Schauspieler Heiner Lauterbach „mag überhaupt keine Arztserien“

Heiner Lauterbach schlüpft in

Quelle: SWR/Studio Zentral/Maria Wiesler

Heiner Lauterbach spielt in der Thriller-Serie „Höllgrund“ einen Landarzt. Mit Serien wie „Der Bergdoktor“ kann der Schauspieler privat nur wenig anfangen, wie er im Interview verrät. Auch der „Tatort“ steht beim 69-Jährigen nicht hoch im Kurs.

Ein Dorf, mehrere Tote und jede Menge Fragezeichen: Mit „Höllgrund“ startet am 16. September ein Schwarzwald-Thriller der besonderen Art in der ARD-Mediathek. In der achtteiligen Serie wird mit dem Klischee der deutschen Landarztserien gespielt. Der charmante Mediziner Fabian (August Wittgenstein, 41) ist nicht der gute Heilsbringer, sondern in eine Mordserie verstrickt.

Dorfpolizistin Tanja (Lou Strenger, 30) ahnt als Einzige, dass sich hinter den Fällen ein dunkles Geheimnis verbirgt. Das erste Opfer ist ihr guter Freund und Landarzt Hajo, gespielt von Heiner Lauterbach (69), der kurz vor seinem Ruhestand umgebracht wird. Doch der Geist von Hajo taucht immer wieder auf und hilft Tanja bei der Aufklärung des Falls.

Lauterbach ist das dörfliche Leben nicht fremd, er wohnt in einem Bauernhaus am Starnberger See. „Bei mir fahren sie mit dem Traktor herum“, erklärt er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Zudem verrät der Schauspieler, warum er weder mit Arztserien noch mit dem „Tatort“ etwas anfangen kann.

Sie übernehmen in der achtteiligen Thriller-Serie „Höllgrund“ die Rolle des verstorbenen Landarztes Hajo. Was hat Sie am Drehbuch gereizt?

Heiner Lauterbach: Die Drehbücher waren schon sehr gut, als ich sie vor rund zwei Jahren bekommen habe. Ich war tatsächlich der erste Schauspieler, den sie engagiert haben. Man hat mir aber versichert, dass die restlichen Charaktere gut besetzt werden. Ich habe mich dann mit dem Produzenten länger unterhalten. Der musste Überzeugungsarbeit leisten, weil meine Rolle im ersten Moment etwas klein war. Aber ich habe den alten Grundsatz befolgt: lieber eine kleine Rolle in einer guten Produktion als eine grosse Rolle in einer schlechten. Nachdem ich mich mit meiner Frau besprochen habe, habe ich zugesagt. Denn die Produktion hat das Potenzial, etwas Aussergewöhnliches im deutschen Fernsehen zu werden.

Hajo erscheint der Polizistin Tanja immer wieder und hilft ihr, den Fall zu verstehen. Glauben Sie an solche übernatürlichen Dinge?

Lauterbach: Ich halte es für ziemlich unwahrscheinlich, aber ich würde es nicht ausschliessen. Genauso halte ich es mit dem Glauben. Ich bin Agnostiker. Ich schliesse die Existenz eines Gottes nicht aus, glaube aber eher nicht daran. Mir ist bislang auch noch kein Geist erschienen.

Die Serie spielt im Schwarzwald in malerischer Kulisse. Wie war es für Sie, dort zu drehen?

Lauterbach: Sehr schön. Das spielte auch mit rein, warum ich die Rolle angenommen habe. Das Gesamtpaket hat gestimmt. Was ich gut finde: Man feiert die Vielfältigkeit unseres Landes und nutzt diese auch aus. Die Amerikaner machen das vortrefflich. In US-Produktionen ist meist auch die Gegend ein Hauptakteur. Ich finde, wir machen das in Deutschland zu wenig. Insofern hat es mir gefallen, dass man den Schwarzwald, wo ich schon ein paar Mal gedreht habe, in den Mittelpunkt gerückt hat.

Sieht so Ihr perfekter Urlaub aus? Oder sind Sie eher ein Meer-Strand-Typ?

Lauterbach: Eher am Meer. Aber weniger in der Sonne liegend am Strand. Ich habe einmal in den Dolomiten gedreht, da wirkte alles noch viel bedrohlicher. Wenn hohe Berge ganz nah an den Dörfern liegen, wird man trübsinnig. Ich glaube, die haben auch die grössten Selbstmordraten in diesen Gegenden. Im ersten Moment sind die Berge sehr beeindruckend. Aber wenn man dort lebt, schlägt es aufs Gemüt. Aber für ein Drama wie „Höllgrund“ ist die Stimmung natürlich perfekt.

Die Serie spielt in einem kleinen Dorf und spiegelt sehr gut das Leben in solchen Gemeinschaften wider. Sie wohnen am Starnberger See – haben Sie sich ans dörfliche Leben gewöhnt?

Lauterbach: Ja, wir haben auch unseren Dorfarzt. Ich lebe am Ende des Starnberger Sees in einem Bauernhaus. Es steht ganz allein, direkt am Wasser. Und der nächste Ort ist wirklich ein Dorf. Das hat nichts mit dem zu tun, was man mit dem Starnberger See assoziiert. Die riesigen Villen sind alle auf der anderen Seite. Ich bin am Ostufer, das eigentlich schöner ist. Ich sehe die Sonne über dem See untergehen. Ich weiss gar nicht, warum die reichen Leute alle am Westufer leben. Bei mir fahren sie mit dem Traktor herum und ziehen mein Auto im Winter aus dem Schnee, wenn ich stecken bleibe. Bei mir zu Hause geht es dörflich zu und das mag ich auch sehr gerne.

Auf einem Dorf gibt es meistens auch viele Vereine. Sind Sie in einem aktiv?

Lauterbach: In Vereinen weniger. Ich bin im Golfclub, aber ansonsten bin ich in keinem Schützenverein oder ähnlichem aktiv. Obwohl die Feuerwehr nicht weit von uns entfernt wäre.

Der Landarzt ist in „Höllgrund“ nicht der Gute, sondern der Böse. Damit bricht die Produktion mit den typischen Landarztserien, die teilweise sehr kitschig sind. Doch die meisten Deutschen lieben solche Serien. Können Sie sich das erklären?

Lauterbach: Der Deutsche hat eine Affinität zum Kitsch. Das ist eine Tatsache. Ich bin in den 80er Jahren von einem Produzenten in Berlin eingeladen worden. Der sagte völlig unvermittelt zu mir: „Lauterbach, Sie sind ein Mann für’n Kittel.“ Ich wusste gar nicht, was er meinte (lacht). Dann wollte er mir ein Engagement in einer Arzt-Serie schönreden. Sigmar Solbach hat schliesslich die Hauptrolle in „Dr. Stefan Frank – Der Arzt, dem die Frauen vertrauen“ übernommen. Ich habe keine Affinität dazu und mag überhaupt keine Arztserien.

Also sind Sie kein „Bergdoktor“-Fan?

Lauterbach: Hans Sigl [Hauptdarsteller in der Serie „Der Bergdoktor; Anm.d.Red.] ist ein sehr netter und guter Kollege von mir. Da möchte ich nichts Schlechtes darüber sagen. Und „Der Bergdoktor“ ist gut gemacht, da gibt es wesentlich schlimmere Arztserien.

Die Dorfpolizistin isst ständig Pralinen. Was ist Ihr Mittel gegen Stress?

Lauterbach: Ich musste diese Pralinen teilweise mitessen. Und das ist etwas, was ich nicht gerne mache. Generell bin ich kein Fan von Essen oder Rauchen im Film. Man muss es permanent wiederholen, auch wenn man überhaupt keine Lust mehr dazu hat. Ich persönlich mache Musik, wenn ich Stress abbauen möchte. Dann setze ich mich ans Klavier oder nehme meine Gitarre in die Hand. Aber ich habe nicht so viel Stress.

Krimis haben momentan eine Hochphase. Sind Sie ein Fan?

Lauterbach: Ich schaue gar keine „Tatorte“ mehr. Ich bin auch kein „SOKO“- oder generell Krimi-Verfechter. Ich schaue gerne Thriller, Psychothriller oder Dramen – wenn sie gut gemacht sind. Ich selbst drehe viele Komödien, speziell fürs Kino bediene ich fast ausschliesslich dieses Genre. Ich unterstütze mit meiner Arbeit also das Anti-Krimi-Programm.

Was steht bei Ihnen als Nächstes an? Ruhestand wahrscheinlich noch nicht?

Lauterbach: Ich habe grade für den zweiten Teil von „Enkel für Fortgeschrittene“ gedreht. Von Ruhestand ist noch nicht die Rede. Ich finde es auch schön, dass man nicht gezwungen wird, ab einem gewissen Alter aufzuhören. Das ist eine der angenehmen Seiten der Schauspielerei. Wenn man möchte, kann man die Karriere langsam ausklingen lassen und muss nicht von heute auf morgen zu Hause sitzen und die Wände anstarren.

Sie werden nächstes Jahr 70. Macht Ihnen die Zahl Angst oder haben Sie damit kein Problem?

Lauterbach: Weder noch. Komplett locker lässt einen das Alter nicht. Aber Angst? Um Gottes willen. Angst machen würde mir eine schlechte Diagnose oder Prognose. Eine Zahl aber ganz sicher nicht. Altern tut man jede Minute und nicht an einem Tag.

Haben Sie schon etwas für Ihren besonderen Tag geplant?

Lauterbach: Ich war noch nie ein Freund von grossen Geburtstagsfeiern. Daher fange ich im Alter auch nicht mehr damit an.

Im Fernsehen werden die acht Folgen von „Höllgrund“ am 31. Oktober und 1. November im SWR zu sehen sein. Jeweils vier Folgen laufen ab 20:15 Uhr.

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