Adel Tawil: «Ich sitze nicht im Rollstuhl und bin am Leben»

Adel Tawil veröffentlicht sein neues Album „Alles Lebt“. Ein positives Album, das so wahrscheinlich nicht entstanden wäre, wäre er nicht in der Entstehungsphase Vater geworden, wie er im Interview verraten hat.

Pop-Sänger Adel Tawil (40) ist mit seinem neuen Album „Alles Lebt“ zurück. Ein Album voll mit Songs, die vor positiver Energie nur so strotzen. Dass der 40-Jährige während des Entstehungsprozesses Vater wurde, hatte einen sehr grossen Einfluss auf seinen neuen Sound, wie er im Interview verraten hat. Ausserdem verrät er, welches Ereignis in ihm den Wunsch nach einem Kind weckte.

Zunächst: Herzlichen Glückwunsch zum Vater werden. Wie fühlen Sie sich als Neu-Papa?

Adel Tawil: Fantastisch! Es ist ein grosses neues Abenteuer. Es wurde auch höchste Zeit und es fühlt sich an, wie ein absolut neuer Lebensabschnitt. Und natürlich beschäftigt man sich mit Dingen, an die man vorher nicht gedacht hat. Da tut sich eine ganz neue Welt auf.

Warum wurde es höchste Zeit?

Tawil: Als Musiker lebt man so in den Tag hinein, völlig unbeschwert. Man hängt bis spät in die Nacht mit seinen Jungs im Studio ab und kann aufstehen, wann man will. Dieser Lifestyle ist geil, aber so ein bisschen mehr Beständigkeit hat mir schon gefehlt, was ich immer stärker gespürt habe in den letzten zehn Jahren.

Normalerweise halten Sie Ihr Privatleben strikt aus den Medien raus. Was hat Sie dazu bewegt, es selbst dann über Instagram zu verkünden?

Tawil: Wenn ich ganz ehrlich bin, war daran ein Paparazzo schuld, der hat mich, als ich mit dem Kinderwagen unterwegs war, fotografiert und es dann Boulevard Magazinen angeboten. Ich fand es dann einfach doof, dass mein Publikum und die Leute, die mich schon so lange begleiten, es eventuell aus einem Tratsch-Magazin erfahren hätten. Also bin ich in die Offensive gegangen. Mit dem Post habe ich aber dann auch gleichzeitig klar gemacht, dass ich nicht über Dinge reden werde, die das Kind betreffen. Für meinen Post habe ich auch sehr viel Zuspruch bekommen.

Auch wieder ein Punkt, um dem man sich als Eltern Gedanken machen muss: Wie viel zeige ich von meinem Kind in den sozialen Medien.

Tawil: Das Problem ist: Dass diese ganzen Reality-Shows wie z. B. die Kardashians, oder was es sonst noch alles gibt, sich für das Fernsehen komplett inszenieren und das färbt dann auf die Gesellschaft ab. Jugendliche wachsen mit dem Verständnis auf, dass es völlig normal ist, alle privaten Bilder öffentlich zu posten. Insbesondere als Eltern muss man sich Gedanken machen, wie viel man von Kindern zeigen will, solange sie das noch nicht entscheiden können. Ich möchte diese Entscheidung lieber meinem Kind überlassen.

Glauben Sie, Sie werden ein strenger oder ein eher entspannter Vater sein?

Tawil: Ich wachse gerade noch in diese Rolle rein. Daran müssen wir Männer uns auch gewöhnen. Momentan mache ich alles instinktiv und aus dem Bauch heraus. Natürlich muss man dem Kind später Grenzen aufzeigen, aber ich glaube nicht, dass ich ein superstrenger Vater werde. Da ist mein eigener Vater ein grosses Vorbild für mich. Denn mein Opa war sehr streng mit meinem Vater und hat ihm damals in Kairo sogar verboten, Schauspieler zu werden. Das waren eben andere Zeiten. Als ich zu meinem Vater in der zwölften Klasse gesagt habe, dass ich die Schule abbrechen will und eine Boyband gründen will, hat er mir das erlaubt. Ich hatte also nicht mal mein Abi in der Tasche. Dafür bin ich ihm bis heute unendlich dankbar.

Inwieweit hatte das Vater-Sein Einfluss auf Ihr neues Album?

Tawil: Ich hatte in den letzten Jahren generell eine schwierige Zeit was meine privaten Verhältnisse und meine Lebensplanung anging. Dazu kam noch mein schlimmer Badeunfall 2016. Dieser Schatten lag über meinem letzten Album. Aber als es rauskam, war ich schon wieder auf dem Weg der Besserung. Aber mein Vater hat mir schon immer gesagt: Wenn es mal schlecht läuft, bleibt es nicht nur bei einer Sache. Dann hat man das Gefühl, dass alles im Leben schiefgeht. Dann kam aber ein Lichtblick und dann ging es Schritt für Schritt langsam wieder bergauf. Das wurde dann gekrönt mit meinem Kind. Das alles hat auf das Album abgefärbt.

Und dann kam Ihre Reise nach Hawaii…

Tawil: Als ich zum Songwriting auf Hawaii war, wurde ein falscher Raketenalarm aktiviert und löste eine grosse Panik aus. Es ging alles super schnell und ich habe nur versucht zu funktionieren. Ein paar Leute haben ihre Familien angerufen. Alle, die den Ortungsdienst eingeschaltet hatten, erhielten eine Push-Warnung mit dem Hinweis: „Das ist keine Übung“. Es war eine sehr dramatische Situation. Da bekommt man es natürlich mit der Angst zu tun, aber ich habe versucht Ruhe auszustrahlen.

Helfen Ihnen solche Erlebnisse dabei, sich immer wieder bewusst zu werden, was im Leben wirklich zählt?

Tawil: Das kann man so sagen, klar. Besonders mein Bade-Unfall hat mich sehr schockiert. Ich war wie aus dem Spiel genommen. Vorher war ich immer am Arbeiten oder auf Tour. Und auf einmal sitzt du daheim, kannst dich kaum bewegen und versinkst in Selbstmitleid. Aber dann habe ich bemerkt, dass das Glas eigentlich halb voll ist. Ich sitze nicht im Rollstuhl und bin am Leben. Ich hatte richtig Glück. Ab da an habe ich tatsächlich versucht, das alles positiver zu sehen. Und dann habe ich mir natürlich Gedanken gemacht, was für mich im Leben zählt. Da kam dann der Wunsch nach einer Familie und einem Zuhause.

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