Lionel Richie: Der Schmuse-Sänger wird 70 Jahre alt

Er hatte überlegt, Priester zu werden, doch ein jubelndes Mädchen veränderte den Lauf der Musikgeschichte. Heute feiert Schmuse-Sänger Lionel Richie seinen 70. Geburtstag.

Lionel Richie zählt zu den erfolgreichsten Musikern der Welt. Er verkaufte in seiner Karriere über 100 Millionen Platten, gewann unter anderem vier Grammys und einen Oscar. Er wird als „Schnulzenkönig“ bezeichnet und hat ein grosses Repertoire an Gute-Laune-Songs. Aus seiner Feder stammen Hits wie „Easy“, „Hello“, „All Night Long (All Night)“, „Say You, Say Me“ und „We Are the World“. Heute ist er Botschafter der Wohltätigkeitsorganisation von Prinz Charles (70) – und feiert 70. Geburtstag. Das muss man über den Schmuse-Sänger wissen.

Kindheit und erste Schritte in der Musik

Am 20. Juni 1949 kam Lionel Brockman Richie in der Kleinstadt Tuskegee, im US-Bundesstaat Alabama, als Sohn von Lionel Brockman Richie Sr. und Alberta R. Foster auf die Welt. Er kam schon früh mit Musik in Berührung, seine Grossmutter war klassische Pianistin. Ein Onkel schenkte ihm sein erstes Saxophon. Richie hatte zunächst ein Faible für Gospel, doch er wurde mit der Zeit auch von afroamerikanischem Pop und Country-Musik beeinflusst.

Die Regeln der jeweiligen Musikgenres kennenzulernen, sei für ihn damit zu vergleichen, wenn „deine Mutter sagt, du kannst in jedem Zimmer im Haus spielen, nur nicht in dem hier. Tja, in genau das gehe ich“, wie er einst dem US-Männermagazin „Esquire“ sagte.

Im Jugendalter zog die Familie nach Illinois, wo er in Joliet seinen High-School-Abschluss machte. Anschliessend kehrte er nach Tuskegee zurück, um mit einem Stipendium an der Tuskegee University zu studieren. Er schloss sein Studium mit einem Bachelor in Wirtschaft ab.

Durchbruch mit den Commodores und erster Kontakt zu Michael Jackson

Während seines Studiums spielte Richie weiterhin Saxophon, komponierte und sang gelegentlich in einer Studentengruppe namens The Mystics. 1968 formte sich aus The Mystics und The Jays eine neue Band: The Commodores, mit denen er erste Erfolge feiern sollte. Bis dahin hatte Lionel Richie überlegt, Priester zu werden. Doch ein jubelndes Mädchen hätte ihm davon abgehalten. Im „Esquire“-Magazin erinnerte er sich: „Ich trat den Commodores bei und ein Mädchen in der ersten Reihe schrie: ‚Sing, Baby!‘. Danach rief ich die Geistlichen an und sagte ihnen: ‚Ich denke nicht, dass ich zum Priester tauge.'“

The Commodores spielten Funk sowie Rhythm-and-Blues und wurden 1971 von einem Verantwortlichen des Labels Motown Records entdeckt. Dadurch kam Richie erstmals mit dem Teenager Michael Jackson (1958-2009) in Kontakt: The Commodores wurden zur Vorband der Jackson Five, was schlussendlich die Hinwendung zum Mainstream bedeutete.

Das erste Album „Machine Gun“ erschien im Juli 1974, drei weitere Alben folgten. Die fünfte Platte, „Commodores“ (1977), schaffte erstmals einen Top-Ten-Platz in den amerikanischen Album-Charts. Darauf war die bis dahin erfolgreichste Single, „Easy“, die Platz vier der US-Charts erreichte. Die vielfach gecoverte Pop-Soul-Ballade stammt aus der Feder von Lionel Richie. Mit „Three Times a Lady“ vom Nachfolger „Natural High“ (1978) wurde schliesslich der Spitzenplatz in den Single-Charts erreicht – in den USA, Kanada, Irland und Grossbritannien.

Bruch mit der Band und Start der Solokarriere

Zwar schafften es The Commodores mit der Richie-Ballade „Still“ (1979) nochmals auf den ersten Platz in den US-Charts, doch durch dessen Zusammenarbeit mit Künstlern wie Kenny Rogers (80, „Lady“) oder Diana Ross (75, „Endless Love“) rumorte es in der Band. Nach dem neunten Album, „In the Pocket“ (1981), kam es 1982 zum Bruch mit den Kollegen. Noch im selben Jahr veröffentlichte Lionel Richie sein erstes Soloalbum und konnte mit der Single „Truly“ den ersten grossen Charterfolg als Solokünstler verbuchen.

In den darauffolgenden Jahren gelang Lionel Richie ein Charterfolg nach dem anderen, insbesondere mit Hits wie „All Night Long (All Night)“, „Hello“ und „Dancing on the Ceiling“. 1985 gesellte sich mit dem Charity-Song „We Are the World“ gegen Hunger in Afrika noch ein absoluter Welterfolg hinzu. Er schrieb das Lied gemeinsam mit seinem alten Bekannten Michael Jackson.

Zweifelhafter Erfolg von „We Are the World“ und Oscar-Gewinn

Doch der Erfolg von „We Are the World“ brachte nicht nur Positives mit sich. „Diese drei oder vier Flugzeuge voll Essen sahen echt riesig aus, als sie abhoben. Und dann bist du vor Ort und siehst, wie Unterernährung aussieht. Wenn man nicht mehr schlucken kann, weil man dehydriert ist“, erinnerte sich Richie gegenüber „Esquire“. Er sei dort mit dem Essen angekommen, konnte damit aber niemanden ernähren. „Du wirst sterben, während du mich mit einem Teller voller Essen ansiehst.“

1986 setzte Richie seiner bisherigen Karriere mit dem Lied „Say You, Say Me“ für den Film „White Nights – Die Nacht der Entscheidung“ die Krone auf. Er gewann den Oscar für den „Besten Filmsong“. Mit dem Compilation-Album „Back to Front“ (1992) begann sein Stern allerdings langsam zu sinken. Zwar schaffte er es mit Songs wie „My Destiny“ immer noch in die Charts, es blieben aber meist mittlere oder hintere Platzierungen.

Kleines Comeback und illustre Feature-Gäste

Mit seinem Album „Renaissance“ (2000) erreichte er, zumindest in Europa, wieder die Top Ten der Charts. „Angel“ wurde ein echter Hit, doch die eigentliche Überraschung war der neue Sound. Vom alten Lionel Richie war wenig übrig, er hatte sich dem Zeitgeist gebeugt und sich einen moderneren Klang verpasst. Thematisch drehte sich aber nach wie vor alles um die Liebe.

So auch in „To Love a Woman“ mit R&B-Sänger Enrique Iglesias (44, „Hero“). Das auf dem Album „Just for You“ (2003) erschienene Lied konnte im deutschsprachigen allerdings nicht so überzeugen wie die nach dem Album benannte Single, die auf Platz 24 der Charts kam. Seinen letzten nennenswerten Single-Erfolg erreichte er mit „I Call It Love“ im Jahr 2006.

Mit „Just Go“ (2009) mit Feature-Gast Akon (46) veröffentlichte Richie seine bis dato letzte Single. 2010 gab es eine Neuauflage von „We Are the World“, um Erdbebenopfer in Haiti zu unterstützen.

Zurück zum Ursprung

2012 erschien sein bislang letztes Album „Tuskegee“, benannt nach seiner Heimatstadt. Die Platte bestand aus Neuinterpretationen seiner alten Hits, von den Commodores bis hin zu seinen Solo-Erfolgen. Richie veröffentlichte daraus Singles mit Features von Musikern wie Shania Twain (53) oder Rasmus Seebach (39) und konnte in den USA erstmals seit „Dancing on the Ceiling“ mehr als eine Million Exemplare verkaufen.

Ruhig war es in den letzten Jahren aber mitnichten um den Sänger. Er tourte um die Welt und spielte 2015 etwa auf dem berühmten Glastonbury Festival. Im Sommer 2019 ist er auf grosser Nordamerika-Tour und an den Ruhestand denkt er noch lange nicht. „Ich würde mich langweilen! Und wissen Sie: Wenn Sie sich von einem Beruf zur Ruhe setzen wollen, müssen Sie vorher einen Beruf gehabt haben! Ich hatte nie einen Beruf“, sagte er einst in einem Interview mit den „Westfälischen Nachrichten“.

„American Idol“ und Botschafter von Prinz Charles

Doch Lionel Richie hat mehr als einen „Job“. Seit letztem Jahr ist er als Juror für „American Idol“, das US-Pendant zu „Deutschland sucht den Superstar“, am Start. Zudem engagiert er sich für wohltätige Zwecke. Neben den beiden Charity-Aktionen mit „We Are the World“ ist Lionel Richie Botschafter der Hilfsorganisation „The Prince’s Trust“, die Jugendliche unterstützt und von Prinz Charles ins Leben gerufen wurde.

Er selbst erklärte nach der Bekanntgabe, „The Prince’s Trust“ habe „einen Reichtum an Wissen, der auch anderen Organisationen ausserhalb Grossbritanniens helfen könne“. Er verpflichte sich, „der Organisation weltweit zu helfen“. Laut der irischen Tageszeitung „Independent“ sagte er zudem: „Vergesst nicht – Kinder mit Träumen, das ist alles, was zählt.“

Familie und Freunde sind das Wichtigste

Lionel Richie ist selbst Vater. Im Jahr 1975 heiratete er seine Studienfreundin Brenda Harvey (66). 1983 adoptierte das Ehepaar die Tochter eines befreundeten Musikers, die damals dreijährige Nicole Richie. Inzwischen ist die 37-Jährige eines der bekanntesten US-It-Girls. 1993 scheiterte Lionel Richies erste Ehe. Zwei Jahre später heiratete er Diane Alexander (52), mit der er die Kinder Sofia Richie (20) und Miles Brockman Richie (25) hat. 2004 zerbrach die Ehe.

Lionel Richie ist durch und durch ein Familienmensch. Zu seinem Geburtstag würde er „die Südstaaten-Tradition aufleben lassen: Barbecue, schwimmen, essen, es würde laut. Mit Freunden und Familie – so bin ich“, sagte er den „Westfälischen Nachrichten“. In diesem Sinne: Happy Birthday!

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