Moritz Ecker: Mit Fahrrad und Gitarre 20’000 Kilometer um die Welt

Der Berliner Singer-Songwriter Moritz Ecker hat es gewagt: Auf dem Fahrrad radelte er 20’000 Kilometer um die Welt. Dabei entstand sein zweites Album „No Way out of the Universe“. Im Interview erzählt er von seiner Reise und Liedern, die er zwischen Kalaschnikows und Börek sang.

Der Berliner Singer-Songwriter und Multi-Instrumentalist Moritz Ecker hat das grösste Abenteuer seines Lebens hinter sich: Auf dem Fahrrad und mit seiner Gitarre bewaffnet, radelte er 20’000 Kilometer um die Welt. Dabei entstand sein zweites Album „No Way out of the Universe“, auf dem er die Erlebnisse auf seiner Reise verarbeitet hat. Im Interview erzählt er von Ständchen zwischen Kalaschnikows und Börek und einem Koalabär, der ihn verschleppen wollte.

Herr Ecker, welche Route ist es letzten Endes geworden? Konnten Sie sich an die zuvor angepeilte Strecke halten?

Moritz Ecker: Ja, weitestgehend hat alles so hingehauen, wie ich es mir gedacht hatte. In der Ukraine, Russland und Georgien sind ein paar Umwege dazugekommen, um Konfliktregionen zu umfahren. Dann durch Armenien und Iran. Für Turkmenistan habe ich leider kein Visum bekommen. Danach durch Kasachstan, Usbekistan, zurück nach Kasachstan, dann China, Vietnam, Laos, Thailand, Malaysia nach Singapur, von dort bin ich nach Darwin geflogen, von dort einmal quer durch Australien nach Melbourne.

Wie viele Kilometer haben Sie insgesamt auf dem Sattel verbracht?

Ecker: Es müssen mindestens 20’000 Kilometer gewesen sein. Ich hatte aber keinen Tacho am Fahrrad, mit allem Hin und Her ist es wahrscheinlich noch ein Stück weiter gewesen. Aber Kilometer sagen am Ende nicht viel aus. 30 Kilometer im Outback mit Gegenwind und einem Schwarm Fliegen im Schlepptau können sich wesentlich weiter anfühlen als 180 Kilometer alleine auf irgendeiner kasachischen High-Tech Autobahn mit Rückenwind und einem erstklassigen Laghman Restaurant alle 50 Kilometer.

Was war die grösste Herausforderung, der Sie sich auf Ihrer Reise stellen mussten?

Ecker: Das Komplizierte war für mich, nicht an der Bürokratie zu verzweifeln. All die Visa, die unterwegs nötig sind und für die jeweils andere Voraussetzungen gelten, wo man wie, über welche Grenze kommt, das war zum Teil schon sehr unübersichtlich und erfordert ein gutes Mass an stoischer Gelassenheit.

Gab es Momente, in denen Sie Angst hatten? Oder sogar um Ihr Leben fürchten mussten?

Ecker: Eigentlich nicht, mir ist in der Wüste in Xinjiang mal das Wasser ausgegangen und ich musste 60 Kilometer ohne zu trinken auskommen, das war nicht so cool. Und dann gab es eine Nacht im Zelt an der Great Ocean Road, da bin ich von einem fürchterlichen Grunzen wach geworden und dachte, die Orks sind da und verschleppen mich jetzt nach Mordor. Es war aber nur ein Koalabär.

Was war das schönste Erlebnis auf Ihrer Reise?

Ecker: Die am häufigsten gestellte Frage und gleichzeitig die schwierigste. Die Begegnungen mit den Menschen waren schön, jede auf eine völlig eigene und unvergleichliche Art. Für diese Menschen Musik zu machen war eine tolle Erfahrung.

Und welches das skurrilste?

Ecker: An einem Polizei-Checkpoint in Ossetien wurde ich zum Essen eingeladen. Und nach einem Ständchen zwischen Kalaschnikows und Börek hat mir dann einer von den Polizisten erzählt, dass er auch Arier ist, genau wie ich und dass er auch den Hitlergruss kann. Das war skurril aber nicht die letzte Möglichkeit zu betonen, dass sich die Deutschen heute lieber auf die anderen beiden identitätsstiftenden Säulen deutscher Kultur berufen, nämlich Mercedes Benz und Bayern München. Generell finde ich bewaffnetes Publikum skurril.

Wenn Sie jetzt zurückblicken: Was nehmen Sie für sich aus der Reise mit?

Ecker: Neben der Euphorie, den Begegnungen mit tollen Menschen und den Erinnerungen an einzigartige Momente bleibt auch ein mulmiges Gefühl angesichts der Umweltzerstörung, die ich mit eigenen Augen gesehen habe. Es ist eine Sache, darüber in der Zeitung zu lesen und eine andere, Hunderte von Kilometern durch Palmölplantagen und endlose Monokulturen zu fahren oder an Stränden zu campen, an denen sich tonnenweise Plastik häuft. In China hatte ich irgendwann eine Fliege im Zelt und da ist mir erst aufgefallen, dass ich seit Wochen fast kein Insekt gesehen habe. Die Grenzen des Wachstums sind glaube ich erreicht und für alles, was jetzt noch dazukommt, werden die zukünftigen Generationen uns hassen.

Wie war es, wieder zu Hause zu sein?

Ecker: Ich habe mir direkt nach meiner Rückkehr den Fuss gebrochen und bin dann erst mal vier Wochen mit Krücken rumgehumpelt. Das war ein ziemliches Kontrastprogramm aber gutes Training für die Arme. Und gut, dass es nicht unterwegs passiert ist

Konnten Sie sich schnell wieder einleben oder juckt es Sie, schon wieder loszufahren?

Ecker: Vieles in Deutschland weiss ich jetzt mehr zu schätzen aber ja, es juckt auch ein bisschen.

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