Klan: «Liebe ist vielschichtiger, als sie es je war»

Die Berliner Newcomer Klan legen mit ihrem Debüt „Wann hast du Zeit?“ ein vielschichtiges Album vor, das sich mit den wichtigen Dingen im Leben auseinandersetzt. Im Interview sprechen die Musiker über Liebe und Emanzipation.

Die Berliner Newcomer Klan singen auf ihrem Debütalbum „Wann hast du Zeit?“ über die wirklich wichtigen Themen des Lebens: Emanzipation, Glaube und Sinnsuche sind zentrale Themen der Musik. Von Wohlfühl-Pop sind die Geschwister Michael und Stefan weit weg, verlieren aber nie ihre musikalische Leichtigkeit. Wie man die wahre Liebe in Zeiten von Tinder und Co. findet, warum ihnen ihre Familie so wichtig ist und warum wir mal das Smartphone beiseitelegen sollten, verraten die Musiker im Interview.

Heute erscheint Ihr Debütalbum „Wann hast Du Zeit?“ – und das auch noch auf einem Major-Label. Wie fühlt sich das an?

Stefan: Schon hart aufgeregt! Wir freuen uns total auf das Loslassen und Geniessen.

Sie sind Brüder. Ist der Fakt, dass Sie sich so gut kennen, ein Vorteil oder zanken Sie sich viel?

Michael: Wir haben uns früher eigentlich kaum gezankt, Stefan war immer ein sehr fairer grosser Bruder, glaube ich. Heutzutage …

Stefan: Wir streiten uns hart, sind aber auch das beste Team. Ist wirklich so.

Das Thema Familie ist ein zentrales Thema auf dem Album. Wie wichtig ist Ihnen Familie? Was ist dabei besonders wichtig?

Stefan: Die Familie ist ein wichtiger Teil des Lebens. Jeder, der sich mit sich selbst auseinandersetzt, landet dort. Wir sind Brüder und haben krass komplexe Rollen entwickelt. Wir sind zu Kollegen geworden, sind manchmal Freunde, manchmal wieder kleine Jungs (das macht am meisten Spass), manchmal einfach Typen, die sich eine gute Zeit machen.

Michael: Familie ist was, wovon wir erzählen können, weil wir uns zwangsläufig damit beschäftigen. Wir sind ja eine. Ausserdem hat man in der Familie oft genauso intensive Beziehungen wie in der Freundschaft oder der Partnerliebe – dafür ist die Familie im Pop ziemlich selten zu finden.

In „Mama“ geht es um Emanzipation. Wie schwer war es für Sie, sich von den Erwartungen, die Ihre Eltern an Sie hatten, zu lösen?

Stefan: Ich habe schon länger Musik gemacht und damit auch nach der Uni mein Geld verdient, Michael hat sich mit KLAN dafür entschieden, sein Medizinstudium auszusetzen – megakrass.

Michael: Mama ist natürlich auch eine Personifizierung, unsere Grosseltern zum Beispiel haben da noch grössere Schwierigkeiten mit. Und diese Erwartungen und Ängste stecken natürlich auch in mir selbst und in uns. Davon kann man sich bestimmt auch nie vollständig, aber immer mal wieder lösen.

Glauben Sie, dass es die Jugend heutzutage schwerer hat, einen eigenen Weg zu finden, als früher?

Michael: Also früher waren die Wege stärker vorgezeichnet, glaube ich. Das heisst: Mehr Leute haben heute überhaupt die Möglichkeit, einen wirklich eigenen Weg zu gehen. Das ist allerdings auch anstrengend, die Qual der Wahl halt. Mir ist ausserdem megawichtig, dass dieser eigene Weg eben nicht nur ein Weg für mich ist, sondern dass er auch für meine Freunde, meine Familie, meine Gesellschaft und Umwelt irgendwie okay ist. Das gerät schnell aus den Augen, wenn man den eigenen Zielen hinterherjagt.

In „Lang lebe die Liebe“ geht es um Liebe in Zeiten von Tinder und Instagram. Auch hier haben die Menschen offenbar unendliche Möglichkeiten. Hinter der jeder Ecke scheint jemand „besseres“ zu sein. Gibt es die Liebe unserer Eltern, die ewig hält, noch? Oder war das schon immer ein Trugschluss und die „eine wahre Liebe“ gibt es ohnehin nicht.

Michael: Also ich war krass geschockt, als sich unsere Eltern getrennt haben. Dabei sind wir Teil einer Generation, deren Eltern zu fast 50 Prozent geschieden werden. Wenn das für alle ok wäre und nicht jeder erwarten würde, dass es ewig hält, wenn Frauen und Männer nach einer Scheidung ähnlich gute Voraussetzungen hätten, dann wäre das vielleicht ok. Aber so ist es nicht. Deswegen ist es gut, da mal drüber nachzudenken. Ich habe trotzdem Lust auf eine Partnerschaft mit Sicherheit, Verantwortung und Zukunft.

Stefan: Alain de Botton zum Beispiel sagt, dass man ja immer den Falschen heiratet, solange man sich nicht von übersteigerten romantischen Idealen trennt, also zum Beispiel, dass der Partner einen auch ohne Worte versteht – ich glaube das auch. Liebe ist vielschichtiger, als sie es je war. Ich finde es beeindruckend und cool, wenn Menschen es schaffen, ihr gesamtes Leben miteinander zu verbringen aber ich finde es auch gut, wenn Leute in den Kitkat Club gehen und ungezwungen Spass haben. Das ist doch was Tolles.

Warum haben Sie das Album „Wann hast Du Zeit?“ genannt? Warum war dieses Thema für Sie wichtiger, als die anderen Themen, die auf dem Album behandelt werden?

Stefan: Weil doch niemand mehr Zeit hat, wenn alle am Handy hängen. Uns selbst eingeschlossen.

Michael: Ich habe ja bis vor einiger Zeit studiert und merke: Seit ich nur noch Musik mache, habe ich noch viel weniger Zeit! Immer ist irgendwas zu tun, immer bin ich irgendwo hin auf dem Weg usw., gerade jetzt, wo wir unser Album veröffentlichen. In dieser Phase ist diese Frage für mich immer relevanter geworden. Auf der anderen Seite macht die Musik selbst auch genau das Gegenteil. Auf der Bühne habe ich Zeit, da nehme ich die Dinge wahr und bin voll drin in dem, was ich mache. Auch wenn ich Musik höre, ist das so.

Ende Oktober gehen Sie zuerst selbst auf Tour und danach schliessen Sie sich Bosse als Support an. Worauf freuen Sie sich am meisten und was können die Besucher erwarten?

Michael: Ich freu mich am meisten auf die Zeit auf der Bühne. Aussen rum ist immer viel zu tun, aber die Zeit auf der Bühne ist es wert. Und Stefan spielt am Ende der Show immer ein orgastisches Gitarrensolo, darauf freue ich mich und das ist gleichermassen das, was die Besucher erwarten können: einen interessanten und intensiven Abend, abgerundet mit einem sehr guten Gitarrensolo.

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