30 Jahre Mauerfall: Diese Songs hätte es ohne die Wende nicht gegeben

Die Wiedervereinigung hatte zweifelsohne einen ganz eigenen Soundtrack. Einige Songs hätte es ohne sie gar nicht gegeben.

„Wind of Change“ von den Scorpions (1990), „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen (1990) und David Hasselhoffs „Looking for Freedom“ (1989): Diese Songs verbinden viele gemeinhin mit dem Mauerfall – auch wenn sie zunächst gar nichts mit der Wende zu tun hatten. Aber es gibt auch Songs, die sich explizit mit der Wiedervereinigung beschäftigen, oder zumindest dadurch inspiriert wurden. Diese Songs hätte es ohne den Mauerfall so wahrscheinlich nicht gegeben.

Nina Hagen – „Erfurt & Gera“

Januar 1991, die Mauer ist seit rund einem Jahr gefallen. Zeit für eine Bestandsaufnahme. Diese lieferte die deutsche „Godmother of Punk“ Nina Hagen (64) mit ihrem Song „Erfurt & Gera“. Der im Thüringer Dialekt vorgetragene Song beschreibt den Clash der Kulturen von Ost und West – und der ist fatal. Christian Kiesling aus Erfurt kommt mit dem glitzernden Kapitalismus im Westen nicht klar, tauscht seinen Trabi gegen einen BMW und fährt, völlig überfordert von der Geschwindigkeit, zwischen Erfurt und Gera, auf dem Weg von Ost nach West, auf der Autobahn in den Tod.

Abwärts – „Sonderzug zur Endstation“

Ähnlich zynisch besang auch die Hamburger Punkband Abwärts die Wiedervereinigung. Angelehnt an Udo Lindenberg (73) wurde aus dem „Sonderzug nach Pankow“ der „Sonderzug zur Endstation“. Die Endstation in diesem Fall: der ungehemmte und betäubende Konsum im Kapitalismus des Westens. Im Refrain werden die negativen Folgen der Wende benannt: „Kommt, macht brav Männchen, hier seid ihr am Ziel / Es gibt Bananen und Tomaten und von allem zu viel.“

Tocotronic – „Aber hier leben, nein danke“

„Nie wieder Deutschland!“ war das politische Motto linker Gruppierungen, die so ihre Probleme mit der Wiedervereinigung 1990 hatten. Sie reagierten damit auf das damalige Wiedererstarken des deutschen Nationalismus. Ein Thema, das die Hamburger Indie-Band in „Aber hier leben, nein danke“ auch noch 1995 beschäftigt. Darin bringen Dirk von Lowtzow (48) und Co. zum Ausdruck, dass sie sich auch mit dem neuen vereinten Deutschland nicht identifizieren können.

Feeling B – „Ich Such Die DDR“

„Zwischen BRD und Polen / Da wurde ein Land gestohlen“, heisst es in „Ich such die DDR“ von Feeling B. Die Ost-Berliner Punk-Band, in der die späteren Rammstein-Mitglieder Paul Landers (54) und Christian „Flake“ Lorenz (52) bis 1993 aktiv waren, stand der Wende mit gemischten Gefühlen gegenüber. Gerade Flake konnte sich mit den politischen Veränderungen nur schwer anfreunden. Schliesslich sahen sich Feeling B als Gegenpol zum DDR-Staat. Mit dem Mauerfall entfielen die politischen Grundlagen der Band, die sowohl ihre Musik als auch ihr Handeln bestimmt hatten.

Paul van Dyk – „We are one“

Es gab und gibt aber auch Strömungen in der Musik, die der Wiedervereinigung positiv gegenüberstanden. So war Techno – eher zufällig – in Berlin so etwas wie der inoffizielle Soundtrack der Wende und später dann auch die erste gemeinsame deutsch-deutsche Subkultur. Sie feierte auf Raves die Zusammengehörigkeit. Paul van Dyk setzte dieser Haltung mit dem Song und dem Festival „We are one“ 2010 zum 20-jährigen Jubiläum des Mauerfalls ein musikalisches Denkmal.

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