Good Charlotte: «Wir betäuben unsere Gefühle mit Medikamenten»

Good Charlotte sind mit ihrem neuen Album „Generation Rx“ zurück. Ein Album, mit dem sie sich von allen Erwartungen befreit haben und mit dem sie thematisch alle zehn Finger in die Wunden der USA legen wollen. Was das genau bedeutet, verraten Joel und Benji Madden im Interview.

Mit „Generation Rx“ legen die Pop-Punker von Good Charlotte ihr zweites Album nach dem Comeback im Jahr 2016 hin. Ein Album, das für die Band um Joel (39) und Benji Madden (39) ein Befreiungsschlag ist, wie sie im Interview verraten haben. Ausserdem sprechen die Zwillinge darüber, wie die Gesellschaft ihre Gefühle mit Drogen betäubt und wie sie die richtige Balance zwischen Tour- und Familienleben finden.

Wofür steht der Titel „Generation Rx“?

Joel Madden: Die Abkürzung „Rx“ ist ein Kürzel, das in den USA auf verschreibungspflichtigen Medikamenten zu finden ist. Es steht also für die Generation, die sich Medikamente gegen alles verschreiben lässt. Es umfasst auch weniger eine bestimmte Altersgruppe, als vielmehr unsere gesamte Gesellschaft.

Benji Madden: Wir betäuben unsere Gefühle und rennen vor ihnen mit Medikamenten davon. Wir haben uns gefragt, ob wir heutzutage noch wirklich mit unseren Gefühlen verbunden sind. Das wollten wir auf dem Album ausloten. Es ist wie eine Übung, um uns unseren Gefühlen bewusst zu sein – sie zu kennen und sie zu akzeptieren.

Kommt daher auch die Idee für das Cover. Verstecken sich die Menschen hinter Masken?

Benji Madden: Es kann auf viele verschiedene Arten interpretiert werden. Das mit den Masken ist die erste Ebene. Aber für mich ist das Cover auch mit der Idee verbunden, die die Menschen von Good Charlotte haben. Der erste Blick auf das Cover macht aber direkt klar, dass es eine ganz andere Erfahrung sein wird.

Was hat sich denn verändert im Vergleich zu Ihrem letzten Album?

Joel Madden: Wir haben uns endlich von der Idee verabschiedet, es allen recht machen zu wollen. Dieser Prozess ist mit dem letzten Album in Gang gekommen. Trotzdem ist es vorgekommen. Wir wollen einfach die Menschen und unsere Fans glücklich machen, so sind wir eben. Aber wir haben irgendwann festgestellt, dass wenn wir das Album nicht in erster Linie für uns machen, niemand eine echte Verbindung zu der Musik aufbauen wird.

Benji Madden: Das ist die letzte Phase, in der wir uns wirklich freimachen und genau das sagen, was wir sagen wollen und genau die Musik machen, die wir machen wollen. Egal was irgendjemand darüber denkt.

Welche Rolle spielen die Sozialen Medien und die ganze Technologie, die zur Verfügung steht, in dem Prozess der emotionalen Verkümmerung?

Joel Madden: Durch die sozialen Medien investieren die Menschen deutlich mehr Zeit darin, was sie nach aussen hin darstellen wollen, als sich mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen. Sie bauen ein Image auf, wie sie gesehen werden wollen, anstatt an sich zu arbeiten und im hier und jetzt zu leben.

Benji Madden: Das ist eine schlechte Seite der sozialen Medien. Aber sie haben auch gute Seiten. Wir wissen ehrlich gesagt jetzt noch nicht, ob der ganze technologische Fortschritt eher ein Fluch oder ein Segen ist. Das werden wir irgendwann herausfinden. Ich bin aber sehr beeindruckt von dem, was die Kids heutzutage alles mit der Technologie anstellen können. Zum Beispiel Videos zu editieren.

Sie gelten als die Ur-Väter des Pop-Punk. Sehen Sie das als Ihr Vermächtnis an und was halten sie von der Szene heute?

Joel Madden: Die Pop-Punk-Szene floriert mit Bands wie Neck Deep und anderen regelrecht. Wir fühlen uns natürlich sehr geehrt davon, wenn uns eine von diesen Bands, als Einfluss nennt. Aber ob da unser Vermächtnis ist, werden wir erst wissen, wenn jemand ein Tag daran gemacht hat.

2019 geht es für Sie auch in Europa wieder auf Tour. Joel, Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder. Finden Sie irgendwie die Zeit, etwas Qualitiy-Time mit ihrer Familie zu verbringen, wenn sie unterwegs sind?

Joel Madden: Normalerweise richten wir es so ein, dass sie mitfahren können. Vielleicht bin ich mal hier und da eine Woche weg, aber dann kommen sie später nach. Meine Familie ist immer die Priorität, von daher finden wir eigentlich immer einen Weg, um ein Gleichgewicht zu finden.

Ihre Kinder sind nun schon etwas älter. Mögen sie Ihre Musik?

Joel Madden: Sie lieben mich, also lieben sie auch irgendwie die Musik. Sie finden das ganze Drumherum ziemlich cool. Mein Sohn mag „I Just Wanna Live“ sehr, weil er das Video cool findet. Meine Tochter mag eher die introvertierten Lieder.

Vorheriger ArtikelBibi hat geheiratet: So schön war die Hochzeit
Nächster ArtikelPrinz Harry: Erster Marine-Besuch als Captain General