Ozzy Osbourne: Der Fürst der Finsternis hat sich selbst überlebt

Der „Prince of Darkness“ Ozzy Osbourne feiert seinen 70. Geburtstag. Ein Rückblick auf ein Leben mit unfassbaren Höhen und unfassbaren Tiefen.

Ozzy Osbourne (70) hat in seinem Leben immer aus dem Vollen geschöpft. In seinen frühen Jahren spielte er den Bürgerschreck. Er biss einer Fledermaus den Kopf ab oder zog sich eine Ameisenstrasse wie eine Line Kokain rein, woran er sich aber laut eigener Aussage kaum noch erinnern kann. Heute geht es der „Prince of Darkness“, der am heutigen Montag 70 Jahre alt wird, deutlich ruhiger an.

Ozzy Osbourne, mit bürgerlichem Namen John Michael Osbourne, wächst als viertes von insgesamt sechs Kindern im Arbeiterviertel von Aston in Birmingham auf. In der Schule hat er Probleme, weil er an einer Lese- und Rechtschreibschwäche leidet. Er begeistert die Menschen auf eine andere Weise: „Ich habe die Leute einfach zum Lachen gebracht und verrückte Sachen gemacht“, sagte Osbourne der „Times“.

Vom Knast in den Heavy-Metal-Olymp

Mit 15 Jahren verlässt er die Schule und arbeitet in einem Schlachthof und einer Autofabrik. Doch ein geregeltes Einkommen hält ihn nicht davon ab, sich an einem Raub zu beteiligen. Er wird geschnappt und verbringt sechs Wochen im Gefängnis. Danach schaltet er eine Anzeige in einem örtlichen Musikladen. So findet er seine späteren Bandkollegen Bassist Terry „Geezer“ Butler (69), Gitarrist Tony Iommi (70) und Schlagzeuger Bill Ward (70).

Nach zwei zuvor gescheiterten Bandversuchen entsteht 1969 Black Sabbath. Mit ihren Alben „Paranoid“ (1970), „Master of Reality“ (1971) und „Sabbath Bloody Sabbath“ (1973) legen sie den Grundstein für den Heavy Metal. Doch 1979 feuern ihn seine Bandkollegen wegen seiner Exzesse.

Sharon baut sein Leben und seine Karriere wieder auf

Ozzy gerät immer tiefer in den Drogensumpf. Es gibt kaum eine Droge, die er nicht probiert. Thelma Riley, seine erste Frau, mit der er drei Kinder hat, wirft ihn wegen seiner Heroin-Sucht raus und lässt sich 1982 scheiden. Noch im selben Jahr heiratet er die Tochter des Black-Sabbath-Managers Don Arden, Sharon (66). Sie bringt seine Karriere wieder in Fahrt und zieht seitdem als Mastermind im Hintergrund die Fäden hinter allem, was Ozzy macht.

Über die Jahre muss ihre Ehe viel aushalten – nicht nur die Krebserkrankung von Sharon. Bei der Geburtstagsfeier seiner sechsjährigen Tochter Aimee etwa war Ozzy so betrunken, dass er im Vollrausch versuchte, Sharon zu erwürgen. Er erwacht in einer Gefängniszelle, kann sich aber an nichts erinnern. Auch die Affäre mit einer Friseurin vor zwei Jahren verzeiht sie ihm. Will ihn aber leiden sehen, wie sie dem „Mirror“ verrät: „Natürlich will man, dass er sich furchtbar schlecht fühlt“, so Sharon.

Auch als Solokünstler erfolgreich

Bis heute hält die Ehe von Ozzy und Sharon. Vielleicht auch, weil er weiss, was er ihr alles zu verdanken hat. Sie ist es, die seinen Sound und seine Marke weiterentwickelt. Gleich auf seinem ersten Solo-Album „Blizzard of Ozz“ finden sich spätere Welthits wie „Crazy Train“ oder „Suicide Solution“. Mit dem „Ozzfest“ gründet sie zudem ein erfolgreiches Festival mit einzigartigem Konzept. Nicht nur schafft Sharon ihrem Ozzy seine eigene Bühne, sondern gibt auch einigen Nachwuchsbands eine Chance.

Insgesamt verkauft er 100 Millionen Platten. Später wird er zum Reality-TV-Star. Beim Musik-Sender MTV erreicht seine preisgekrönte Dokusoap-Serie „The Osbournes“ Rekord-Einschaltquoten. Spätestens 2012 finden Black Sabbath wieder zusammen. 2013 erscheint ihr Comeback-Album „13“. Die allerorts viel gelobte Platte, mit einem stimmlich hervorragend aufgelegten Ozzy, schafft es wieder an die Spitze der Charts. 2016 und 2017 verabschieden sie sich aber dann mit ihrer „The End Tour“ endgültig von ihren Fans.

Gezeichnet vom Exzess

Der lange Alkohol- und Drogenmissbrauch hat seine Spuren hinterlassen. Ozzy hört schlecht, stottert, hat einige Gedächtnislücken – seine Texte liest er seit Jahren von einem Teleprompter ab. Interesse am täglichen Weltgeschehen hat er auch nicht mehr wirklich. Im Interview mit „The Big Issue“ sagte er bezüglich des Brexits: „Ich lese keine Zeitungen und rede nicht wirklich über Politik, weil ich davon keine Ahnung habe. Ich verstehe den Brexit nicht wirklich.“

Heute ist Ozzy Osbourne seit sechs Jahren nüchtern. Hat den Zigaretten abgeschworen und raucht nicht mehr. Hält sich gar mit Sport fit. Das hat auch viel damit zu tun, dass er so viel Zeit wie möglich mit seinen Enkeln, immerhin schon acht an der Zahl, verbringen will. Jessica Hobbs (46) und Louis Osbourne (43), zwei der drei Kinder aus seiner ersten Ehe, brachten bisher fünf Enkelkinder in die Grossfamilie: Louis hat zwei (Elijah und Mia), Jessica (Isabelle, Kitty, Harry) drei Kinder. Sein ältester Sohn Elliot Kingsley (52) hat bislang keinen Nachwuchs, der bekannt ist.

Von den drei Kindern, die Ozzy mit Sharon hat, Aimee (35), Kelly (34) und Jack (33), hat nur letzterer bereits Kinder, dafür gleich drei: Pearl Osbourne (6), Andy Rose (3) und am 3. Februar 2018 erblickte Minnie Theodora das Licht der Welt.

Auch auf seiner anstehenden Abschiedstour ist Ozzy deshalb nicht länger als sechs Wochen am Stück unterwegs. Doch selbst nach über 50 Jahren im Geschäft und 100 Millionen verkauften Tonträgern, ist sich Ozzy nicht wirklich sicher, ob er im Ruhestand bleiben wird: „Ich habe schon mal versucht, in Rente zu gehen. Nur: Wenn du das tust, musst du auch etwas haben, auf das du dich freust. […] Ohne Musik hätte ich keine Ahnung, was ich mit mir anfangen sollte“, so Ozzy einst.

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