Start der vierten „Westworld“-Staffel: Im Westen viel Neues

Maeve (Thandiwe Newton) und William (Ed Harris) haben noch einige Hühnchen miteinander zu rupfen.

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Die neue Staffel von „Westworld“ feiert am 27. Juni ihre Deutschland-Premiere auf Sky. Hier ein Reminder, wo uns die einzigartige wie anspruchsvolle Sci-Fi-Serie zurückgelassen hat.

Wer hätte damit gerechnet, dass aus dem dystopischen Sci-Fi-Streifen „Westworld“ von 1973 eine der ambitioniertesten Serien aller Zeiten werden würde? Mit Ausnahme des Titels und der blanken Prämisse hat die HBO-Produktion inzwischen kaum noch etwas mit der Vorlage gemein. Die, wir erinnern uns, vor fast genau 50 Jahren Yul Brynner als wahnsinnig gewordenen Roboter-Cowboy auf die Besucher eines Freizeitparks, der „Westworld“, losliess.

In der Nacht zum 27. Juni geht die bereits vierte Staffel von „Westworld“ parallel zum US-Release an den Start. Ab dann gibt es die neuen Folgen wahlweise auf Deutsch oder Englisch via Wow (vormals Sky Ticket) und Sky Q oder ab 20:15 Uhr auf Sky Atlantic zu sehen. Aus dem Inhalt der neuen Staffel wird wie schon bei den Ausgaben zuvor wieder ein gewaltiges Geheimnis gemacht. Sicher scheint daher ein weiteres Mal nur zu sein, dass nichts sicher ist – nicht einmal der Tod. Um den Einstieg in die neuen Folgen zu erleichtern, hier noch einmal die wichtigsten Meilensteine der vorangegangenen Episoden.

Immer nie dasselbe

Mit der beachtenswerten Evolution vom Film zur Serie beweisen die Schöpfer Jonathan Nolan (46) und Lisa Joy (45) im Prinzip genau das, was sie innerhalb ihrer Serienhandlung ergründen: Das schier unendliche Potenzial, das in vermeintlich unscheinbaren Dingen schlummert. Aus der von Michael Crichton (1942-2008) ersonnenen Geschichte förderten sie einen immensen philosophischen Tiefgang zutage. Und aus einem einfachen Farmmädchen namens Dolores (Evan Rachel Wood, 34) wurde die Entscheidungsträgerin über das Schicksal der gesamten Menschheit.

Ein kleiner Reminder: Staffel eins von „Westworld“ trug sich weitestgehend im titelgebenden Freizeitpark zu, die Mischung aus Western trifft Science-Fiction suchte ihresgleichen. Staffel zwei beschäftigte sich schliesslich mit der Revolution der Maschinen und dem endgültigen Ausbruch aus ihrem künstlichen, fremdbestimmten Leben – angeführt von besagter Dolores. Die Grenze aus fiktiver und echter Welt wurde darin zunehmend aufgebrochen.

Und in Staffel drei schliesslich war nach der gelungenen Flucht einiger weniger „Hosts“ in die echte Welt nichts mehr vom Wilden Westen übrig. Statt in der Steppe trug sich die Handlung in einer augenscheinlich lupenreinen Zukunftsutopie zu, die in ihrer stylisch-glatten Hochglanzoptik direkt von Steve Jobs hätte stammen können. Doch wie immer in „Westworld“ täuschte dieser Eindruck.

„Schon von Beginn an wollten Lisa und ich eine Serie erschaffen, die sich konstant neu erfindet, die in jeder Staffel etwas völlig anderes sein kann“, sagte Jonathan Nolan unlängst im Interview mit „Variety“. Ein Vorhaben, dank dem sich die Fans der Serie auch in der vierten Staffel wieder aufs grosse Unbekannte freuen dürfen.

Das Verbindungsstück

Die über alles thronende Thematik der Serie, so unterschiedlich sie auch beleuchtet werden mag, ist die existenzialistische Frage nach der Selbstbestimmung. Sind wir wirklich unseres eigenen Schicksals Schmied? Oder ist unser Weg bis hin zum Tod unausweichlich vorgezeichnet?

In Staffel eins mussten noch vornehmlich die „Westworld“-Attraktionen zur Erkenntnis kommen, dass ihr Leben eine Lüge ist. Spätestens mit der dritten Staffel kam dieser Mindblow jedoch auch bei der gesamten Menschheit in der realen Welt an. Die Idee der Datenkrake, vor der Social-Media-Kritiker schon heute warnen, wurde in der zweiten Season eingeführt und in der dritten auf die Spitze getrieben. Und zwar so weit, dass eine von Menschenhand geschaffene Künstliche Intelligenz, genannt Rehoboam, aufgrund von heimlich gesammelten Daten gar die persönliche Zukunft eines jeden Individuums vorhersehen und beeinflussen kann.

Den Todeszeitpunkt aller Bürgers ist für die KI genau berechenbar. Und wer nicht zur Norm gezählt wird, den sortiert man noch vor dem kalkulierten Ableben aus. Diese erschütternde Wahrheit liess die auf Rache an der Menschheit sinnende Dolores in Staffel drei an die Öffentlichkeit geraten – und stürzte die Zivilisation damit ins Chaos. Und genau in diesem Chaos werden die neuen Folgen ansetzen. Tauscht „Westworld“ nun also Sci-Fi-Dystopie für Post-Apokalypse ein?

Die zentralen Figuren und Fragen

So oder so: Die bislang zentrale Protagonistin der Serie, Dolores, scheint nach dem Finale von Staffel drei aus der Gleichung gestrichen worden zu sein. Ihr Gedächtnis und damit ihre Persönlichkeit wurden von Widersacher Serac (Vincent Cassel) unwiderruflich gelöscht. In „Westworld“ ist aber bekanntlich kaum jemand wirklich tot – und sei es, dass sich eine andere Identität hinter einem wohlbekannten Gesicht versteckt.

Das Duo für die neuen Folgen scheint zumindest zu Beginn aber aus Maeve (Thandiwe Newton, 49) und Caleb (Aaron Paul, 42) zu bestehen. Nach den Geschehnissen im Finale von Season drei haben sie sich auf dieselbe Seite geschlagen – ob das aber auch die richtige ist?

Ed Harris‘ (71) Figur William scheint derweil das für ihn grausamste Ende gefunden zu haben: ermordet von einer künstlichen Version seiner selbst. Welche Absichten Charlotte (Tessa Thompson, 38), in der seit Ende der zweiten Staffel eine Kopie von Dolores Verstand steckt, mit ihrem neuen „William“ wohl hegt?

Dass zwischen Staffel drei und vier geraume Zeit ins Land gezogen sein könnte, darauf deutet hingegen Bernards (Jeffrey Wright, 56) Schicksal im Staffelfinale hin. Der hatte sich erfolgreich ins sogenannte „Valley Beyond“ begeben, quasi dem virtuellen Jenseits für alle „Hosts“, in dem sie frei von der menschlichen Unterdrückung leben können. Doch als er sich ausgeloggt, wacht er staubbedeckt wieder auf. Wodurch sich die Frage stellt: Wie lange war er in der virtuellen Welt und was hat sich seither in der realen alles getan?

Bislang warf die Serie „Westworld“ pro Staffel gerne doppelt so viele Fragen auf, wie sie beantwortete. Auch bei Ausgabe vier wird sicherlich einmal mehr der Hirnschmalz der Zuschauer herausgefordert. Zur Belohnung gibt es dafür wieder Twists und Schauwerte, die kaum eine andere Serie zu bieten hat. Seinen hoffentlich freien Willen sollte ab dem 27. Juni also jeder dazu nutzen, zum vierten Mal in die „Westworld“ zu pilgern. Und wer neu in den „Westworld“-Kosmos einsteigen möchte: Alle vorherigen Episoden sind auf dem Streamingdienst Wow und über Sky Q auf Abruf verfügbar.

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