Moritz Bleibtreu: „Blackout“-Dreh im Dunkeln war „beklemmend“

Moritz Bleibtreu in seiner Rolle als Pierre Manzano.

Quelle: Joyn/Christoph Köstlin

Moritz Bleibtreu übernimmt die Hauptrolle in der neuen Joyn-Serie „Blackout“, die von einem gigantischen Stromausfall erzählt. Im Interview spricht der Schauspieler über die ungewöhnlichen Dreharbeiten im Dunkeln.

Was passiert, wenn es europaweit zu einem gigantischen Stromausfall kommt? Moritz Bleibtreu (50) erlebt es in der neuen Serie „Blackout“ (ab dem 14. Oktober 2021 bei Joyn Plus+). Basierend auf dem Millionen-Bestseller von Marc Elsberg (54) kämpfen in den sechs Episoden Regierung und Behörden mit den Auswirkungen des Blackouts. Pierre Manzano (Moritz Bleibtreu), ein ehemaliger Hacker und Umweltaktivist, gerät in den Fokus der Ermittlungen unter der Leitung von Kriminalhauptkommissar Jürgen Hartlandt (Heiner Lauterbach, 68). Wer ist für den Stromausfall verantwortlich?

Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht Moritz Bleibtreu über die herausfordernden Dreharbeiten im Dunkeln und erklärt, wie realistisch das Szenario der Serie ist. Zudem verrät der Schauspieler, welche Film- oder Serienprojekte er plant, wie er seinen 50. Geburtstag verbracht hat und wie es ihm mit der Zahl geht.

Gigantischer Stromausfall in ganz Europa: Wie realistisch finden Sie das Szenario der Serie?

Moritz Bleibtreu: Man will nichts herbeischreien, aber ganz unrealistisch ist das nicht, es ist keine Utopie, keine Science-Fiction. Möglich ist es, das hat man auch schon mehrfach gesehen. In der Vergangenheit hat es schon mehrfach kleine Blackouts gegeben, ich glaube zum Beispiel in San Francisco, wo mal jemand für eineinhalb Stunden das Licht ausgemacht hat. Cyber-Sicherheit ist sicherlich eines der bedeutendsten Themen momentan.

War es komisch für Sie, dass die Dreharbeiten teilweise im Dunkeln stattgefunden haben?

Bleibtreu: Am Ende hat es genervt, es hat unheimlich auf die Stimmung gedrückt. Gerade zum Ende hin war es wirklich nur noch dunkel. Und das dann noch gemeinsam mit Lockdown, Ausgangssperren und so – das war schon ein bisschen beklemmend. Kalt war es auch noch und es war ein sehr physischer Dreh mit Rennen und Schwimmen. Ich war dann schon recht froh, als wir damit durch waren.

Auf was könnten Sie ohne Strom am wenigsten verzichten?

Bleibtreu: Das ist eine recht oberflächliche Frage, denn wenn der Strom weg ist, dann ist er weg. Und dann ist alles weg und es fehlt alles. Ich wurde auch schon gefragt, wie man sich auf so eine Situation vorbereitet, mit Notstromaggregaten oder ob man Kerzen hortet. Kann man machen. Aber spätestens nach fünf Tagen ist das völlig obsolet, das zeigt auch die Serie. Das Einzige, was in so einer Situation hilft, sind Freunde.

Gibt es auch Dinge, bei dem wir Ihrer Meinung weniger auf Elektronik setzen sollten?

Bleibtreu: Ich habe ja schon immer gesagt, von mir aus kann man das Internet morgen abschalten. Da steh ich auch nach wie vor zu, ich hätte da gar kein Problem damit. Das fände ich gut. Lass uns doch einfach mal das Internet abschalten.

Katastrophenfall und Ausgangssperren – Haben Sie sich beim Dreh teilweise an die Pandemie-Situation erinnert gefühlt?

Bleibtreu: Das war natürlich schon ein Stück weit absurd. Aber wenn wir mal ehrlich sind, das was gerade mit uns passiert, ist sowieso so eine absurde Situation, dass es schwerfällt, das noch in Vergleich zu etwas zu setzen. Aber natürlich ist es absurd, wenn man mit einer Maske zu einem Filmset geht und beim Dreh geht es dann darum, dass die Menschen wegen des Blackouts nichts mehr zu essen haben. Das war schon gewöhnungsbedürftig. Aber in meiner Situation konnte ich auch nichts anderes machen, als mit aller Kraft und Liebe, die ich habe, etwas zu machen, das die Menschen begeistert.

Sie spielen Hacker und Umweltaktivist Pierre Manzano. Was bringt die Rolle mit sich?

Bleibtreu: Manzano ist an einem Punkt in seinem Leben angelangt, wo er den Glauben an Idealismus und an Veränderung verloren hat. Diesen Glauben hatte er in seiner Jugend, damals wollte er die Welt verändern und hat das tatsächlich auch versucht. Im Laufe der Jahre sind diese Ideale immer blasser geworden. Und wir finden ihn am Anfang der Serie in einer Situation vor, in der er damit gar nichts mehr zu tun hat, ein bisschen eingeigelt durchs Leben geht. Dann holen ihn die Geister von früher wieder ein und das weckt seinen Idealismus. Es gibt nicht wahnsinnig viele Gemeinsamkeiten zwischen ihm und mir. Aber ich weiss, wie es ist, wenn man Sachen hat im Leben, an die man nicht ran will. Und ich glaube, das ist auch eine sehr universelle emotionale Schnittstelle für den Zuschauer.

Noch ein Serien-Projekt steht an. In „Faking Hitler“ spielen Sie Kunstfälscher Konrad Kujau. Was ist das Besondere an der Rolle?

Bleibtreu: Es ist die Geschichte der Hitler-Tagebücher, die Geschichte von dem Stern-Reporter und von Konrad Kujau, die Begegnung der beiden, wie es dazu kam. Bei der Rolle musste ich gar nicht nachdenken. Ich liebe Fälscher-Geschichten, die mochte ich schon immer. Und der Mann ist halt auch eine Steilvorlage, unheimlich sympathisch. Biopics sind ja immer so eine Sache, man muss auch Spass daran haben, so jemanden dann wirklich zu spielen. Konrad Kujau bringt natürlich unheimlich viel mit in seiner Persönlichkeit. Es hat grossen Spass gemacht, das zu machen. Und gleichzeitig kommt die Serie nicht so bierernst Drama-Biopic-mässig daher, sondern traut sich, mit einem Augenzwinkern mit der ganzen Geschichte umzugehen. Und das tut dem Ganzen gut.

Was schätzen Sie an der Produktion von Serien und was mögen Sie im Gegensatz dazu eher am Filmdreh?

Bleibtreu: Ich drehe definitiv lieber Filme und abgeschlossene Geschichten. Ich bin als Schauspielerkind gross geworden und damals war Serie drehen so ziemlich das schlimmste, was du als Schauspieler hättest tun können. Einfach weil es A als trivial wahrgenommen wurde und B die Leute dich gar nicht mehr als Schauspieler wahrnehmen. Bei der „Schwarzwaldklinik“ gab es damals immer das Ding, dass die Leute bei Dr. Brinkmann angerufen haben und sich operieren lassen wollten. Weil die halt tatsächlich geglaubt haben: Der Wussow, das ist der Brinkmann. Wenn man jetzt an Klausjürgen Wussow denkt, sieht man als Allererstes diesen Arzt vor sich. Ich spiele eine Figur ungern ein Jahr oder zwei, das fängt an, mich zu langweilen. Ich möchte gerne wieder eine neue Figur spielen, ich möchte ein neues Genre haben, ich möchte, dass es mal lustig, mal gruselig, mal spannend ist. Man hat einfach viel mehr Abwechslung, wenn man Eineinhalb- oder Zweistünder macht. Oder Mini-Serien mit sechs, maximal acht Folgen, die find ich auch noch gut, das ist ein cooles Format. Alles, was darüber hinausgeht, muss schon sehr geil sein, dass es mich interessiert. Das geht mir als Rezipient übrigens genauso. Ich mag abgeschlossene Geschichten, wenn es zu lange dauert, ist bei mir schnell die Luft raus.

Planen Sie nach Ihrem Regie-Debüt „Cortex“ schon Ihre nächste Regie- oder Drehbuch-Arbeit? Wollen Sie auch mal für eine Serie verantwortlich sein?

Bleibtreu: Erstmal würde ich gerne nochmal einen Film machen, dann mal schauen. Und solange man noch irgendwie Kino-Filme machen kann, werde ich mich auch darum bemühen. Ich weiss, das ist nicht einfach – gerade auch als Produzent – aber ich mag Filme und ich mag Kino. Das ist natürlich reine Geschmackssache, es gibt ganz tolle Serien und die ganze Welt schaut sie an.

Sie haben vor kurzem Ihren 50. Geburtstag gefeiert. Wie haben Sie den Tag verbracht?

Bleibtreu: Reingefeiert, schön essen gegangen und dann im Kreise der Lieben, ganz entspannt und ruhig.

Wie geht es Ihnen mit der Zahl?

Bleibtreu: Gut. Es ist ein bisschen, wie als man 18 geworden ist, dass man denkt: Bin ich jetzt echt 18, wow. Aber es ist voll okay. Wenn ich jetzt überlege, wie ich mich selbst gesehen habe mit Anfang 20, kann ich nur sagen: alles gut und alles auf einem guten Weg.

Ein runder Geburtstag ist oft ein Anlass, Bilanz zu ziehen. Wie blicken Sie auf Ihre bisherige Karriere zurück? Was waren Ihre grössten Höhe- und Tiefpunkte?

Bleibtreu: Fürs Bilanz ziehen liegt bei mir immer viel zu viel an. Da müsste erstmal komplette Ruhe sein, damit man dann eine Bilanz ziehen kann. Für mich hört sich das immer so an, wie jemand, der am Schreibtisch sitzt, tief durchatmet und dann zieht er Bilanz. Aber ehrlich, wenn ich anfange mit 50 Bilanz zu ziehen, stimmt doch was nicht. Das ist, wie wenn man mit 25 ’ne Biografie schreibt. (lacht) Höhe- und Tiefpunkte gibt es auch nicht wirklich, es ging immer irgendwie weiter. Es gab lautere Jahre, und es gab weniger laute Jahre. Aber es ging weiter und das ist auch das Schöne. Ich habe mich nie grossartig um Erfolg gekümmert, das war auch nie ein Parameter bei meiner Rollenauswahl. Es ging mir immer nur darum, dass ich für mich sage, ich habe einem Film etwas zu geben und ich erzähle eine Geschichte, die ich spannend finde. Das ist mal besser gegangen, mal ist es nicht so beachtet worden, aber ich habe mir nie Sorgen um meine Arbeit machen müssen und das empfinde ich als sehr grosses Glück.

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