Festival in Budapest. Vor allem der Mix aus Mainstream und Underground-Newcomern macht den Besuch zu einem aussergewöhnlichen Event.

Am Mittwochmorgen um acht Uhr war alles vorbei. Nach sieben Tagen Ausnahmezustand verlassen die letzten Party-Gänger Budapest. Grund für die Ekstase war das seit 1993 jährlich im August stattfindende Sziget-Festival, das die 108 Hektar grosse Donauinsel Óbudai mitten in der Stadt in eine Festival-Oase verwandelt und eine Woche lang für eine Reizüberflutung höchsten Ausmasses sorgt.

In diesem Jahr zählte das Festival rekordverdächtige 565’000 Besucher aus mehr als 60 Nationen. Doch so gross die Vielfalt der Fans, so überwältigend ist auch das Unterhaltungsprogramm des fünft-grössten Festivals der Welt. Von Karaoke, Jazz-Sessions, Schach-Turnieren, Bungee-Jumping oder einem Sport-Parcours bis hin zu einem Strand zum Entspannen an der Donau mit Meditations-Kursen und Yoga oder auch einem Kino sowie einem kompletten Kunst-Areal in dem gemalt und gezimmert werden kann, findet sich auf dem Sziget alles, was der Besucher sich auch nur im Entferntesten erträumen kann.

Selbst nach sieben Tagen lässt sich auf dem riesigen Gelände immer wieder Neues entdecken, neue Abzweigungen tun sich auf und vor allem in der Nacht verwandelt sich die Insel durch zahlreiche Licht-Installationen in eine mystische Welt. Das Sziget vermittelt eine Atmosphäre, die sich nicht beschreiben lässt. Jeder Camping-Platz ist mit abertausenden Lichterketten geschmückt und in der ungarischen Glut-Hitze macht sich in der Nacht beim Bestaunen der glitzernden Lampen ein innerer Frieden breit, den ein jeder gerne mit in den Alltag nehmen würde.

Anders als andere Festivals

Das Konzept der Veranstalter weicht völlig von den üblichen Musik-Festivals dieser Welt ab. Trotz eines enorm grossen Line-Ups und weltbekannter Stars wie Kendrick Lamar (31), Dua Lipa (22, „One Kiss“), Shawn Mendes (20), Kygo (26), Mumford and Sons oder Liam Gallagher (45, „Greedy Soul“), ist die Hauptbühne, vor der sich mehr als 60’000 Menschen versammeln können, nicht der Dreh- und Angelpunkt. Stattdessen gehen Camping-Plätze, grosse und kleine Bühnen, Party-Zelte und Essens-Stände fliessend ineinander über und sind durch Lampions, Lichter-Ketten oder bunte Fahnen zu einem grossen Ganzen miteinander verbunden.

Besuchen mehr als 100’000 Menschen täglich das Festivals, gibt es trotz der grossen Dimensionen kaum Probleme bei der Sicherheit. Statt Schlägereien aufgrund hohen Alkoholkonsums oder zahlreichen Diebstählen, findet auf dem Sziget ein internationaler Austausch statt, den es so nur sehr selten gibt. Bei Problemen jeglicher Art sind sofort etliche hilfsbereite Menschen zur Stelle. Die „Szitizens“, wie sich die Bewohner des Festivals selbst nennen, sind eine grosse Familie.

Auch die Preise sind für ein Festival mehr als in Ordnung, gibt es ein Bier für umgerechnet knapp drei Franken und die zahlreichen Food-Trucks und Essensstände bieten für jeden Geschmack etwas, darunter auch vegane Gerichte, glutenfrei, laktosefrei oder eben einfach vegetarisch. Die Vielfalt zieht sich wie ein rotes Band durch Besucher, Musik, Unterhaltungsmöglichkeiten und das Essensangebot.

Mix aus Mainstream und Underground-Newcomer

Trotz der grossen Headliner, die jeden Nachmittag an der Hauptbühne für grandiose Konzertstimmung sorgten, waren auch die unbekannteren Künstler auf den mehr als 60 kleineren Bühnen ein Erlebnis. Mehr als 1’000 Konzerte verzeichnet das Sziget in sieben Tagen. Und begeistert Kygo mit einer Lichter-Show, die auch im nüchternen Zustand schon für Herzrasen sorgt, so verursachen kleinere Sänger wie JP Cooper (34) oder Lewis Capaldi (21, „Bruises“) Gänsehaut bis in die letzten Reihen. Und wer genug von Herzschmerz-Musik hat, der kann zu feinstem Elektro und grandiosen Dance-Sounds von weltbekannten DJs wie Alle Farben oder Elrow abtanzen bis zum Sonnenaufgang.

Das Sziget bietet eine Plattform für jeden Musik-Geschmack, jede Kultur und jede sexuelle Ausrichtung. Egal ob verrückte Cosplay-Kostüme, glitzernde Feen oder ein Harry Potter-Kostüm – auf dem Sziget findet jeder seinen Platz und geniesst Seite an Seite mit neuen Freunden aus aller Welt den kollektiven Sinnes-Rausch. Sogar Familien mit kleinen Kindern sind auf dem Gelände ein gern gesehener Gast und so tanzen auch schonmal Vierjährige mit Ohrenschützern ausgestattet zu den Liedern von Dua Lipa. Die zweifache Auszeichnung als bestes europäisches Festival in den Jahren 2011 und 2014 hat sich diese Party redlich verdient.

Vorheriger ArtikelSo schafft er den Entzug: Jenny Elvers drückt Jan Ullrich die Daumen
Nächster ArtikelNathalie Emmanuel: Das „Game of Thrones“-Finale wird „herzzerreissend“