Thomas Anders über sein neues Album: «Das ist keine Liebeserklärung an meine Frau»

Thomas Anders ist mit seinem zweiten deutschsprachigen Album „Ewig mit Dir“ zurück. Warum der Titel keine Liebeserklärung an seine Ehefrau ist, erklärt er im Interview.

„Ewig mit Dir“ heisst das neue Solo-Album von Sänger Thomas Anders (55) – der zweite deutschsprachige Langspieler des Ex-Modern-Talking-Stars. Im Interview verrät der 55-Jährige, mit wem er die Ewigkeit verbringen möchte, warum er sich nie politisch äussert und warum ein Castingformat wie „X Factor“ für ihn immer noch seine Daseinsberechtigung hat.

Herr Anders, „Ewig mit dir“ ist nun ihr zweites deutschsprachiges Album. Beim ersten haben Sie von einer grossen Herausforderung gesprochen. Was war beim zweiten Anlauf anders?

Thomas Anders: Es war tatsächlich nicht mehr so die grosse Herausforderung. Ich habe einfach gemerkt, dass ich es kann. Beim ersten Album war ich einfach unsicher, selbst als erfahrener Künstler. Ausserdem wusste ich nicht, wie es angenommen wird. Die positiven Reaktionen der Fans haben mich aber darin bestärkt, direkt ein zweites Album zu machen.

Der Titel Ihres Albums lässt viel Interpretationsspielraum. Verbirgt sich dahinter eine Liebeserklärung an eine bestimmte Person?

Anders: Das ist mir zu bedeutungsschwanger und ich will es so auch nicht gesehen haben. Den Titel kann jeder für sich so interpretieren, wie er möchte. Grundsätzlich finde ich das Wort „ewig“ oder „Ewigkeit“ sexy, weil es etwas nicht Greifbares ist. Der Song „Ewig mit dir“ war auch der erste Song, den ich für das Album aufgenommen habe. Er hat einfach eine grosse Faszination auf mich ausgeübt. Aber er ist nicht für meine Frau geschrieben worden. Für sie ist der Song „Hätt’s nie ohne Dich geschafft“, der viel weniger abstrakt ist.

Mit wem würden Sie die Ewigkeit denn verbringen wollen?

Anders: Natürlich mit meiner Frau, aber ich weiss ja nicht, ob sie das auch will.

Haben Sie Zweifel daran?

Anders: Ich gehe davon aus, aber man soll ja nie etwas für selbstverständlich nehmen. Ausserdem lebe ich viel zu sehr im Hier und Jetzt, dass ich sagen könnte, wo wir in zehn Jahren sind. Vielleicht kommt ja jemand ums Eck, bei dem mich der Blitz trifft – was ich mir aber überhaupt nicht vorstellen kann.

Das Album hat einen sehr positiven Grundtenor. Wie wichtig ist es Ihnen persönlich, in diesen turbulenten Zeiten, weiterhin positive Musik zu machen?

Anders: Grundsätzlich bin ich ein sehr positiver Mensch und es ist immer wichtig, positiv zu bleiben. Zu politisch wird es bei mir aber nicht, auch wenn ich persönlich ein sehr politisch denkender Mensch bin. Ich verkörpere es nur nicht nach aussen. Das ist nicht meine Aufgabe. Ich mache Unterhaltungsmusik. Ich möchte das mein Konzertpublikum, wenn es irgendwie geht, beseelt und happy nach Hause geht. Ich bin niemand, der eine Fahne schwenkt und meint, er müsste politisch etwas bewegen. Das würde auch nicht zu mir passen.

Helene Fischer, die sich eigentlich auch nie politisch äussert, hat jetzt zum ersten Mal überhaupt die Vorkommnisse in Chemnitz kommentiert. Wann wäre für Sie der Punkt erreicht, doch ein politisches Statement abzugeben?

Anders: Ich weiss ehrlich gesagt nicht, was passieren muss, damit ich ein politisches Statement auf Facebook abgebe. Aber es müsste sicherlich aus einer spontanen Reaktion heraus geschehen. Ich bin nicht der Typ, der tagelange alles überlegt und dann ein gut durchdachtes Statement abgibt. Ob das nottut, weiss ich nicht. Da würde ich lieber mit Politikern in einer Runde sitzen und mit ihnen sprechen. Aber egal, welcher Künstler sich zu was äussert, die Follower, die man hat, mögen den Künstler so, wie er ist und können das alle nur unterschreiben. Mit einem Post, unter dem mir alle Recht geben, habe ich die Welt auch nicht verändert.

Sie sitzen zurzeit in der „X Factor“-Jury. Was hat Sie an dem Format gereizt?

Anders: Mehrere Dinge. Zum einen geht es wirklich um Musik. Zum anderen traue ich mir zu, durch meine Erfahrung, zur Musikalität und zur Ausstrahlung der Teilnehmer, etwa sagen zu können. Es ist schön, wenn man älter wird und Erfahrung an junge Menschen weitergeben kann. Mich beseelt das.

Häufig teilen die Teilnehmer auch ihre, manchmal sehr emotionale, Lebensgeschichte, weil sie den Eindruck haben, dass sie dadurch individueller oder etwas Besonderes sind.

Anders: Bei uns muss das der Teilnehmer selbst entscheiden, ob er oder sie das mit uns teilen möchte. Aber, und das sage ich ganz deutlich, wenn die Musik, der Text oder Groove dann nicht stimmt, kommen die Teilnehmer trotzdem nicht weiter.

Aber glauben Sie, dass die Kandidaten ein Gespür dafür haben, welche Kreise das ziehen kann?

Anders: Das glaube ich nicht. Das ist ja das Gefährliche daran.

Welche Verantwortung hat dann eine Castingshow, wie in ihrem Fall „X Factor“, die Kandidaten zu schützen?

Anders: Zunächst liegt die Verantwortung bei uns allen. Für mich liegt sie darin, dass ich jemanden, der nicht weiterkommt, nicht auch noch blöd dastehen lasse. Denn wenn ich schon einen Traum zum Platzen bringe, will ich denjenigen nicht auch noch abkanzeln. Bei uns sind keine Kandidaten in die Show gekommen, die aufgrund ihrer Geschichte dabei sind. Ein Teilnehmer muss sich das alles aber auch zutrauen – da ist jeder für sich selbst verantwortlich.

Hand aufs Herz: In den letzten Jahren scheint das Konzept der Castingshow aber ziemlich abgegriffen zu sein. Die gecasteten „Stars“ scheinen eine immer kürzere Halbwertszeit zu haben. Welche Chance sehen Sie für den Gewinner von „X Factor“ auf eine langfristige Karriere?

Anders: Das hängt ganz viel von den Kandidaten selbst ab. Das ganz grosse Problem, das wir haben ist, dass es keine Hilfe oder Betreuung danach gibt. Denn, egal welche Castingshow man auch betrachtet: Die Show ist der Star. Wir machen Fernsehen, wir machen Unterhaltung und wir wollen damit die Menschen erreichen, die die Show gut finden. Die Kandidaten sind nur diejenigen, die die Show tragen. Am Ende der Staffel liegt es am Talent und an der Stärke des Siegers oder der Siegerin, daraus etwas zu machen. Dazu braucht es aber Betreuung. Das Vierteljahr nach der Ausstrahlung ist das wichtigste, aber es ist sehr schnell vorbei. Wenn man es danach nicht geschafft hat, ist man weg und landet bei „Promi Big Brother“ oder dem Dschungelcamp. Das ist schwer, nur ist es dann nicht mehr unsere Aufgabe. Ich kann nicht jeden Kandidaten völlig aus der Selbstverantwortung ziehen.

Vorheriger ArtikelLady Gaga auf Wolke sieben: Das ist ihr Verlobter Christian Carino
Nächster ArtikelTochter von „Lindenstrasse“-Star stellt sich Dieter Bohlen